Mülheim. Mülheims Siemens-Werk war maßgeblich beteiligt am Bau der Weltrekord-Anlage in Ägypten. Die letzte Dampfturbine verlässt Mülheim Mitte 2017.
- Per Live-Schaltung weihte Kanzlerin Angela Merkel in Ägypten das erste von drei Rekord-Kraftwerken von Siemens ein
- Das Mülheimer Werk liefert insgesamt zwölf Dampfturbinen und 20 Generatoren für das Mammutprojekt
- Projektleiter lobt Mitarbeiter: „Die Leute haben mit absoluter Leidenschaft, Motivation und Sorgfalt ihren Job gemacht“
Für Angela Merkel war es wohl einer der weitaus angenehmeren Momente ihrer Kairo-Visite am Donnerstag: Bei einer Veranstaltung mit Wirtschaftsvertretern im Ittihadiya-Palast des ägyptischen Präsidenten Abdelfattah Al-Sisi erlebte die deutsche Kanzlerin die Freischaltung eines neuen Siemens-Kraftwerks im Land des schwierigen Partners, den Merkel für die Einrichtung von Flüchtlingslagern gewinnen will.
Die Videoschaltung in die drei Siemens-Kraftwerke New Capital, Beni Suef und Borollos war dann doch wesentlich lockerer für die Kanzlerin als die dornigen Themen ringsum. Per Livestream zelebrierte die Kanzlerin die offizielle Einweihung der ersten Stufe der für Ägypten revolutionären Stromproduktion. Ende 2018 sollen die drei Kraftwerks-Giganten ihre gesamten 14 400 Gigawatt Leistung ausspielen – und so die Hälfte des ägyptischen Strombedarfs abdecken. Für den Rekordauftrag des deutschen Konzerns produzieren die Siemensianer im Mülheimer Hafen wesentliche Bauteile. In der Wüste, etwa 30 Autominuten von Ägyptens Hauptstadt entfernt, hat Siemens das größte Gas- und Dampfkraftwerk der Welt gebaut.
Dampfturbinen und Generatoren geliefert
Das Mülheimer Werk liefert im Rahmen des acht Milliarden schweren, in der glorreichen Siemens-Historie zuvor unerreichten Auftrags zwölf Dampfturbinen und 20 von 36 benötigten Generatoren. Die Kernbauteile der ersten Dampfturbine waren Mitte Dezember am Rhein-Ruhr-Hafen auf die Reise geschickt worden. Die 670 Tonnen schwere Fracht war seinerzeit zunächst zum Hochseehafen nach Antwerpen transportiert worden. In Belgien wurde sie dann auf ein Schwergutschiff verladen und nach Ägypten verschifft.
„Ich bin wirklich beeindruckt, was sich hier im Werk in den letzten Monaten bewegt hat“, sagte nun Martin Große-Dresselhaus, Siemens-Projektleiter für den Generatorbau, zum Stand des Mammutprojektes in Ägypten. „Die Leute in Mülheim und an den anderen Dampfturbinen- und Generator-Standorten haben mit absoluter Leidenschaft, Motivation und Sorgfalt ihren Job gemacht.“
Kraftwerke entstehen in Rekordzeit
Vor Ort im Präsidentenpalast in Kairo setzte der Siemens-Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser mit Merkel und Al-Sisi mit der symbolischen Einweihung der ersten Phase der Stromproduktion den ersten Meilenstein für das Superprojekt, das etwa dem Mülheimer Werk in schwieriger Marktlage eine sehr gute Auslastung beschert hat. Die Weltrekord-Kraftwerke (ein bislang nicht erreichter Wirkungsgrad) entstehen laut Siemens auch in Weltrekordzeit: Die ersten 4,8 Gigawatt Leistung im Kraftwerk Beni Suef konnten nun, nur 18 Monate nach dem Vertragsabschluss, an das ägyptische Stromnetz angebunden werden.
Die Siemensianer in Mülheim haben weiter mit dem Ägypten-Auftrag zu tun. Die letzte der drei Dampfturbinen soll den Rhein-Ruhr-Hafen Mitte des Jahres verlassen – freilich zerlegt: in insgesamt 5000 Einzelteile. . .