Mülheim. Baumarkt, Gartencenter, Tankstelle und Burger-Imbiss – das alles will Mülheims Politik nicht auf dem Jost-Gelände am Hafen sehen.

  • Eine weitere Handelsansiedlung soll per Veränderungssperre an der Weseler Straße ausgeschlossen werden
  • Politiker sehen die Weseler Straße mit Verkehr und Lärm als sehr belastet an
  • Stadt möchte Betrieb ansiedeln, der die vorhandene Infrastruktur mit Hafenbahn und nahem Wasseranschluss nutzt

In größtmöglicher Einigkeit haben Mülheims Planungspolitiker der Paul Jost GmbH als Eigentümerin des ehemaligen Fallwerk-Geländes an der Weseler Straße Grenzen aufgezeigt für eine zukünftige Nutzung des Areals.

Eine weitere Handelsansiedlung soll per Veränderungssperre ausgeschlossen sein, gleichzeitig ist ein Bebauungsplanverfahren in Gang gesetzt, mit dem wohnverträgliches Gewerbe auf das Gelände gezogen werden kann. Beides hat der Planungsausschuss nun einstimmig beschlossen. Die Stadtverwaltung ist zusätzlich dazu aufgefordert, eine Bürgerversammlung zum Thema anzubieten, weil auch angrenzende Wohnbaugrundstücke betroffen sind. Das hatte zuletzt schon die Bezirksvertretung eingefordert.

Bauvoranfragen scheiterten

Wie berichtet, hatte Jost für das Areal zwei Bauvoranfragen an die Stadt gerichtet: für einen Baumarkt mit angeschlossenem Gartencenter (Hagebaumarkt) sowie für eine Tankstelle (Westfalen) und eine Fastfood-Kette (Burger King). Hagebaumarkt-Betreiber Hartmut Buhren hatte sein Interesse zwischenzeitlich aber schon zurückgezogen.

Eine solche Entwicklung aber will die Stadt nicht sehen, auch weil das geräumte Grundstück eine der letzten Gewerbeflächen ist, die zur Verfügung stehen. Die Veränderungssperre soll das nun abweisen. Hermann Stollen (Grüne) äußerte aber Zweifel, ob die noch vom Rat zu verabschiedende Veränderungssperre auch einer gerichtlichen Überprüfung standhalten könnte. Das habe schließlich zuletzt auch an der Düsseldorfer Straße (Rewe und Getränkemarkt) nicht funktioniert.

„Möglichst kein Logistikbetrieb“

SPD-Planungspolitiker Claus Schindler sagte im Zuge der Entscheidung für ein Bebauungsplanverfahren, dass vor Ort sicher „kein Wunschkonzert“ für die Stadt gespielt werde. Er hoffe aber, dass sich „möglichst kein Logistikbetrieb ansiedelt“. Die Weseler Straße sei genug mit Verkehr und Lärm belastet, so Schindler auch mit Blick auf die nahe Wohnbebauung an der Hofackerstraße in Speldorf.

Nur noch seichte Kritik übten MBI und Grüne daran, dass jetzt erst ein Bebauungsplan erarbeitet werden soll. Lothar Reinhard wählte eine versöhnliche Erklärung: „Mit der Einleitung haben wir nun gemeinsam mit Herrn Jost die Chance, die Ziele in dem wichtigen Gebiet an der Nahtstelle zwischen Broich und Speldorf, Hochschule und Hafen zu bestimmen.“

Planungsdezernent Peter Vermeulen machte auf Nachfrage von Brigitte Erd (Grüne) deutlich, dass der Stadt auch sehr gelegen daran sei, einen Betrieb dort anzusiedeln, der die vorhandene Infrastruktur mit Hafenbahn und nahem Wasseranschluss nutze. Dass man an der Stelle gleichzeitig ein emissionsarmes Gewerbe bevorzuge, „macht die Sache auch so schwierig“.