Mülheim. . Wohnen oder weiterhin Gewerbe? Die Projektentwicklungsgesellschaft SMW bereitet für das Gelände der einstigen Lederfabrik einen Wettbewerb vor.

Eines der besten Lagen in der Stadt ist das Gelände der früheren Lederfabrik Lindgens am Kassenberg, direkt an der Ruhr gelegen. Das Werk steht still, die Tore sind verschlossen. Die Projektentwicklungsgesellschaft SMW, in der die Sparkasse und der Mülheimer Wohnungsbau (MWB) vertreten sind, bereiten zurzeit einen städtebaulichen Wettbewerb für das Areal vor.

Was wird entstehen? „Wir favorisieren eine wohnungswirtschaftliche Nutzung, sind aber auch offen für nichtstörendes Gewerbe,“ berichtet eine Sprecherin der MWB-Geschäftsführung. Es ist nicht das erste Mal, dass Projektentwickler das Gelände ins Auge fassen. Vor Jahren hatte Hochtief Interesse bekundet und wollte dort Einfamilienhäuser errichten. Lange Zeit war das Grundstück auch als möglicher Standort für die Hochschule Ruhr West im Gespräch.

Dem Areal kommt eine Schlüsselrolle zu

Aus Sicht der städtischen Bau- und Stadtplanung kommt dem Gebiet eine Schlüsselrolle zu: Sollte man sich von Gewerbe/Industrie trennen und einen neuen Bebauungsplan aufstellen, hätte das auch Folgen für die Flächen der benachbarten, verfallenen Ibing-Brauerei und für den Steinbruch Rauen, sagt Planungsdezernent Peter Vermeulen. Ohne störendes Gewerbe könnte dann auch auf diesen Grundstücken etwas Neues entwickelt werden. „Die Stadtplanung wartet, was der Investor wünscht“, sagt Vermeulen. Für ihn stellt die Fläche „ein echtes Juwel mit viel Potenzial“ dar, das bis zur Internationalen Gartenausstellung 2017 als „innovative grüne Mitte“ entwickelt werden sollte.

Die Bedeutung wird auch in der Politik so gesehen, wobei der Vorsitzende des Planungsausschusses, Dieter Wiechering (SPD), sich beides an der Stelle vorstellen könnte: hochpreisige Wohnbebauung, aber weiterhin auch Gewerbe angesichts der fehlenden Flächen in der Stadt. Wolfgang Michels, Fraktionschef der CDU, sieht eher einen weiteren Bedarf an hochwertigem Wohnraum in der Stadt und verweist auf die schnelle Vermarktung der Wohnungen im Ruhrquartier an der Promenade, das MWB entwickelt und vermarktet hat.

Eines der letzten erhaltenen Lederfabrikgebäude

Die Lederfabrik Lindgens ist eines der letzten erhaltenen Lederfabrikgebäude in Mülheim, wo zur Zeit der Industrialisierung über 50 Fabriken den Bedarf an Lederartikeln deckten. Das Backsteingebäude ist heute Teil der Route der Industriekultur. Einige Politiker hoffen, dass „zumindest der Turm“ erhalten bleibt, so Michels. Unter Denkmalschutz steht lediglich das Wohnhaus am Kassenberg 4.