Mülheim. . Chance Mint ist ein Karriereentwicklungsprogramm, das Studentinnen in kritischen Phasen stärkt und ihnen hilft, ein Netzwerk aufzubauen
- Das Förderprogramm des Landes hilft Studentinnen, auch schwierige Situationen zu meistern
- Bei Ausflügen, Praxisaufenthalten können sie Unternehmen schon früh kennenlernen
- Bei Workshops mit Rollenvorbildern können die jungen Frauen ein Netzwerk auf- und ausbauen
Der Anzahl von Frauen in technischen Studiengängen und Berufen steigt seit Jahren. Bundesweit liegt der Anteil der Frauen in diesen Studienplätzen aber bei nur 22 Prozent. Trotz überdurchschnittlicher Schulabschlüsse bevorzugen junge Frauen bei ihrer Studienwahl immer noch oft andere Fächer, obwohl sie ein ausgeprägtes Interesse an Technik besitzen. Dieses Potenzial möchte die HRW aber nicht verschenken, so dass sie sich mit vielfältigen Programmen, schon in der Schule einsetzend, darum bemüht, Frauen zu einem technischen Studium (Mint) zu ermutigen. Chance Mint, ein vom Land gefördertes Karriere-Entwicklungsprogramm mit der Uni Duisburg/Essen, ist dabei ein Baustein, der sich an Frauen wendet, die bereits ein Studium begonnen haben.
„Sind die Studierenden bereits auf der Zielgeraden, sind sie für Unternehmen sehr begehrt, entsprechend groß ist das Unterstützungsangebot. Angebote im früheren Studienverlauf sind hingegen seltener“, erklärt Beatrix Holzer, die das Projekt, an dem jetzt 17 Studierende teilgenommen haben, koordiniert. Durststrecken oder kritische Momente im Studium erlebt jeder Student.
Ziel des Programms ist es, die Motivation zu erhalten und zu stärken und das Risiko von Studienabbrüchen oder Fachwechsel zu verringern, vor allem wenn man als einzige Frau unter Männern im Seminar sitzt. So sei es etwa für eine angehende Bauingenieurin wichtig, dass sie auf einer Baustelle auf einen blöden, sexistischen Satz auch souverän reagieren könne. Nachhaltig demotivierend wirken können aber auch positiv gemeinte Bemerkungen. Frauen, so Holzer, scheitern in den Mint-Fächern meist nicht an fachlichen Anforderungen, sondern laut einer Studie an den geschlechtsspezifischen Praktiken und Gepflogenheiten.
Frühzeitige Verbindung von Theorie und Praxis
Es geht um eine frühzeitige Verbindung von Theorie und Praxis. Durch Betriebsbesichtigungen, einer einwöchigen Praxisphase in diesen Unternehmen sowie Workshops mit weiblichen Rollenvorbildern soll den Frauen das Knüpfen hilfreicher Kontakte und der Aufbau eines Netzwerkes, das sich dann auch im Berufsleben bewährt, ermöglicht werden.
20 Unternehmen aus der Region beteiligen sich bislang an diesem Programm, von denen auch einige Vertreter zur Hochschule kamen, als die 17 Teilnehmerinnen am Freitag ihre Zertifikate erhielten. Im Fokus dieser Veranstaltung standen zwei Rollenvorbilder, die qua Amt in das Programm involviert waren: Barbara Steffens, die mit ihrem Ministerium auch zuständig für Emanzipation ist, sowie HRW-Präsidentin Gudrun Stockmanns, die von den Moderatoren Nicole Auferkorte-Michaelis und Arne Gillert auch zu ihren Erfahrungen in einer Männerdomäne befragt wurde.
Steffens betonte die Notwendigkeit solcher Förderprogramme, die es Frauen ermögliche, ihr ganzes Potenzial auszuschöpfen und wies vor dem Hintergrund des demografischen Wandels auf den bevorstehenden Fachkräftemangel hin. Durch die Digitalisierung sei technisches Verständnis in sämtlichen Berufsfeldern nötig. Entgeltgleichheit und Anstrengungen in der Vereinbarung von Familie und Beruf seien weitere Voraussetzungen.
Frauen motivieren, begeistern und mobilisieren
Sie wies darauf hin, dass Interesse an Technik bei Mädchen durchaus groß sei, aber etwa mit 16 Jahren plötzlich abreiße, weil es mit den Rollenbildern nicht vereinbar erscheine. „Wir sollten uns nicht einreden lassen, dass wir etwas nicht könnten. Es gibt keinen Bereich im Gehirn, der das verhindern würde“, betonte die 55-jährige Ministerin. Einen anderen Blick auf Probleme hätten Frauen aber doch als Männer. Somit sei die Förderung auch mit einer Erwartung verbunden: Frauen zu motivieren, zu begeistern und zu mobilisieren.