Raadt. . Die Neigerts ziehen seit sechs Generationen mit ihrem Zirkus von Stadt zu Stadt. Aufhören kommt für sie nicht in Frage.

Licht aus, Spot an. Es riecht nach frischem Sägemehl, im Geiste auch nach Popcorn. Genau hier, die Scheinwerferstrahlen im Gesicht, entsteht das Kribbeln. Das Portal der Manege: Ein magischer Ort. Zwar sind die Ränge jetzt noch leer, doch im inneren Ohr sind sie schon zu hören, die Ahhhs und Ohhhs der Zuschauer, wenn eine waghalsige Nummer geglückt oder ein Zaubertrick gelungen ist.

Irgendwie hat jeder eine Vorstellung vom Zirkus und die Fantasie, wie es sein muss, im Rampenlicht zu stehen.

Doch klar ist auch, Vorstellung und Realität stimmen nicht immer überein. „Der Stecker ist immer noch weg!“ Der schroffe Ruf eines Mitarbeiters lässt alle Romantik verschwinden. „Wir haben noch Probleme mit dem Licht“, erklärt Justine Neigert. Gerade einmal 18 Jahre alt, gibt sie als Junior-Chefin schon den Ton an im „Circus Altano“, der bis zum 5. März am Flughafengelände gastiert. Zehn Familienmitglieder bringen donnerstags bis sonntags ihr neues Programm zur Aufführung: Feuerspucker, Messerwerfer, Akrobatik, Jonglage und Clownerie inklusive.

Die Ponys sind die heimlichen Stars der Show.
Die Ponys sind die heimlichen Stars der Show. © Herbert Höltgen

Kurz vor der Premiere kann es schon mal hektisch werden. „Irgendwie wird es aber schon klappen. Hat bisher immer geklappt“, sagt Justine Neigert, verlässt das Zelt und watet durch den matschigen Boden in Richtung Ponys. Die fünf Zossen, jeder kaum größer als ein Schäferhund, mampfen gelassen das frische Gras. Piccolo mit hellem Fell ist momentan der lustige Star der tierischen Bande, zu der auch ein Lama zählt. „Tiere gehören einfach zum Zirkus dazu“, sagt Neigert. „Ohne ist es Varieté.“ Die 18-Jährige weiß, dass Tiere im Zirkus oft ein Aufreger-Thema sind. „Aber für mich sind sie fast wie Geschwister. Die Ponys sind jetzt sieben Jahre alt. Ich bin mit ihnen aufgewachsen. Die gehören einfach zur Familie.“ Fast wie zum Beweis lugt just eine Ziege aus ihrem Unterschlupf.

Für Zirkus im Allgemeinen gab es schon bessere Zeiten. Heute, wo jegliche Arten von Sensation und Spitzenleistung im Fernsehen oder im Internet zu sehen sind, hat es die Realität nicht immer leicht. Hier gibt es keine Filter, kein Photoshop und keine Videoschnitte. Hier ist alles echt. „Und darauf sind wir stolz“, sagt Neigert, die wie ihre beiden jüngeren Brüder selbstverständlich auch in der Manege steht. Olaf, der jüngste im Bunde, ist der Clown auf den Plakaten.

WDR dreht drei Tage

„Ich könnte mir kein anderes Leben vorstellen. Im Zirkus zu sein, das ist keine Arbeit.“ Langweilig wird es jedenfalls nicht. Wenn gerade keine Nummern zu proben sind, dann schaut auch mal das Fernsehen vorbei. Wie beispielsweise nächste Woche. „Drei Tage wird uns der WDR begleiten“, erzählt die 18-jährige Artistin.

© Herbert Höltgen

Der „Circus Altano“ wird von den Neigerts bereits in der sechsten Generation geführt. Und wenn es nach Junior-Chefin Justine geht, dann auch in der siebten. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Denn auch das Leben einer Zirkusfamilie verändert sich.

Leute haben immer weniger Zeit für den Zirkus

„Die Leute haben immer weniger Zeit, in den Zirkus zu gehen.“ Darum kommt der Zirkus immer öfter zu den Leuten. „Wir haben Auftritte in Kindergärten, Schulen und Seniorenheimen. Das sind für uns Herzensangelegenheiten“, sagt Neigert. Besonders bei älteren Menschen habe der Zirkus auch heute noch eine magische Wirkung. „Sie können sich an alles erinnern, freuen sich und sind ganz bei der Sache“, berichtet die 18-jährige Nachwuchs-Artistin, die seit ihrem zweiten Lebensjahr regelmäßig vor Publikum steht. „Zirkus ist eine Tradition und darf nicht aussterben. Wir werden alles dafür tun, dass uns das gelingt.“

>>> Zwei Vorstellungen am Sonntag

Die Zirkus-Premiere ist am Donnerstag um 15 Uhr. Weitere Vorstellungen finden von donnerstags bis samstags ebenfalls um 15 Uhr statt. An Sonntagen gibt es zwei Auftritte: um 11 und 14.30 Uhr.

Eintritt regulär: 15 Euro (Erwachsene), 13 Euro Kinder. Bei der Premiere am Donnerstag 7 Euro. Weitere Informationen unter: 0157-893 121 66