Mülheim. . Angelvereine und Taucher befreiten die Ruhr und ihre Ufer vom Müll. Der Abfall stört das sensible Ökosystem des Flusses.

  • 21 Angelvereine sammelten entlang der Ruhr gemeinsam Müll ein. Taucher holten einen Grill aus dem Wasser
  • Jede Menge zerbrochenes Glas, Plastikmüll und Flaschen und Kaffeebecher landeten in den Mülltüten
  • Der Abfall schadet dem sensiblen Ökosystem Ruhr immens. Und die Angler sind durchaus selbstkritisch

Da muss wohl jemand mit der Verkehrsempfehlung nicht einverstanden gewesen sein. Denn das zerlegte „Radfahrer bitte absteigen“-Schild war eines von vielen Fremdkörpern, die die Mülheimer Angler in der Ruhr fanden. Zum 47. Mal kamen Mitglieder von 21 Anglervereinen aus der Umgebung und der Verein zur Pflege des Raffelbergs zusammen, um einen Samstagvormittag lang den Fluss und seine Ufer von Müll und üblen Kuriositäten zu befreien.

Das Schild hat im Wasser natürlich genauso wenig etwas zu suchen wie anderer Alltagsabfall, den die Fischer anstelle von frischem Fisch fischten: „Jede Menge zerbrochenes Glas, Kaffeebecher to go, viel Plastikmüll, ganze Bierflaschen“, zählt der Vorsitzende der Mülheimer Fischervereine, Michael Raspel, auf. Der 20 Kubikmeter große Container der MEG wurde diesmal aber nicht randvoll. Zum Glück, wie Raspel anmerkt. Insgesamt kam nicht ganz so viel Müll zusammen wie letztes Jahr.

„Sechs Meter tief, acht Grad kalt, ein Meter Sicht“

2016 hatten die Angler und Sammler zusätzlich noch viel Feuchttoilettenpapier von den Ufern zusammengetragen, berichtet Ralf Einhaus von den Mülheimer Angelfreunden mit Sorge, „weil sich das spezielle Papier kaum auflöst und von Fischen und Vögeln aufgenommen wird“. In diesem Jahr fand man zwar weniger davon, aber wohl nur deshalb, weil die Ruhr noch kein richtiges Hochwasser hatte, vermutet er.

Regelrecht auf Tauchstation gingen Andreas Becker und Johnny Kolberg vom Tauchverein Kamp-Lintfort: „Sechs Meter tief, acht Grad kalt, ein Meter Sicht“, geben sie an. Gefunden haben sie Eisen, Glas, einen Grill, in früheren Zeiten aber auch schon mal eine Schiffsschraube oder einen Motor.

Hobbyfischer sind selbstkritisch

Warum landet der Müll in der Ruhr statt im Eimer? „Dass man in die Natur geht, grillt oder angelt, finde ich gut. Die Natur soll von vielen Menschen unterschiedlich genutzt werden. Offenbar sind aber manche nicht in der Lage, ihren Müll mitzunehmen. Eimer gibt es doch genug“, ärgert sich Ralf Einhaus über unnötige Umweltsünden, die gemeinsam mit anderen Faktoren das sensible Ökosystem der Ruhr stören. „Früher haben wir hier ein Vielfaches an Arten und Fischmengen gefunden. Heute fängt man nach zwei Stunden mal ‘nen Hecht oder ein Rotauge.“

Unter den Hobbyfischern ist man durchaus selbstkritisch: „Leider handelt es sich bei dem gesammelten Unrat teils auch um Müll, der von Anglern zurückgelassen wurde. Durch solches Verhalten präge sie unser Bild in der Öffentlichkeit“, sagt Vorsitzender Raspel. Naturerleben und -nutzen in Einklang zu bringen, ist auch für Maya Einhaus wichtig. Mit 13 Jahren ist sie eine der jüngsten im Verein: „Ich mag es, draußen in der Natur zu sein, wenn sie gepflegt ist. Natürlich angle ich auch gerne. Leider haben nicht viele Jugendliche ein Bewusstsein für Natur“, stellt sie fest. Aus ähnlichen Gründen schwärmt auch Britta Streu fürs Angeln, seit immerhin 33 Jahren: „Ich angle zwar nicht mehr aktiv, aber das lebendige Wasser und die Vögel zu beobachten – das entschleunigt. Herrlich.“

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Nach der Sammelaktion trafen sich die Helfer zu Erbsensuppe und Gesprächen im Raffelbergpark.

Bürgermeisterin Margarete Wietelmann lobte den Einsatz der Angler, die vor Jahrzehnten bereits zum Naturschutz beigetragen hätten, als der Umweltgedanke in der Gesellschaft noch nicht so verankert war.