Mülheim. . Falsches Abbiegen ist die Hauptunfallursache im Straßenverkehr. Besonders gefährdete Verkehrsteilnehmer sind Kinder, Rentner und Radfahrer.

  • Im vergangenen Jahr gab es in Mülheim rund 82 Schwer- und 455 Leichtverletzte im Straßenverkehr
  • Im Stadtgebiet gibt es drei Unfallhäufungsstellen – sogar mit einem Todesfall
  • Polizei hat auch Fußgänger, die bei Rot über die Ampel laufen, im Visier

Im vergangenen Jahr hat es in Mülheim fast 6000 Mal im Straßenverkehr gekracht. Die Folgen: 82 Schwer- und 455 Leichtverletzte. Die Zahlen im Vergleich zu 2015 steigend. Doch: „Die Gesamtzahl von Unfällen im vergangenen Jahr beunruhigt uns nicht“, so Polizeidirektor Wolfgang Packmohr, Leiter der Direktion Verkehr. „Was allerdings zum Nachdenken anregen muss, sind die angestiegen Zahlen der leicht- und schwerverletzten Verkehrsteilnehmer.“ Dem stimmt auch Polizeipräsident Frank Richter zu und hebt heraus, dass besonders Fußgänger, Rentner und Kinder, aber auch Fahrradfahrer am häufigsten betroffen seien.

„Warum die Zahlen angestiegen sind, können wir derzeit nicht genau sagen. Das müssen wir im Nachhinein noch analysieren“, so Packmohr. Doch einer der Gründe steht bereits fest: Besonders beim Abbiegen der Autofahrer entstehen die meisten Unfälle. „Viele fahren einfach, ohne anzuhalten und nachzuschauen, ob ein Fußgänger oder Fahrradfahrer die Straße überqueren möchte“, erklärt Packmohr. „Das ist sehr gefährlich.“ Hier will die Polizei in Zukunft mehr gegensteuern und an besonders heiklen Unfallhäufungsstellen mehr Präsenz zeigen – auch in Zivil. Die Stellen sollen mit einem speziellen Überwachungsauftrag im Blick behalten werden.

Ein Todesfall in den letzten vier Jahren

Drei Stellen mit besonderes vielen Unfällen gibt es in Mülheimer Stadtgebiet. Dazu zählt die Kreuzung am Werdener Weg, Obere Saarlandstraße und Zeppelinstraße. Die Kreuzung Am Schloss Broich, der Bergstraße, der Schloßbrücke und dem Ruhrufer sowie an der Duisburger Straße, Ecke Prinzenhöhe. An den sogenannten Unfallhäufungsstellen gab es in den vergangenen vier Jahren fünf Schwerverletzte, zwei Leichtverletzte, neun verletzte Radfahrer und sogar einen Todesfall. Häufigste Ursache waren Fehler beim Abbiegen, die Missachtung des Rotlichts, aber auch das Fahren von Radfahrern entgegen der Fahrtrichtung. „Wir werden vor Ort die Abbiegevorgänge stärker kontrollieren“, so der Polizeidirektor.

Im Auge behalten werden die Beamten auch Fußgängerwege. „Wer durch Falschparken Fahrradwege und Bürgersteige versperrt, wird zukünftig sofort abgeschleppt“, so Packmohr. „Die Autofahrer blockieren mit ihrem Fehlverhalten den nicht für sie vorgegebenen Raum. Menschen müssen so unfreiwillig auf die Straße ausweichen. Das ist immer mit einem Risiko verbunden. Besonders Rentner mit Gehhilfe aber auch Personen mit Kinderwagen sind davon betroffen.“

Verwarnungsgeld für Fußgänger

Doch nicht nur Autofahrer sind bei den Beamten im Visier. „Wir wissen, dass Fußgänger ebenfalls Unfälle verursachen“, so Richter. Vermehrt würden Menschen bei Rot über die Ampel gehen. „Das verwarnen wir mit bis zu 10 Euro.“ Doch nicht das Verwarngeld, sondern das Fehlverhalten vor Kindern ist es, was die Beamten sauer macht. „Erwachsene haben eine Vorbildfunktion – auch im Straßenverkehr“, so Packmohr. „Kinder sind die schwächsten Verkehrsteilnehmer, die besonders beschützt werden müssen.“

>>> Zahl der verunglückten Kinder extrem angestiegen

Um 72,5 Prozent im Vergleich zu 2015 ist die Zahl der verunglückten Kinder in Mülheims Straßenverkehr angestiegen. Ursache dafür seien in erster Linie fehlende oder falsch angebrachte Rückhaltesysteme, wie Kindersitze, in den Autos.

Aus diesem Grund werden die Beamten verstärkt vor Kindergärten und Schulen im Einsatz sein. Eltern dürfen bei einem Fehlverhalten mit einem hohen Strafgeld rechnen. „Wir werden in diesen Fällen sofort handeln“, so Packmohr.