Der energetischer Stadtentwicklungsplan soll den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß in Mülheim halbieren. Studenten haben kreative Beispiele entworfen.

  • Oberbürgermeister Scholten eröffnet Ausstellung mit beispielhaften Entwürfen für Gebäudesanierungen
  • Studenten der Hochschule Düsseldorf entwickeln erste Energiespar-Konzepte
  • Besondere Struktur des Quartiers spricht für Projekt-Start im Stadtteil Heißen

Ob sich eine „Wärmewende“ im Stadtteil Heißen-Süd anbahnt? Oberbürgermeister Ulrich Scholten zeigte sich am vergangenen Samstag zuversichtlich. Mit der Aufstellung des Energetischen Stadtentwicklungsplanes für Mülheim und einem energetischen Quartierskonzept soll zumindest ein Grundstein gelegt sein.

Am vergangenen Samstag eröffnete der Oberbürgermeister im Edeka-Laden an der Kleiststraße eine kleine Ausstellung mit beispielhaften Entwürfen für Gebäudesanierungen, die Schule machen sollen. Denn bis 2030 sollen alle Landeskommunen – auch Mülheim – den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß (CO2) auf der Basis von 1990 halbieren.

Die Gebäudesanierung ist ein wichtiger Baustein, der dazu beitragen kann. Nur wie? An einer solchen Fragestellung arbeitete die Stadt gemeinsam mit Medl und dem Institut LUST der Hochschule Düsseldorf. Die von Studenten des Instituts erarbeiteten Ideen zeigen ganz unterschiedliche Ansätze. Für ein Haus am Heißener Nansenweg entwarfen und planten die Architektur-, Maschinenbau- und Sozialwissenschafts-Studenten etwa einen 15-Quadratmeter-Vorbau aus Glas auf zwei Etagen, der mehr bieten soll als „nur“ dämmen.

„Es ist wie ein kleines Portal, man ist noch nicht in der Wohnung, aber schon geschützt“, erläutert Nasibullah Ahmadsadah die besondere Qualität des Glasbaus. In dem Zwischenraum steht eine Bank, ein Netz zwischen den Etagen kann wie eine Hängematte zum Entspannen genutzt werden. Die schon etwas in die Jahre gekommene Gebäudefassade sieht im Entwurf deutlich schicker und modern aus.

Glasvorbau soll Heizkosten senken

Entscheidend für den Eigentümer aber ist der Wärmespar-Faktor: Studentin Louisa Große-Dreimann ist überzeugt, dass der Vorbau die Hälfte an Heizkosten einspart. Andere Entwürfe beschäftigen sich mit nachhaltigen Dämmmaßnahmen und Alternativen zu umstrittenen Dämmstoffen wie Polystyrol.

Am Ende aber liegt die beschworene Mülheimer „Wärmewende“ in der Hand der Eigentümer; ob ein vorgeschlagener Entwurf umgesetzt wird ist also eine Finanzierungsfrage. Für ein solches Projekt in Heißen spricht daher laut Analyse die besondere Struktur des Quartiers aus überwiegend finanziell soliden bzw. auch einkommenstarken Bewohnern. Allerdings sind darunter gerade auch ältere Paare und alleinstehende Senioren, die sich eine solche Investition gut überlegen müssen.

Sanierung lohnt nicht immer

Das weiß auch Ulrike Marx vom Referat Umwelt, Planen und Bauen: „Man muss scharf rechnen, ob sich eine Sanierungsmaßnahme lohnt und wann sie sich amortisiert hat.“ Im Zuge einer weiteren Umsetzung besteht jedoch die Möglichkeit, ein Quartiersmanagement zu beantragen, das in Fragen zur Finanzierung und Förderung berät, Sanierungsmaßnahmen koordiniert und bei Bedarf kontrolliert.

Ulrike Marx ist sich sicher: „Aber es können auch viele kleine Maßnahmen zum gewünschten Effekt führen, zum Beispiel, wenn man statt eines Briefkastenschlitzes in der Tür einen Briefkasten außen anbringt.“

>>> MASSNAHMEN UMFASSEN VIELE BEREICHE

Das Quartier Heißen Süd ist für das Projekt ausgesucht worden aufgrund seiner besonders vielseitigen Struktur aus Gebäuden im öffentlichen und privatem Besitz.

Hier liegt das Friedrich-Wennmann-Bad, das Gymnasium Heißen sowie die städtische Gemeinschaftsgrundschule Filch-nerstraße. Zudem gibt es viele Ein- und Mehrfamilienhäuser, die in privater Hand wie auch bei verschiedenen Wohnungsbaugesellschaften liegen. Viele der entsprechenden Gebäude sind in den 1950er und 1960er Jahren entstanden.

Die geplanten Maßnahmen umfassen die Energieeffizienz, die Senkung des Energieverbrauchs und die Förderung von erneuerbaren Energien und energieeffizienten Technologien