Mülheim. . Pulse of Europe ist das Demonstrations-Motto in immer mehr Städten. Drei Mülheimer engagieren sich in Essen auf dem Hirschlandplatz.

  • Bürger zeigen in immer mehr Städten sonntags Flagge gegen Nationalismus und Populismus
  • Auch drei Mülheimer wollen deutlich machen, wie wichtig ihnen die europäische Idee ist
  • Schätzungsweise 30 bis 40 Mülheimer waren am vergangenen Sonntag in Essen dabei

Gert Rudolph, Peter Brill und Ulrich Beul sind keine Demonstrationsgänger. Doch die Zukunft der Europäischen Union bewegt die Mülheimer, sonntags um 14 Uhr auf die Straße zu gehen, um auf dem Hirschlandplatz in Essen zu zeigen, dass viele Menschen in Zeiten des Nationalismus und des Populismus für die EU einstehen.

Sie sind nicht allein, sondern Teil einer immer größeren Bewegung, die unter dem Namen „Pulse of Europe“ inzwischen in rund 60 Städten des Kontinents für die EU auf die Straße geht.

„Die Idee von Pulse of Europe ist, den Puls Europas wieder stärker schlagen zu lassen und die leider oft schweigende Mehrheit für ein gemeinsames Europa auf die Straße zu bringen“, erklärt Ulrich Beul. Der 41-Jährige gehört, wie Gert Rudolph, zum Organisationsteam der Essener Pulse-of-Europe-Kundgebung auf dem Hirschlandplatz. Bis zu 600 Menschen kamen bisher zu der seit dem 19. Februar in Essen stattfindenden Kundgebung.

Brexit als Schlüsselerlebnis

Für Rudolph, Beul und Brill waren der Brexit und die Wahl Donald Trumps zum US-Präsident ihr Schlüsselerlebnis dafür, „dass wir“, wie Brill es formuliert, „in Europa wach werden müssen und nicht resignieren dürfen, wenn uns Freiheit, Demokratie und Frieden in Europa lieb sind.“ Auch Rudolph meint: „Gerade in Zeiten wie diesen muss man ein öffentliches Zeichen gegen Nationalisten und Populisten setzen, die die EU zu Unrecht für alles und jedes verantwortlich machen.“

Beul räumt ein, „dass die EU reformbedürftig ist, wenn es um Demokratie, Bürgernähe, Transparenz und politische Entscheidungen geht.“ Doch der Ingenieur will die EU weder als Binnenmarkt, noch als gemeinsamen Währungsraum und als Hort von Freiheit und Demokratie missen. „Als eine Gemeinschaft von 500 Millionen Menschen ist man eine Hausnummer in der Welt, als ein Volk mit 82 Millionen Menschen nicht“, unterstreicht Beul.

Peter Brill, der das Reisen durch ein grenzenloses Europa mit einer gemeinsamen Währung schätzt, glaubt, dass das demokratische, friedliche und freie Europa „heute wichtiger denn je ist, weil wir um uns herum immer mehr Kriege und diktaturähnliche Staaten sehen.“

Mehr junge Mitstreiter gewünscht

Für Gert Rudolph „brauchen wir Europa, um gemeinsame Standards zu bekommen, die für mehr wirtschaftliche und soziale Leistungsfähigkeit und Gerechtigkeit sorgen.“ Für Beul stehen, 60 Jahre nach den Römischen Gründungsverträgen der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft vor allem Freihandel und eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik auf der EU-Agenda.

Brill fährt gerne sonntags zum Hirschlandplatz, um dort „nicht gegen etwas, sondern für etwas zu demonstrieren, das niemanden ausgrenzt, sondern Menschen einlädt.“ Auch Rudolph erlebt die Essener Pulse-of-Europe-Veranstaltungen mit Live-Musik, dem gemeinsamen Singen der Europa-Hymne und einem offenen Mikrofon als entspannt. Beul, Rudolph und Brill wünschen sich noch mehr junge Mitstreiter für die EU.