Mülheim. . An der Hochschule Ruhr West ist das neue Projekt „HRW-Kids“ gestartet. Für 120 Grundschüler gab es Vorlesungen und spannende Experimente.

Wie entsteht eigentlich so ein Stau auf der Autobahn? Mit dieser Frage startet Katja Rösler ihre Vorlesung zum Thema Fahrzeugtechnik. Alle Finger im Hörsaal recken sich in die Höhe. Die Professorin hat dieses Mal ganz besonders aufmerksame Zuhörer: Auf den Klappstühlen sitzen 120 Grundschulkinder.

An der Hochschule Ruhr West fiel gestern der Startschuss für die neue Kinderuni. Grundschüler konnten für einen Tag in das Leben eines Studenten eintauchen. „Wir möchten die Mint-Fächer für Kinder schon früh greifbar machen und sie ein Stück weit dafür begeistern“, sagt Insa Larson, die zusammen mit Tanja Lübbers das Projekt leitet.

Staufahrten auf dem Stundenplan

Auf dem Stundenplan stehen für die Grundschüler erst einmal Vorlesungen: Informatik, Mathe und Fahrzeugtechnik. Was zunächst dröge klingt, wird von den Professoren kindgerecht aufbereitet. Wie viele Möglichkeiten gibt es, einen Sitzplan zu erstellen? Und wie könnte man den Stau auf der Fahrt in den Urlaub vermeiden?

Florian Zellner (links) erklärt zusammen mit Michael Schäfer (rechts) die Funktionsweise des Generators. Moderator Friedhelm Susok geht immer wieder gekonnt mit Fragen dazwischen.
Florian Zellner (links) erklärt zusammen mit Michael Schäfer (rechts) die Funktionsweise des Generators. Moderator Friedhelm Susok geht immer wieder gekonnt mit Fragen dazwischen. © Fabian Strauch

In der letzten Vorlesung steht ein Experiment an. Professor Michael und Professor Florian werfen sich in ihre weißen Kittel. Vor ihnen steht eine große silberne Kugel, ein Generator. Jetzt brauchen sie nur noch eine Versuchsperson mit langen Haaren. Das Experiment soll zeigen, wie sich gleiche Ladungen abstoßen. Schülerin Julia melden sich sofort und legt ihre Hand auf die Kugel. Als der Generator geladen wird, stehen ihre Haare mit einem Mal in alle Himmelsrichtungen ab. Der ganze Saal beginnt laut zu lachen – Julia inklusive.

Brücke gebaut mit „Mädchenpower“

Nach einer kurzen Frühstückspause dürfen die Schüler dann selbst experimentieren. Bewaffnet mit einem Entdecker-Ausweis können sie an insgesamt zehn Stationen ihre Stempel sammeln. Alle 15 Minuten wird gewechselt. Moderator Friedhelm Susok hat dabei alles unter Kontrolle. Er hat bereits in Bochum die Kinderuni moderiert und auch hier an dem Projekt entscheidend mitgewirkt. Er weiß über alle Stationen bescheid und wirft immer mal wieder eine spannende Frage ein, falls die Kinder zu unruhig werden.

Bei dieser Station ist Konzentration gefragt: Die Schüler können mit einem speziellen Programm ganz leicht kleine Schriftzüge auf LED-Lampen programmieren.
Bei dieser Station ist Konzentration gefragt: Die Schüler können mit einem speziellen Programm ganz leicht kleine Schriftzüge auf LED-Lampen programmieren. © Fabian Strauch

Bei einigen Versuchen ist die Konzentration der Kinder gefragt. Mit dem Computer können sie kleine LED-Lampen so programmieren, dass diese zum Beispiel ihren Namen oder „Hallo“ schreiben. Bei anderen Stationen dagegen geht es um körperliche Anstrengung: „Mir hat das Energie-Rudern am allerbesten gefallen“, sagt Schülerin Marla. Kein Wunder, mit einem Rekord von 190 Watt auf dem Ruder-Trainingsgerät hat die Neunjährige ihre Mitschüler ganz schön beeindruckt.

Kinderuni soll jährlich stattfinden

Als letzte Station steht die Leonardo-Brücke an. Die Kinder müssen dabei aus großen Holzbrettern ganz ohne Schrauben und Dübel eine stabile Brücke bauen. „Wir haben das mit Mädchenpower ziemlich gut hinbekommen,“ sagt Julia am Ende der Übung und steht stolz vor der selbst gebauten Brücke.

Mindestens jährlich soll die Kinderuni ab jetzt stattfinden. Der Zuspruch von den Grundschulen sei sehr groß, sagt Tanja Lübbers. Auch die Schüler Joshua und Nando sind sich einig: „Das war ein richtig cooler Tag.“