Mülheim. . Mit einem neuen Busnetz sollen Fahrgäste schneller die Nachbarstadtteile und Umsteigepunkte erreichen. Beratungen dazu laufen nächste Woche an.

  • Grüne, MBI und SPD haben zum neuen Nahverkehrsplan Ergänzungsvorschläge erarbeitet
  • Diese sehen unter anderem bei den Straßenbahnlinien die Rückkehr zum Zehn-Minuten-Takt vor
  • Ein optimiertes Busnetz soll abgehängten Stadtteilen wieder einen Anschluss bieten

Alle Straßenbahnen sollen wieder im verlässlichen Zehn-Minuten-Takt fahren. Das fordern Grüne, MBI und SPD in einem Antrag für den neuen Nahverkehrsplan. In einem 36 Seiten starken Papier hat diese neue Nahverkehrskoalition Ergänzungsvorschläge erarbeitet, um „für Bürger das Fahren mit Bussen und Bahnen in der Stadt attraktiver zu machen“. Weitere Kürzungen im Fahrplan seien der falsche Weg, steht in dem Papier. „Nur ein besseres Angebot steigert die Nachfrage.“ Das hätten andere Städte im Bundesgebiet vorgemacht.

„Wir erwarten von der neuen Nahverkehrsgesellschaft für Mülheim und Essen, dass Synergien in der Verwaltung greifen und so mehr Geld für Fahrer und einen attraktiven Fahrplan eingesetzt wird“, erklärt Carsten Trojahn (SPD). „Nur so können wir mehr Fahrgäste gewinnen und die Einnahmen steigern“, fügt Gerd-Wilhelm Scholl (MBI) hinzu. „Ein pünktlicher und verlässlicher Nahverkehr verringert die Zahl der Autofahrten und bringt ein besseres Klima in die Stadt“, ergänzt Brigitte Erd (Grüne).

Weitere Unterstützer erwartet

Alle drei Parteien erwarten von der fusionierten Nahverkehrsgesellschaft – wahrscheinlich wird sie Ruhrbahn heißen – mehr Verbindungen über die Stadtgrenze. Sie sollen wichtige Verknüpfungspunkte erreichen, wo S-Bahnen und Regionalzüge fahren oder Anschlüsse in die Nachbarstadtteile gegeben sind. Straßen- und U-Bahnen sollen die Hauptachsen weiter bedienen, während Busse neue Verbindungen bringen.

Mit einem – aus ihrer Sicht – optimierten Busliniennetz möchten SPD, MBI und Grüne das Nahverkehrsangebot verbessern und abgehängten Stadtteilen wieder einen Anschluss bieten. „Wir haben in drei Versammlungen die Meinungen der Bewohner in den Stadtbezirken abgefragt und für den Rat weitere Experten und Verbände dazu geholt“, beschreibt Carsten Trojahn (SPD) den Weg zu den jetzt ausgearbeiteten Vorschlägen zum neuen Nahverkehrsplan. Dieser soll möglichst bald in den politischen Gremien mit den Änderungen verabschiedet werden. Die drei Parteien, die hinter dem Änderungskonzept stehen, haben im Rat eine Mehrheit. „Und wir können uns vorstellen, dass wir weitere Unterstützer finden“, fügt Daniel Mühlenfeld (SPD) hinzu.

Mehrere Verknüpfungspunkte

Die Grünen sind in den Bus der neuen Nahverkehrskoalition eingestiegen, weil sie vor allem ihre Idee der Ringbuslinien verwirklichen möchten. „Viele Mülheimer möchten in den Nachbarstadtteil, um dort Verwandte zu besuchen. Der umständliche und Zeit raubende Weg über die Innenstadt entfällt damit“, erklärt Axel Hercher. Daher bilden die Linien 120 und 130 einen kleinen und einen großen Ring. Die Busse sollen in beiden Richtungen, jeweils im 20-Minuten-Takt, die Stadtteile direkt miteinander verbinden. An mehreren Verknüpfungspunkten bieten sie Umsteigemöglichkeiten zur Straßenbahn, zur S-Bahn oder anderen Buslinien.

Zweiter Aspekt des angestrebten Busnetzes: Der Hauptbahnhof soll kein Busparkplatz mehr sein. Jetzt enden dort zeitweilig sieben Linien. „Sie blockieren die Flächen für Busse, die dort nur zum Fahrgastwechsel halten. Darum schaffen wir am Kaiserplatz einen neuen End- und Verknüpfungspunkt“, sagt Gerd-Wilhelm Scholl (MBI). „Ein Toilettenhäuschen für die Fahrerpause existiert dort ebenfalls“, ergänzt Carsten Trojahn. Bei der ebenfalls für die Zukunft geplanten Umgestaltung des Kaiserplatzes sollte eine gute Umsteigestation entstehen.

Dichterer Takt zu Hauptverkehrszeiten

Die Mintarder sollen im 30-Minuten-Takt tagsüber mit der Linie 121 wieder Direktanschluss an die Stadtmitte und den Hauptbahnhof bekommen. „Zu den Hauptverkehrszeiten können wir uns einen dichteren Takt vorstellen“, erklärt Daniel Mühlenfeld. „Mit der Verlängerung nach Breitscheidt kommen wir den Wünschen der Mintarder entgegen.“ Diese gab es vor 20 Jahren bereits und wurde mangels Masse eingestellt. Eine Direktverbindung nach Kettwig steht nicht im Ergänzungspapier der Nahverkehrskoalition.

Fast keine der bisher bestehenden Buslinien bleibt auf ihrem alten Kurs. Auch die Nummervergabe im Ergänzungspapier zeigt lediglich eine Möglichkeit auf. Beispielsweise wird es den seit Jahrzehnten bekannten 124er zwischen Dümpten und Speldorf nicht mehr geben. Auch der 133er (von Saarn nach Dümpten) fällt weg. „Andere Linien übernehmen Teile der Strecke und bieten neue Direktverbindungen in die Nachbarschaft“, erklärt Axel Hercher (Grüne). „Wir müssen die Leute schneller an ihre Ziele bringen – ohne große Umwegfahrten.“ Das Ausrichten aller Linien nur auf die Innenstadt habe auch Nachteile und unnötig viele Parallelverkehre.

Im Mobilitätsausschuss am Dienstag, 28 März, soll der Entwurf des neuen Nahverkehrsplans aus dem Rathaus und der Ergänzungsantrag von Grünen, MBI und SPD beraten werden. Die CDU hat bisher kein Konzept vorgelegt.