Mülheim. . Beim Heimspiel im Ringlokschuppen zeigt Kabarettist René Steinberg, dass das Irre menschlich ist. Das Publikum ist begeistert.

Erst stückweise den runden Zahnrand abknabbern oder direkt die ganze obere Kekshälfte abessen, anschließend mit den Zähnen die Schokofüllung abschaben? Für die einen ist diese Form des Gebäckstückessens schon der erste Schritt zur Zwangsstörung. Für Kabarettist René Steinberg ist das Irre aber gerade menschlich. Im Ringlokschuppen therapiert er am Samstagabend einen ganzen johlenden Saal.

Der eine rüttelt prüfend an der Haustür, obwohl er sie gerade abgeschlossen hat, der nächste beißt sich kräftig nach dem Bügeln auf die Lippe, um sich später im Auto daran erinnern zu können, dass er das Bügeleisen wirklich ausgestellt hat. Und offenbar nicht wenige Menschen nennen ihren Navi wie ihre Frauen: Uschi.

Der normale Wahnsinn war Ghostwriter für das Programm

Klarer Fall von ,erwischt’? Das Publikum jedenfalls quietscht vergnügt über Steinbergs Marottensammlung. Der normale Wahnsinn ist für seine Show „Irres ist menschlich“ zum Ghostwriter geworden: „Was Leute so machen – da kommst du nicht drauf!“ Warum aber die Leute dem Kabarettisten mehr Auskunft geben als auf eine Facebook-Seite passt? Steinberg hat als gebürtiger Mülheimer Heimspiel: „Einige sind meine Nachbarn“, scherzt er.

Das allein erklärt jedoch nicht den prall gefüllten Saal. Eher schon die liebenswerte Art, wie der Komiker, der mal bei der WAZ schrieb und auf Antenne Ruhr die Comedy-Karriere begann, mit seinen „Nachbarn“ umgeht: Axel etwa hat’s getroffen, er muss zum Sarkozy-Sketch auf die Bühne. „Wo kommste her?“ „Von draußen“, erwidert Schabernack-Sekundant Axel mit der „gallischen Nase“ furztrocken. Dass der aus Winkhausen kommt und Beamter ist, entlockt ihm der Comedian nebenbei aber doch. Und dass der Winkhausener mit seiner Art ihm fast die Show stiehlt, lässt er souverän zu.

Steinberg beherrscht seine Figuren

Bei seiner Parodie auf Sarkozy zeigt Steinberg aber auch, dass er bissig sein kann und vor allem stimmlich seine Figuren beherrscht, wenn etwa Merkel mit dem früheren französischen Präsidenten um Kanzlerschaft und Beischlaf streitet. Oder wenn Udo (Lindenberg) mit Herbert (Grönemeyer) wetteifert, hat man beide sofort im Ohr.

Kernstück aber bleiben die alltäglichen Seltsamkeiten, das unbewusst Irre: „Ordnen Sie ihre Geldscheine im Portmonee? Mit dem Gesicht nach oben?“, fragt Steinberg. Mancher schüttelt den Kopf: „Hauptsache, et sind welche drin!“