Mülheim. . Wirtschaftsförderung verzeichnet mit 156 Anfragen so viele wie 2015, hat aber kaum noch freie Gewerbeflächen. Flächen sollen besser genutzt werden.
- Mit 156 Anfragen liegt das Niveau auf dem Vorjahresstand und ist längerfristig gesehen überdurchschnittlich
- Das Gewerbeflächenangebot ist aber marginal. 2016 wurde die letzte städtische Fläche verkauft
- M & B setzt auf Revitalisierung. Mit den Eigentümern von zehn Flächen wird eine bessere Nutzung angestrebt
Mit 156 Anfragen ist das Nachfrageniveau nach Gewerbeflächen im vergangenen Jahr genau so hoch wie in 2015 und im Zehnjahresvergleich damit sogar leicht überdurchschnittlich. Zufrieden stellt das Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier allerdings nicht, denn im Teilmarkt der unbebauten Gewerbe- und Industriegrundstücke ist das Angebot nahezu erschöpft. Die letzten städtischen Flächen an der Hardenbergstraße konnten im vergangenen Jahr vermarktet werden. Jetzt stehen nur noch 7,71 Hektar aus privater Hand zur Verfügung, von denen auch nur 6,62 Hektar restriktionsfrei direkt verfügbar sind.
Diese Flächenreserve ist noch nicht einmal vier Mal so groß wie die Fläche, die im vergangenen Jahr bei den sechs Verkaufsabschlüssen (2 Hektar) verkauft werden konnten. Vor zehn Jahren hatte die Stadt noch etwa 16 Hektar Industriebrachen, zu denen etwa das Rühlgelände und die Duisburger Straße zählten, wo inzwischen die Hochschule und die Aldi-Verwaltung entstanden sind. Das mangelnde Angebot ließe sich natürlich auch positiv umdeuten, dass es nämlich gelungen sei, die Brachen gut am Markt zu platzieren. Die Knappheit spiegelt sich auch in einem Nachfragerückgang wider. Immerhin richteten sich 57 Anfragen (ein Drittel weniger als 2015) auf diesen schwierigen Bereich. Sogar nach einer 25 Hektar großen Fläche wurde gefragt.
Potenzial der Flächen besser ausschöpfen
Mit dieser katastrophalen Knappheit mag sich Schnitzmeier aber nicht abfinden. Auch auf die Erschließung der Flächen auf dem Mannesmanngelände oder am Flughafen – beides eher mittel- bis langfristige Optionen – will der Geschäftsführer von Mülheim & Business nicht warten. „Wir haben zehn Flächen identifiziert, die besser genutzt werden könnten“, erklärt er und kündigt für dieses Jahr Gespräche mit den Eigentümern an. Beispielhaft nennt er eine Fläche an der Rheinstraße im Hafen, deren Potenzial besser ausgeschöpft werden könnte. Auch die Infrastruktur (Bahn und Hafen) ließe sich so besser nutzen. Natürlich habe er keinen Investor an der Hand, wenn aber ein Interessent etwas sucht, dann benötige er die Fläche unverzüglich und habe keine Zeit, bis die Voraussetzungen in einigen Jahren geschaffen sind.
Und das Lindgens-Areal, wo der MWB ein hochwertiges Wohnquartier plant? Das findet Schnitzmeier völlig in Ordnung. „Das Gelände ist für hochwertiges Wohnen prädestiniert“, betont er und macht deutlich, dass die Stadt davon in gleichem Maße profitiere, indem sie Kaufkraft und Steuerzahler anlocke. Gerade mit dem Lindgens-Areal werde noch ein viel größerer Hebel ausgelöst, da sich so auch neue Perspektiven für die ehemalige Ibing-Brauerei ergeben.
Neue Perspektiven für die ehemalige Ibing-Brauerei
Wie die meisten Ruhrgebietsstädte ist auch Mülheim kein richtiger Büroflächenmarkt. 72 Abschlüsse mit einem Flächenumsatz von 17 400 Quadratmetern und damit mehr als im Jahr zuvor konnten erzielt werden. Bei einer Vielzahl kleinteiliger Mietverträge unter 100 Quadratmetern gab es lediglich einen größeren Abschluss.
Die Flächenreserven sind mit 77 000 Quadratmetern reichlich. Größeren Leerstand gibt es beispielsweise noch an der Ruhrpromenade im Baufeld 1 bei Kondor Wessels. „Das liegt nicht daran, dass wir keine Optionen vorgeschlagen haben“, sagt Schnitzmeier auf Nachfrage.
>>> LEERSTAND IM EINZELHANDEL BLEIBT HOCH
Die Nachfrage nach Ladenlokalen steigt seit 2014. Bei 28 Anfragen konnten 11 400 Quadratmeter (davon 5500) in der Innenstadt umgesetzt werden. Die Leerstandsquote in der City beträgt weiterhin 15 Prozent.
Hochwertige Nutzungen nehmen zugunsten einfacher ab. Die City-Managerin Gesa Delija wird eine Branchenbestandsanalyse erstellen, in der Bedarfslücken deutlich werden.