Die Kinderstücke zeigen die besten fünf aus 20 Theatertexten. Anzahl und Qualität der Stücke lassen weiter zu wünschen übrig, klagt die Jury.

  • Mit 30 Stücken fällt der Jahrgang in quantitativer Hinsicht etwas schwächer aus als zuletzt
  • Es gibt eine gute Spitze mit fünf ausgewählten Stücken, aber nur ein schmales Mittelfeld
  • Auffallend ist, dass geförderte Stücke oft auch zu den ausgewählten gehören

Roland Schimmelpfennig war schon neun Mal zu den Stücken eingeladen, zuletzt 2012 mit „Das Fliegende Kind“, 2010 erhielt er für „Der goldene Drache“ den Dramatikerpreis. Nun ist er mit „Die Biene im Kopf“ nominiert, das am Consol Theater Gelsenkirchen läuft.

Für den 50-Jährigen war es ein Debüt für die Kinderbühne, eines, auf das er besonders stolz sei, wie man hört, und wie schon bei Sibylle Berg vor zwei Jahren eine Auftagsarbeit. Prinzipiell schreibt er, wie Thomas Irmer, Sprecher des Auswahlgremiums, erläutert, genau so mit einer packenden und ausgeklügelten Dramatik, die den Zuschauer in einen Sog zieht, nur eben kindgerecht. Es geht um einen Jungen, der in prekären Verhältnissen aufwächst, sich in einer harten lieblosen Umgebung behaupten muss. Er fantasiert sich seine Realität als Computerspiel, die Herausforderungen des Alltags werden zu Leveln eines Abenteuerspiels, die er überwinden muss.

Zehn Beiträge bei näherer Prüfung disqualifiziert

Außenseiter-Geschichten in Variationen sind prägend für den Jahrgang, der mit 30 Stücken in quantitativer Hinsicht etwas schwächer ausgefallen ist als in den Vorjahren, zumal zehn Beiträge bei näherer Prüfung disqualifiziert werden mussten, weil diese sich doch als Bearbeitung mit relativ geringem Eigenanteil erwiesen. „Wir haben eine gute Spitze mit den fünf ausgewählten Stücken, aber nur ein schmales Mittelfeld“, bedauert Irmer, der sich mit seinen Mit-Juroren – Autor Oliver Bukowski und Regisseur Werner Mink – mehr Qualität wünscht. Die nominierten Stücke behandeln die Themen ernsthaft, lassen aber auch Humor erkennen, der für das zugewandte Miteinander steht und die Aufmerksamkeit füreinander fördert.

Philosophie kindgerecht dargeboten

Marc Becker ist auch ein Autor, der sonst im Erwachsenenfach schreibt. Mit „Wir im Finale“ war er 2004 nominiert und auch „Margot und Hannelore“ war als Gastspiel aus Jena am Theater an der Ruhr damals zu sehen. „Die Glücksforscher“ heißt sein Stück. Es spielt im Forschungszentrum von Franzi und Didi, die für Kinder ab acht diesem Gefühl nachspüren. Philosophie kindgerecht dargeboten.

Das Gefühl fremd in einer Klasse zu sein, treibt in „Dickhäuter“ von Tina Müller (* 1980) Lous Fantasie an. Ist sie am Ende gar ein Nashorn, das in den Zoo gehört? Aus Zürich kommt das Theater Fallalpha, „setzt auf die theatrale Kraft der Verwandlung, ein magisches Nashorngebilde und wunderbare Sounds“, verspricht Irmer.

Von Über-Förderung kann keine Rede sein

Rudy und sein Stofftier Hamster warten auf eine Sternschnuppe, um sich etwas zu wünschen: Die verstorbene Mutter soll wieder leben. Doch „Der dicke Sternschnuppe“ (Theater Osnabrück) ist noch jung und verglüht einfach nicht. Er ist ein Tölpel, und die beiden wollen ihn trainieren. „Das ist mit größter Warmherzigkeit erzählt und bringt einen neuen Ton in die Kinderstücke.“ Es ist das Erstlingswerk von Julia Penner (*1981), die mit Kurzfilmen schon Erfolg hatte. Außerdem eingeladen ist „Aus die Maus“ von Georg Piller und Madka Sieger, die das Grips Theater in Berlin leitet. Ein als Maus verkleideter Zauberer endet abrupt mit seinem Spiel, als eine verwahrloste Frau in die Manege tritt: eine Obdachlose.

Im Gegensatz zu den großen Stücken, wo das Thema Förderung oft kritisch gesehen wird, könne im Bereich des Kindertheaters von Über-Förderung keine Rede sein. Das Netz sei immer noch zu dünn – auch nach acht Jahren Kinder-Stücke. „Es fällt auch auf, dass beim Schreiben geförderte Stücke in Mülheim bei der Sichtung weit vorne liegen und dann oft auch zu den eingeladenen Fünf gehören.“