Mülheim. . Die Bewohner am Rande der Altstadt leiden unter dem Anwohnerparken auf dem Kirchenhügel. Politik hat die Verdrängung in andere Gebiete erwartet.
Dass man in einem dicht besiedelten Bezirk vor der Haustür keinen Parkplatz findet, nimmt man einige Male vielleicht in Kauf. Wenn daraus aber ein Dauerzustand wird, wächst der Ärger. Vor allem dann, wenn man den Grund kennt. „Seit Anwohnerparken in der Altstadt und auf dem Kirchenhügel eingeführt wurde, finden wir hier keinen Parkplatz mehr“, sagt Udo Schulte. Er wohnt an der Kämpchenstraße. Und seit Bezirksvertretung und Planungsausschuss die Anwohnerparkbereiche links von der Kaiserstraße beschlossen haben, kurven die Anwohner rechts von der Kaiserstraße auf der Suche nach einem Parkplatz ein ums andere mal um den Block. Allein ist Schulte dabei nicht. „So ziemlich jeder hier beschwert sich darüber.“
Anwohnerparkbereich ist politische Entscheidung
Das ist auch der Grund, warum er auf die Politiker derzeit nicht so gut zu sprechen ist. Doch, was tun? Weitere Anwohnerparkzonen einführen? Die Stadt verneint. Zwar könne man den Ärger verstehen. Vor allem, da der Bereich rund um Paul-Essers-, Kämpchen- und Oberstraße durch Schulen, hohe Wohndichte und mehrere Sportstätten (vor allem die Innogy-Halle, wir berichteten) belastet sei, so Stadtsprecher Volker Wiebels. Er verweist er darauf, dass die Einrichtung eines Anwohnerparkbereichs eine politische Entscheidung sei. So wie bei den Parkflächen Altstadt und Kirchenhügel. Den hatte der Planungsausschuss 2015 beschlossen. „Das ist übrigens der einzige Anwohnerparkbereich in der ganzen Stadt“, so Wiebels.
Als Verwaltung sehe man solche Bereiche kritisch. Weil niemand einen natürlichen Anspruch auf einen Parkplatz vor der Haustür habe. Je mehr Anwohnerparkbereiche eine Stadt einführe, desto mehr Begehrlichkeiten würden geweckt. Warum aber hat die Politik überhaupt damit begonnen, diese Begehrlichkeit zu wecken?
Parken für Bewohner funktioniert in anderen Städten
Das liegt daran, dass ein Teil der Politik nicht versteht, warum die Verwaltung sich seit Jahren gegen Anwohnerparkbereiche sperrt. „Was in anderen Städten möglich ist, ist in Mülheim nicht möglich“, sagt SPD-Ratsherr Claus Schindler, der Mitglied des Planungsausschusses ist, eben des Gremiums, das den Anwohnerparkbereich durchgesetzt hat. Schließlich funktionierten solche Parkplätze exklusiv für Bewohner der jeweiligen Straße in anderen Städten sehr gut. Darum habe man durchgesetzt, Altstadt und Kirchenhügel zumindest als Testgebiet einzusetzen.
„Dass eine Verdrängung in andere Gebiete einsetzt, war zu erwarten“, sagt Schindler. Man müsse bei solchen Dingen immer abwägen. Im Altstadtbereich sei der Parkdruck irgendwann zu groß geworden. Schindler stellt auch klar, dass man die Entwicklung aufmerksam verfolgen werde. Vor allem dort, wo es keine ausgewiesenen Parkflächen für Anwohner gibt. Wie an der Kämpchenstraße. Wenn man feststelle, dass dort auch großer Parkdruck entstehe, müsse man „tätig werden“. Udo Schulte wüsste auch wie: „Entweder, das Anwohnerparken in der Altstadt wird wieder aufgehoben, oder bei uns wird auch so eine Parkzone eingeführt.“
Anwohnerparken soll wieder Politik-Thema werden
Zumindest soll das Thema noch 2017 wieder in die Politik getragen werden. Das habe ihm Bezirksbürgermeister Arnold Fessen versprochen, so Schulte. „Ich bin froh, dass wir so wachsame Beobachter haben“, sagt der, sieht aber auch keine schnelle Lösung. Für wichtig hält er es, dass man nicht nur über Einschätzungen spricht, sondern Fakten in der Hand hat. Eine Zählung der Fahrzeuge und der freien Plätze, wie sie auch am Kirchenhügel vor der Einführung des Anwohnerparkens eingeführt wurde, hält er für sinnvoll. „Dann können wir entscheiden, ob wir Regelungen ausdehnen oder zurücknehmen.“