Mülheim / Essen. Die Mülheimerin ist einen Monat lang mit Filmen, Malerei und Objekten im Essener Verein Kunstwerden zu Gast. Mehr über ihre aktuellen Arbeiten.

Von der Decke baumelt ein großer Maschendrahtkorb. Kreuz und quer finden sich darin Filmstreifen in 16 und 35 Millimeter, Spulen, Brillen, Polaroid-Fotos. „Halt alles, was man beim Filmen so braucht“, sagt Dore O. lachend. Die Künstlerin zeigt dieses Objekt und weitere ihrer Arbeiten ab nächsten Sonntag, 26. März, in Essen-Werden. „Leuchtgeschöpfe“ ist die Ausstellung betitelt.

Der Verein „Kunstwerden“ ist seit 2005 in „Tor 2“ auf einem ehemaligen Industriegelände an der Ruhrtalstraße im Essener Stadtteil Werden heimisch. Er bietet neben Lesungen und Konzerten regelmäßig Ausstellungen von bildenden Künstlern – darunter zahlreiche experimentelle Kunstformen. Dazu gehört sicherlich die 70-jährige Dore O., die über eine befreundete Künstlerin in Kontakt zu den Essenern kam und nun die Räumlichkeiten für einen Monat mit ihren Objekten bespielt.

„Jeder Mensch hat das Recht auf Wohnraum“ ist das Motto für ihre derzeitigen Arbeiten. Dazu nutzt sie durchsichtige Materialien.
„Jeder Mensch hat das Recht auf Wohnraum“ ist das Motto für ihre derzeitigen Arbeiten. Dazu nutzt sie durchsichtige Materialien. © Heinz-Werner Rieck

Das Malen, Filmen und Fotografieren lief bei Dore O. schon immer parallel, erzählt sie. Mit ihrem Mann Werner Nekes drehte sie 1967 „jüm-jüm“, der Film, der beide bekannt machte in der Szene des Experimentalfilms. Sie wirkte zumeist in seinen Filmen mit, er in ihren aber nicht. „Ich habe immer meine eigenen Filme gemacht. Das sind vor allem poetische Geschichten“, bekräftigt die Künstlerin. In der Werdener Ausstellung „Leuchtgeschöpfe“ sind Sequenzen ihrer Werke – „Kaskara“, „Xoanon“, „Blindman‘s Ball“, „Candida“ und „eye-step“ – zu sehen.

Schnipsel und Schläuche

Ihren letzten Film drehte sie im Jahr 2000, „weitere Projekte gibt es derzeit nicht“. Das Filmmaterial an sich ist und bleibt aber Gegenstand ihrer aktuellen Objektkunst. Schnipsel mit Tonspur (blau) oder Vorspann (grün) bzw. Abspann (pink) bilden Mobiles oder zieren eine ausladende Garderobe.

Plexiglas und weiße Schläuche markieren flexible Zäune, Räume oder auch Mobiliar. „Jeder Mensch hat das Recht auf Wohnraum“ ist das Motto für ihre derzeitigen Arbeiten. „Ich greife gerne aktuelle Themen auf. Wichtig ist mir dabei, reflektierendes, leuchtendes Material zu nutzen.“ Eine Leichtigkeit, die im Kellerraum von „Kunstwerden“ für Helligkeit sorgt. Aber Dore O. spielt auch mit dem Licht – und lässt ihre Objekte bewusst Schatten werfen.

Schattenrisse mit ganz eigenen Identitäten

Schatten sind immer wieder Thema ihrer Polaroidbilder. „Ich bearbeite die Schichten, kratze etwas weg oder verändere die Belichtung.“ Schattenrisse mit ganz eigenen Formen und Identitäten entstehen dadurch auf dem Papiermaterial. Neben Skizzen und Entwurfszeichnungen werden diese verfremdeten Fotos in Mappen präsentiert. Dore O. ist gespannt auf die Eröffnung am Sonntag – und freut sich auch über das eine oder andere Mülheimer Gesicht im Essener Kunstraum.

>> Öffnungszeiten im Essener Tor 2

Zur Vernissage von „Leuchtgeschöpfe“ am Sonntag, 26. März, um 16 Uhr, spricht Klaus Urbons, Künstler und Initiator des „Makroscope“ (Museum für Fotokopie) in Mülheim. Geöffnet ist die Ausstellung bei Kunstwerden e.V. (Ruhrtalstraße 19, Tor 2, 45239 Essen) immer freitags von 20 bis 24 Uhr und sonntags von 15 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung.