Mülheim. . Der Unternehmerverband hat mit seinem Infotruck auf dem Siemens-Gelände Halt gemacht. Kinder aus der Seiteneinsteiger-Klasse erleben Technik.

  • Info-Truck will Schülern ab Klasse acht Einblick in Berufe der Metall- und Elektroindustrie ermöglichen
  • Lkw des Unternehmerverbands macht im Frühjahr auf Betriebsgeländen diverser Unternehmen Halt
  • Ausländische Kinder wissen nur wenig über die Ausbildungsformen in Deutschland

Fizas Knie sind wackelig. Die Elfjährige ist ganz aufgeregt, als sie vor der computergesteuerten Maschine steht, die im großen Infotruck auf dem Siemens-Werksgelände aufgebaut ist. „Das ist eine CNC-Fräse, damit arbeiten Zerspanungsmechaniker“, erklärt Ingenieur Claudio Schmickler vom Unternehmerverband Metall Ruhr-Niederrhein.

Die elfjährige Fiza aus Serbien lernt nicht nur zwei neue Worte, sie steht auch zum ersten Mal vor einer solchen Maschine – und darf gleich ein Herz auf einen Aluminium-Würfel fräsen. „Wenn ich groß bin, möchte ich eigentlich Modedesignerin werden… aber mit so einer Maschine zu arbeiten wäre auch richtig gut.“

Berufe in der Metallindustrie

Ob Fiza später auch als Fachkraft für Siemens bereitstehen und ihre Karrierewünsche in Deutschland verfolgen kann, ist zwar ungewiss. Doch heute soll sie genauso in Berufe reinschnuppern dürfen wie deutsche Kinder in ihrem Alter. Um Schülern ab der achten Klasse die Erkundung von Berufen der Metall- und Elektroindustrie zu ermöglichen, macht der Infotruck des Unternehmerverbands im Frühjahr regelmäßig auf Betriebsgeländen diverser Unternehmen Halt – jetzt zum ersten Mal auch exklusiv für eine sogenannte „Seiteneinsteiger-Klasse“, die über das Programm „Schule 2.0.” der Städtischen Realschule an der Mellinghofer Straße unterrichtet wird.

In dem Programm arbeiten fünf Mülheimer Schulen zusammen, um die Bildung von Kindern mit schlechten Deutschkenntnissen zu verbessern. Vor allem Flüchtlinge sind unter den Seiteneinsteigern.

Viele Flüchtlinge in der Klasse

„So eine Klasse ist ganz heterogen”, sagt Elisabeth Schulte, die beim Unternehmerverband unter anderem für den Bereich Schule zuständig ist. „Da kann vom zwölfjährigen Hirtenkind aus Syrien bis zum sechzehnjährigen Kind eines ausländischen Wissenschaftlers am Max-Planck-Institut alles dabei sein.” Was die Kinder jedoch eint: über Ausbildungsformen in Deutschland wissen sie nur wenig. Und genau das soll sich im Truck des Arbeitgeberverbands ändern.

So werden die Kinder parallel zum ersten praktischen Arbeiten an den Maschinen über die Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland informiert. „Das ist hier so etwas wie ein Aufklärungstruck“, sagt Matthias Heidmeier, Sprecher des Unternehmerverbands. „Die Kinder können ja gar nicht wissen, dass es bei uns so etwas wie duale Ausbildungen gibt.”

Kein Abschluss ohne Anschluss

Die Seiteneinsteiger-Klasse wird so direkt einbezogen in das landesweite Programm „Kein Abschluss ohne Anschluss“. Ziel dabei ist es, den Jugendlichen eine genaue Vorstellung von verschiedenen Berufen zu vermitteln, damit sie nach dem Abschluss sicher wissen, wo sie sich für einen Ausbildungs- oder Studienplatz bewerben werden. Dabei geht es auch darum, Klischees in der Berufswelt entgegenzutreten – also etwa mehr Mädchen mit Maschinen vertraut zu machen.

Mädchen mögen Technik

Überraschenderweise muss bei den Mädchen der Seiteneinsteiger-Klasse jedoch nicht mehr viel Begeisterung für die Elektronik im Truck geweckt werden. „Die Mädchen wirkten sogar interessierter als die Jungs”, sagt Berater Claudio Schmickler. Und „begeisterungsfähig und sehr offen” seien die Kinder gewesen – mehr noch als die ein oder andere reguläre Klasse.