Mülheim. . Die neuen Einrichtungen fördern die Integration kleinster Kinder. Sie sind in den Flüchtlingsunterkünften Teil der Bildungsinitiative RuhrFutur.
- Kinderstuben in den Flüchtlingsunterkünften Oberheidstraße und Klöttschen kümmern sich um die Kleinsten
- Die landesweite Bildungsinitiative RuhrFutur fördert 18 solcher Kinderstuben in vier Ruhrgebietsstädten
- Anwohner aus der Nachbarschaft brachten zur Eröffnung Geschenke für die Kinder vorbei
Welche Fluchtgeschichten die kleinen Kinder erlebt haben mögen, sieht man ihnen nicht an, wie sie da spielen, basteln und singen wie andere auch in diesem Alter. Doch für eine Regel-Kindertagesstätte sind diese Kleinen noch nicht vorbereitet. Zwei neue Kinderstuben in den Flüchtlingsunterkünften an der Oberheidstraße und am Klöttschen kümmern sich um die Allerkleinsten ab einem Jahr, unterstützt von der landesweiten Bildungsinitiative RuhrFutur, die 18 solcher Kinderstuben in vier Ruhrgebiets-Städten fördert.
Hinter RuhrFutur steht unter anderem die Mercator-Stiftung, und durch die zusätzlichen Mittel kann die Betreuung intensiver sein, auch die Eltern umfassen. Die den Tagesmüttern manchmal berichten von der wochenlangen Flucht zu Fuß mit dem Kind auf den Schultern.
Tagesmütter sprechen auch kurdisch und arabisch
Ein bis maximal fünf Jahre alt sind die Kinder, die in gemütlichen Räumen in der Flüchtlingssiedlung am Klöttschen (9) und in einer Übergangswohnung an der Oberheidstraße (6) von fünf Tagesmütter betreut werden. Die engagierten Frauen sprechen neben deutsch auch kurdisch, arabisch und englisch und holen sich notfalls Dolmetscher zur Hilfe.
„Die Kinder sollen erst mal ankommen, Kind sein dürfen, sich entfalten“, erklärt Sozialpädagogin Gabriele Becker-Albrecht, die die Tagesmütter in den Kinderstuben unterstützt. Deutsch lernen die Kinder dann von allein – zum Stolz und zur Freude ihrer Eltern. Denen vermittelt wird, wie das so läuft in Deutschland, etwa in einer Kita, in die im Sommer die ersten der Kleinen wechseln können. Intensive Elternarbeit mit Sprechstunden und Elterncafé gehört bei den Kinderstuben mit dazu, die vor allem den entwurzelten Kindern helfen wollen, Bindungen aufzubauen.
Sozialdezernent Ernst wünscht sich Regelförderung
Träger der beiden Kinderstuben ist das Diakonische Werk in enger Kooperation mit der Stadt. Mülheims Sozialdezernent Ulrich Ernst will das Projekt als einen weiteren Baustein für einen Weg in ein gutes Leben für alle Kinder in der Stadt verstanden wissen. Ein Weg, der angefangen mit der (vorgeburtlichen) Betreuung durch die Familienhebammen bis zum Übergang von der Schule in den Beruf allen Kindern den Weg zur Bildung ebnen soll. Die Kinderstuben sind ein Beispiel für eine Bildungsinitiative, für die sich Ulrich Ernst eine spätere Regelförderung, etwa durch das Land, wünscht. Das Projekt Kinderstuben wurde von RuhrFutur gerade im Düsseldorfer Landtag vorgestellt.
Von der Bildungsinitiative RuhrFutur, die laut Ulrich Ernst für fünf Jahre 16 Mio. € für fünf Städte bereitgestellt hat, werden in Mülheim 16 Grundschulen und drei weiterführende Schulen gefördert. Auch die Hochschule ist mit im Boot.
Kinder singen mit Betreuerinnen ein Ständchen
Soweit sind die Kleinen in der Kinderstube am Klöttschen noch nicht. Die vielen Gäste zur offiziellen Eröffnung machen ein bisschen schüchtern, trotzdem singen sie mit den Betreuerinnen ein Ständchen, während der Kleinste nebenan unbehelligt vom Gesprächslärm Mittagsschlaf hält. Am Montag wird wieder Ruhe eingekehrt sein. Dann werden die Kinder mit ihren Betreuerinnen das Geschenk auspacken, dass die Anwohner aus der Nachbarschaft vorbeigebracht haben. Mehr Info: www.ruhrfutur.de