Mülheim. . Nach den Kohlenmonoxid-Vorfällen in Eppinghofen und Broich im Januar sagt die Polizei: An den Gasthermen hat es nicht gelegen. Ein Experte warnt.
- Nach den zwei Kohlenmonoxid-Alarmen Anfang Januar hat die Polizei keine Fehler an den Gasthermen entdeckt
- Experte sieht in der Brennwerttechnik ungeahnte Gefahren lauern, die kaum jemandem bewusst seien
- Schon kleinste Änderungen in der Wohnung können lebensgefährlich werden, sagt er
Die Polizei hat ihre Untersuchungen zu den Kohlenmonoxid-Vorfällen zu Jahresbeginn, bei denen in Eppinghofen gar ein 36-jähriger Familienvater ums Leben gekommen ist, abgeschlossen. Bei den Überprüfungen der Gastherme in den zwei betroffenen Mehrfamilienhäusern an der Schreinerstraße und an der Prinzeß-Luise-Straße in Broich hat ein Gutachter laut Polizeisprecher „keine Hinweise auf ein strafbares Verhalten“ gefunden. Experten warnen indes: Beim Betrieb raumluftabhängiger Brenngeräte lauern etliche Gefahren. Eben solche Gasgeräte waren in beiden Häusern installiert.
Am 3. Januar hatten Nachbarn, nachdem sie den 36-Jährigen im Haus an der Schreinerstraße bewusstlos aufgefunden hatten, Alarm geschlagen. Als die Rettungskräfte die Wohnung des Familienvaters betraten, schlug der Kohlenmonoxid-Melder an. Wiederbelebungsversuche bei dem 36-Jährigen scheiterten. Andere Bewohner mussten wegen erhöhter CO-Werte in eine Spezialklinik in Düsseldorf. Nur einen Tag später Großalarm in Broich: Wieder mussten mehrere Bewohner per Helikopter in die Spezialklinik geflogen werden.
Polizei: Keine Hinweise auf ein Fremdverschulden
„Unser Gutachter hat keine Hinweise auf ein Fremdverschulden festgestellt“, so ein Polizeisprecher dieser Tage auf Nachfrage. Die jeweiligen Gastherme seien regelmäßig gewartet worden, hierbei und auch bei der Installation seien keine Mängel aufgefallen. Auch eine bewusste Manipulation könne ausgeschlossen werden. „Wir gehen von einem tragischen Unfall aus.“
Wo aber liegen Ursachen für jene Kohlenmonoxid-Vergiftungen? Die Medl bestätigte auf Anfrage, dass sie beide Heizungsanlagen stillgelegt hatte – mit der Auflage, dass sie nur nach einer Wartung durch einen beim örtlichen Versorger konzessionierten Fachmann wieder in Betrieb gehen durften. Und die Medl gab an, dass es sich in beiden Fällen um raumluftabhängige Gasgeräte gehandelt habe.
Schon kleine Dinge können Katastrophe auslösen
Diese Geräte führen den Sauerstoff, der zur Gasverbrennung nötig ist, nicht über den Kamin zu, sondern holen ihn sich aus der Wohnung selbst. Wenn dort aber zu wenig Sauerstoffmoleküle vorhanden sind, kann es zu einer unvollkommenen Verbrennung kommen, in einem teuflischen Kreislauf steigt die Kohlenmonoxid-Konzentration.
Das Prekäre: Kaum ein Mieter oder Hauseigentümer dürfte sich bewusst sein, dass schon kleine Dinge Auslöser sein können für jene Kettenreaktion. Bezirksschornsteinfeger Patrick Stürmer mahnt mit Blick auf die tragische Kohlenmonoxid-Tragödie in einem Mehrfamilienhaus in Eppinghofen zu einem bedachten Umgang mit raumluftabhängiger Brennwerttechnik, etwa bei Gasthermen.
Gute Kohlenmonoxid-Melder kosten rund 50 Euro
In jedem Fall sollten Mieter und Hauseigentümer die jährliche Wartung durch einen Fachbetrieb nicht vernachlässigen „und den Schornsteinfeger reinlassen“, so Stürmer. Zudem empfiehlt der Bezirksschornsteinfeger aus Broich, nah am Gerät einen Kohlenmonoxid-Melder aus dem Fachhandel zu installieren, in guter Qualität gebe es ein solches, selbst anzubringendes Alarmsystem für rund 50 Euro. Denn selbst Wartung und Schornsteinfeger-Dienst können nicht garantieren, dass es zum Kohlenmonoxid-Alarm kommt.
Die Grundregel für den problemfreien Betrieb jener raumluftabhängiger Brennwerttechnik ist laut Stürmer, dass gewährleistet sein muss, dass einerseits im Aufstellraum beständig und ausreichend Verbrennungsluft vorhanden ist. Andererseits könne das tückische, weil geruchlose Kohlenmonoxid austreten, wenn die Abgase aus der Verbrennung nicht einwandfrei abgeführt würden.
Experte rät: Raumluftsituation im Blick halten
Gerade bei raumluftabhängiger Brennwertgeräten könnten die Ursachen einer Katastrophe wie zuletzt in Eppinghofen vielfältig sein, so Stürmer. Da ersetze jemand die alte Badezimmertür (mit Lüftungsschlitzen) durch eine neue (ohne Schlitze). Ein anderer erneuere die Fenster, die nun dichter seien. Alles verändere die Raumluftsituation – schon das könne eine verheerende Wirkung haben. Gefahrenquellen sind laut Stürmer auch Dunstabzugshauben, die nur Luft absaugen, aber nicht kombiniert sind mit einer Abschaltautomatik, sollte gleichzeitig kein Fenster offenstehen.
Die Liste von Dingen, die bei jener Brennwerttechnik unbedacht zur Katastrophe führen können, ist unendlich lang, zeigen verschiedene Experten-Beiträge. Stürmer nennt auch dieses Beispiel: die Gastherme in einem kleinen Bad, dort noch viel Staub oder eine haarende Katze, viel Haarspray im Einsatz – „verklebt oder verstaubt die Gasdüse, wird bei einer unsauberen Verbrennung auch Kohlenmonoxid freigesetzt. Selbst Waschpulver könne verheerende Wirkung entfachen. „Es gibt tausende Gründe, etwa auch eine nicht ordentliche Wartung“, sagt Stürmer.
Experten sagen, dass der Betrieb einer Gastherme immer im Gesamtkontext mit der Wohnsituation zu bewerten sei. Deshalb, so Stürmer, rate er bei Änderungen in der Wohnung, einen Schornsteinfeger zu Rate zu ziehen.