Mülheim. . Stadt und Netzwerk gegen Fluglärm unterstützen Forderung, dass das Verkehrsministerium mehr Flugbewegungen in Düsseldorf ablehnt.
- Nach Schätzungen des Umweltdezernates fühlen sich bis zu 25 Prozent der Bürger durch Fluglärm gestört
- Noch mehr Flugkapazitäten hält das Netzwerk gegen Fluglärm für unverantwortlich
- Stadtvertreter zeigt wenig Verständnis für IHK-Initiative nach mehr Starts und Landungen
Die Stadt Mülheim und das Netzwerk Mülheimer Bürger gegen Fluglärm unterstützen voll die Forderung der Nachbarstädte und anderer Bürgerinitiativen, dass das NRW-Verkehrsministerium die Kapazitätserweiterung am Düsseldorfer Flughafen ablehnt.
„Der Anteil der Mülheimer Bürger, die sich schon jetzt erheblich durch den Flughafen belästigt fühlen, ist nicht zu unterschätzen“, sagt Michael Stallmann, Beauftragter im städtischen Umweltdezernat für Lärmschutz und Luftreinhaltung. Er hat aktuell eine Stadtkarte mit allen Stellen markiert, von denen ihn Beschwerden über Fluglärm erreichen, insbesondere in den späten Abend- und Morgenstunden.
„Kein Flughafen in Deutschland“, sagt Waldemar Nowak, Sprecher des Netzwerkes, „weist derart viele Verspätungen und damit Störungen der Nachtruhe nach 23 Uhr auf.“ Stallmann schätzt, dass bis zu 25 Prozent der Mülheimer unter Fluglärm leiden. Er denkt darüber nach, eine genaue Erhebung durchzuführen. Rund 5000 Mülheimer haben nach Angaben der Bezirksregierung zu den Düsseldorfer Flughafen-Planungen Einwände eingereicht.
Nicht mehr hinnehmbar
Die Bedeutung von Lärm und Lärmschutz ist für Stallmann gerade in einer Stadt, die wie Mülheim mit hoher Wohnqualität wirbt, ein entscheidendes Kriterium. Immer wieder werde er von Leuten, die sich in Mülheim niederlassen wollen, nach Fluglärm gefragt. „Wir wollen einen starken Flughafen in der Nähe haben, aber die Auswirkungen durch die Menge der Flüge, gerade in den späten Abendstunden, sind für Mülheimer nicht mehr hinnehmbar“, betont auch Umwelt- und Planungsdezernent Peter Vermeulen.
Eine Ausweitung der Kapazitätsgrenze auf bis zu 60 Starts und Landungen in der Stunde hält Vermeulen für nicht zumutbar. Man werde einen Kompromiss finden müssen, der die Interessen der Anwohner mindestens ebenso berücksichtige wie die des Flughafens. Eine Ausweitung nach den Wünschen des Flughafens, so Stallmann, könnte bedeuten, dass in den sechs verkehrsreichsten Monaten des Jahren 178 000 Flugbewegungen erfolgen.
Teils geringe Streckenauslastung
Stallmann, der die Anhörungen der Gutachter zur Kapazitätserweiterung vor wenigen Tagen intensiv in Düsseldorf mitverfolgt hat, sieht in dem Antrag des Flughafens etliche Fehler und Fehlannahmen. Vor allem eine Luftverkehrsprognose fehle. Ist die Kapazitätserweiterung mit weiteren Belastungen für die Bürger überhaupt erforderlich?
Stallmann meint nein: Die Streckenauslastung liege je nach Ziel zum Teil sogar unter 50 Prozent, oft unter 70 Prozent. Gerade mal bei den Personenverkehren Richtung Sonnenziele erreiche der Flughafen Düsseldorf eine Auslastung über 85 Prozent, sagt Stallmann mit Verweis auf das Statistische Bundesamt. Heißt aus Sicht der Kritiker: Es besteht unter den gegebenen Bedingungen noch reichlich Spielraum nach oben.
Der Flughafen will mit der Erweiterung wettbewerbsfähiger und flexibler sein und weniger Verspätungen Richtung Nacht produzieren. Nowak zweifelt daran: „Wir gehen fest davon aus, dass bei einer erweiterten Kapazität die Verspätungen eher noch weiter zunehmen.“ Durch die eigene Entgeltordnung, meint Stallmann, fördert der Flughafen sogar noch die Nachfrage, die zu Verspätungen führe, ebenso wie der Mangel an Abstellpositionen für Flugzeuge.
Nowak wie Stallmann weisen noch auf einen anderen Faktor hin: Feinstäube, Ultrafeinstäube. Auch hier warnten Wissenschaftler vor Risiken. „Wir müssen weg von der Vorstellung, dass wirtschaftliche Interesse höher bewertet werden als gesundheitliche Risiken“, so der Sprecher des Netzwerkes. Er und Stallmann haben daher auch wenig Verständnis für die Initiative der IHK, die sich für die Flugausweitung ausspricht.
Auch zehn Mülheimer Unternehmen unterstützen die Initiative. Warum macht die IHK das überhaupt, fragt sich Stallmann und verweist auf die Ergebnisse einer IHK-Umfrage aus dem Jahr 2013. Damals zeigten sich 90,7 Prozent der Befragten mit dem vorhandenen Angebot im Luftverkehr zufrieden. „Wo liegt das Problem, wenn doch so viele zufrieden sind?“
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