Mülheim. . SPD, Grüne und MBI wünschen sich ein besseres Busnetz. CDU und BAMH lehnen Mehrausgaben und Straßenbahn-Ausbau ab. Eine Analyse.
Wie oft und in welche Winkel der Stadt sollen Bussen und Bahnen in Zukunft fahren? Dazu sollen sie pünktlicher und sauberer werden – das alles am liebsten verlustfrei und noch besser gewinnbringend. Mülheims Politiker stehen – wie vor fünf Jahren – vor der Entscheidung: harter Sparkurs mit reduziertem Angebot oder mehr Fahrten und auf mehr Einnahmen setzen? Im Oktober müssen Verkehrsplaner aus dem Technischen Rathaus und der MVG (Mülheimer Verkehrs-Gesellschaft) ihre Prüfergebnisse präsentieren.
Einige Vorschläge für neue Linien sind nicht machbar. Axel Hercher (Grüne) favorisierte im Mobilitätsausschuss beispielsweise eine Haltestelle vor der Freilichtbühne. So bestechend diese Idee ist: Anlieger der schmalen Dimbeck werden protestieren. Busse kommen am Berg an oft schlecht geparkten Autos nicht vorbei. Fahrgäste haben die Verspätung im Gepäck.
15-Minuten-Takt auf der Straßenbahn reicht nicht in der Frühspitze
Klar sind nun jedoch die Fahrziele im Öffentlichen Personen-Nahverkehr. BAMH und CDU lehnen den Ausbau des Straßenbahnnetzes strikt ab. „Wir haben extra größere Fahrzeuge gekauft, damit mehr Leute hineinpassen und wir weniger Fahrten brauchen“, so Wolfgang Michels. Dann müsste der CDU-Fraktionssprecher noch konsequenter sein: Große Gelenkbusse auf allen Linien höchstens im 30-Minuten-Takt, abends und sonntags nur noch jede Stunde eine Fahrt.
Der jetzige 15-Minuten-Takt auf der Straßenbahn reicht nicht in der Frühspitze. Das ist täglich an Haltestellen zu erleben. Die Fehlentscheidung – auch von der SPD mitgetragen – müssen Politiker korrigieren. In Spitzenzeiten brauchen Bahnen und Busse einen Zehn-Minuten-Takt. Tagsüber können es weniger Fahrten sein, nachmittags mehr. Der flexible Einsatz des MVG-Personals nach bekanntem Fahrgastandrang ist die Beförderungsqualität. Die Messlatte liegt hoch.
Verkürzte Buslinien als Straßenbahnzubringer sparen Geld
Viel hängt von Gewohnheiten ab. Auf ihrem Weg in die Stadtmitte steigen viele Fahrgäste seit Jahrzehnten einmal um. Alle, die bisher in einem Rutsch ankommen, können auch einmal umsteigen, wenn die MVG die Anschlüsse garantiert. Verkürzte Buslinien als Straßenbahnzubringer sparen Geld.
SPD, Grüne und MBI wollen ein dichtes Busnetz, „weil ein verlässlicher Takt mehr Fahrgäste und Einnahmen bringt“ – danach eine neue Straßenbahnstrecke. Mülheim hat kein Düsseldorfer Großstadtformat, wo mehr Bahnfahrten zählbar mehr Fahrgäste anziehen. Den Anteil der Bus- und Bahnfahrten von 17 auf 25 Prozent zu erhöhen, ist das Ziel für die nächsten Jahre – was zuerst mehr Geld kostet. Stimmen Aufsichtsbehörden diesem Wunsch der politischen Mehrheit zu, ist das Ziel erreichbar.
Wer Verbesserungen will, muss investieren
Vom Fusionsbetrieb Evag hört man jedoch eher konservative Ansätze, was die Geschwindigkeit bei Linienänderungen oder gar Neubauprojekten angeht. Klar ist: Wer Verbesserungen will, muss investieren. Fahrgaststillstand lähmt die Stadt. Auch das haben die Fachleute aus dem Rathaus deutlich – aber nur zwischen die Zeilen – in den neuen Nahverkehrsplan geschrieben.