Mülheim. . Phil Backes hatte zweimal einen kapitalen Fang an der Rute. In einem Fall musste er 45 Minuten mit dem Tier ringen. Angler streiten über Umgang.
- Mannsgroß waren die Fische, die der 20-Jährige an der Rute hatte: einer 1,73 Meter, der andere 1,85 Meter
- Jeder Wels, der an der Angel hängt, soll eigentlich getötet werden
- Doch eine neue Generation von Anglern hält nicht sonderlich von dieser Regel
Es waren schon besondere Momente im Anglerleben von Phil Backes, diese Kämpfe mit den mächtigen Welsen, die der 20-Jährige in der vergangenen Saison aus der Ruhr gezogen hat. Mannsgroß waren die Fische, einer 1,73 Meter, der andere sogar 1,85 Meter. Bei Facebook postete Backes gerade erst wieder Bilder seiner kapitalen Fänge; „es waren einfach meine größten Fische“, sagt er stolz. Anerkennung dafür gab es im sozialen Netzwerk, aber auch damals am Ruhrufer: „Die Leute, die das gesehen haben, haben nur gestaunt. Sie haben aber auch gesagt, sie gehen nie mehr in der Ruhr schwimmen.“
Dabei, so betont Backes, sind die martialisch anmutenden Geschöpfe für Menschen „eigentlich ungefährlich“. Ein Wels ernähre sich von Fischen, teilweise von Enten und anderen Wasservögeln. Und, ja, an dem Vorurteil, dass schon so mancher Dackel vom Ufer weggeschnappt wurde, sei auch was dran. Schwimmer allerdings seien höchstens in Gefahr, wenn sie sich einem Nest näherten. „Dann kann der Wels zuschnappen.“ Da sein Kiefer stark ist, könne durchaus ein Bein brechen, abgebissen aber werde nichts. „Die Zähne sind eher wie Schmirgelpapier; sie können nicht wirklich verletzen.“
Der kleinere der Welse biss nach durchwachter Nacht nahe des Wasserbahnhofs an. Backes hatte ihn mit einem toten Barsch geködert. Um 5.30 Uhr hatte der leidenschaftliche Angler gespürt, dass sich etwas tat an der speziellen Welsrute. Rund 20 Minuten später hatte er ein 30 Kilo schweres und sechs bis acht Jahre altes Tier aus dem Wasser gezogen.
„Manchmal hat man Kämpfer, manchmal Schwächlinge“
Beim längeren und mit 45 Kilo schwereren Artgenossen, den er einige Zeit später am helllichten Tage mit einer Spinnrute und Kunstköder rausholte, dauerte der Kampf eine Dreiviertelstunde. „Manchmal hat man Kämpfer, manchmal Schwächlinge.“ Fisch Nummer zwei, rund zehn Jahre alt, gehörte klar zur ersten Kategorie – „wenn so einer zieht, gehen auf einen Schlag 25 bis 30 Meter von der Rolle und die Rute biegt sich durch wie ein U.“ Nur wenn das Tier mal verschnaufe, komme der Angler voran.
Welse dieser Größe sind selten in der Ruhr, weiß Backes. „Vor 20 Jahren gab es noch gar keine.“ Sie seien damals bewusst eingesetzt worden, worüber man heute nicht mehr unbedingt froh sei. „Keiner wusste, dass sie sich so stark vermehren, so groß werden.“ Mittlerweile gelte deshalb die Regel, dass jeder Wels, der an der Angel hängt, getötet werden muss. Auf die Frage, wie Backes mit seinen Fängen umgeht, welches Schicksal die beiden riesigen Tiere erlitten haben, sagt er: „Ich verrate nie, ob ich einen Fisch tatsächlich töte und zu Hause ins Gefrierfach lege – oder eben nicht.“
Der Hecht sei kritischer zu sehen
Grundsätzlich könne ein Wels nach dem Fang wieder freigelassen werden, denn er werde selten so schwer verletzt, dass er das nicht überlebe. Doch unter den Anglern gebe es kontroverse Ansichten, oft scharfe Töne: „Manche halten die Welse für Räuber und Schädlinge, weshalb sie getötet werden sollen. Unsere neue Generation aber denkt anders darüber: Für uns sind der Kormoran oder Angler, die alles rausholen, was sie kriegen können, das größere Problem.“ Beim Wels handele es sich nicht um eine Plage, „auch wenn manche das glauben“. Der Hecht sei kritischer zu sehen; „im Verhältnis zu seiner Körpergröße frisst er deutlich mehr“.
Backes, der schon mit drei Jahren mit seinem Onkel auf Fischjagd ging, mit zehn den Jagdfischereischein und mit 14 den Angelschein gemacht hat, ist Mitglied bei den Mülheimer Angelfreunden. Für den Garten- und Landschaftsbauer ist der Angelsport ein großes Glück. „In der Natur sein, war schon immer meins.“ Auch „der uralte Jagdinstinkt“ spiele sicher eine Rolle. Diese zwei besonderen Momente in seinem Anglerleben, die wird er wohl niemals vergessen. . .