mülheim. . Das Kollektiv Subbotnik zeigt am Theater an der Ruhr mit „Götter. Wie die Welt entstand“ eine kurzweilige und anregende Schöpfungsgeschichte

„Am Anfang war das Wort“, so beginnt die biblische Schöpfungsgeschichte. Aber es gibt viele Perspektiven, aus denen man die Menschheitsgeschichte erzählten kann. Das Theaterkollektiv Subbotnik hält sich da – nach einem kleinen wissenschaftlichen Exkurs über die Entwicklung von Galaxien und einem pointierten Vergleich mit platzenden Melonen – streng an die griechische Mythologie. Und die ist um einiges komplizierter, langwieriger, aber auch spannender als die biblische.

75 aufschlussreiche Minuten voller Humor

Für all diejenigen, die die Ränke und Beziehungen um Zeus, Kronos, Rhea und wie die Titanen und Nymphen alle heißen, nicht in Gustav Schwabs Klassiker über die Sagen des klassischen Altertums nachlesen möchten, erleben in „Götter. Wie die Welt“ 75 unterhaltsame wie aufschlussreiche Minuten voller Humor und Überraschungen.

Die Koproduktion mit dem Düsseldorfer FFT und dem Freien Werkstatt Theater Köln, die dort bereits gelaufen ist, erlebte am Sonntag eine umjubelte Premiere am Theater an der Ruhr. Das Kollektiv ist in Mülheim noch mit „Robinson Crusoe“ und insbesondere der Musiker Kornelius Heidebrecht noch mit weiteren Kooperationen in bester Erinnerung.

14 Schüler der Willy-Brandt-Schule glänzen im Stück

Musik spielt eine zentrale Rolle – vom rhythmischen Ticken der Uhr bis zum wiedererkennbaren Motiv der Bläser, wenn sich Zeus mal wieder beifallheischend im Kreis seiner Lieben feiern lässt. Oleg Zhukov spielt diesen Selbstdarsteller als eine Mischung aus Entertainer und Hochschuldozent. Da im antiken Drama der Chor eine zentrale Rolle spielte, gibt es ihn auch hier.

An ihm beteiligen sich unter anderem 14 Schüler der Willy-Brandt-Schule, die nur drei Mal mit den Schauspielern geprobt haben und eine tolle Leistung abliefern. Wie Prometheus dem Chor, beginnend mit einigen Lauten bis hin zu ganzen Sätzen, das Sprechen beibringt, zählt zu den an Höhepunkten reichen Inszenierung. Das Feuerzeug wird hier zum Symbol für das Spiel mit dem Feuer.

Auf den Einzelnen kommt es nicht an

Überhaupt Prometheus. Er ist ein Handwerker, der in der Schürze und mit einem Eimer voller Lehm auf die Bühne kommt. Aus einem großen Klumpen formt dann Martin Kloepfer ganz nebenbei eine Figur. Eigentlich hat er ein Faible für Ameisen, „die immer wissen, was sie zu tun haben, auch wenn sie irgendwo fremd sind“. Auf den Einzelnen komme es da nicht an, stellt er lakonisch fest, als ein virtuelles Exemplar zwischen den Hihat-Becken des Schlagzeugs zermalmt wird.

Die Wünsche des Zeus, etwas Überraschendes ganz nach seinem eigenen Ebenbild zu schaffen, kann er nur ganz auf die Schnelle nachkommen – woraus dann die Unvollkommenheit des Menschen resultiert. „Eigentlich kann man die so nicht rauslassen“, findet Prometheus, der ihnen gerne ein drittes Auge oder ein zweites Gesicht verpasst hätte.

Alltagsgegenstände dienen als Requisiten

Was das Stück so faszinierend macht, ist, mit welch einfachen Mitteln Subbotnik arbeitet. Oft sind es Alltagsgegenstände, die als Requisiten dienen. Viel geschaffen hat Zeus nicht, aber vor allem Kinder in die Welt gesetzt, die ihm nicht viel bedeuten. Da ist es naheliegend, dass sie als Leergut in den Sack enden. Beim Würfeln mit Hades setzt Zeus seine Tochter gar leichtfertig aufs Spiel – und mogelt.