Mülheim. . Der 11. Februar ist Tag des Notrufs. Über 80 000 davon gehen bei Feuerwehr und Polizei in Mülheim jährlich ein. Doch nicht jeder ist ein Notfall.
Donnerstagnacht, 1.47 Uhr. Der erste Mülheimer Notruf des Tages erreicht die Leitstelle. „Polizei Essen“ meldet sich ein Mitarbeiter. Am anderen Ende beklagt sich ein Bürger über nächtliche Ruhestörung. Nachdem das Wo, Wer und Was geklärt ist, schickt der Polizist einen Streifenwagen zum Tatort. Dafür braucht er nur wenige Klicks.
„Die ersten nächtlichen Stunden des Tages verlaufen eher ruhig“, sagt Christian Kossmann, Dienstgruppenleiter der Polizei Essen/Mülheim. Die meisten Anrufe kommen zwischen 14 und 19 Uhr. Insgesamt sind das allein für Mülheim über 120 jeden Tag. Doch nicht alle davon führen zu einem Einsatz: „Es gab auch schon eine Frau, die wegen eines missglückten Haarschnitts angerufen hat“, erzählt Kossmann. Das sei allerdings nicht so lustig, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn durch solche Anrufe werden oft die Leitungen für richtige Notfälle blockiert und dabei können Minuten entscheidend sein.
Acht Beamte nehmen die Anrufe entgegen.
Acht Polizeibeamte nehmen bei voller Besetzung die Anrufe entgegen. Jeder von ihnen ist ausgerüstet mit einem Headset und drei Bildschirmen. Mit dem Einsatzleitsystem haben sie zum Beispiel einen genauen Überblick darüber, welcher Polizeiwagen gerade wo im Einsatz ist. Jeder hat außerdem eine rote Lampe, die signalisiert, wer gerade im Gespräch ist.
105 Anrufe täglich bei der Feuerwehr
Während es am Vormittag bei der Polizei meistens eher ruhig ist, gehen bei der Leitstelle der Feuerwehr zu dieser Tageszeit die meisten Anrufe ein. Im Schnitt 105 davon nehmen die Mitarbeiter dort täglich entgegen. „Die meisten davon sind Einsätze für den Rettungsdienst“, sagt Steffen Dannenberg, Leiter der Leitstelle. Bei diesen Anrufen sei es besonders wichtig zu klären, wie der Zustand des Patienten ist. So wird entschieden, ob zusätzlich zum Rettungswagen auch noch ein Notarzt geschickt werden muss. Oft kommt es vor, dass Notrufe bei der Feuerwehr eingehen, für die eigentlich die Polizei zuständig ist. Genauso auch umgekehrt. Doch das ist kein Problem: Per Direktleitung wird der Anruf einfach weitergeleitet.
13.55 Uhr, die Stoßzeit der Notrufe bei der Polizei beginnt. Fast jeder zweite Anrufer meldet in den nächsten Stunden einen Unfall mit Sachschaden. „Verkehrsunfälle sind bei uns der mit Abstand häufigste Grund eines Notrufs“, sagt Lars Lindemann Sprecher der Polizei Essen/Mülheim.
Unterschiedliche Prioritäten der Notrufe
Verschiedene Notrufe haben unterschiedliche Prioritäten. Da könne es auch mal sein, dass eine kleine Nachbarschaftsstreitigkeit warten muss, wenn woanders gerade eingebrochen wird, so Lindemann.
Die Suche nach einer vermissten Person erfordert einen besonders großen Koordinationsaufwand. In der Leitstelle muss dann genau abgeschätzt werden, wo überall Streifenwagen oder auch Hubschrauber eingesetzt werden müssen, sagt Christian Kossen.
Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig anrufen
Andere Angelegenheiten kosten hingehen nur Zeit und Nerven: „Hier an der Pommesbude kosten Zaziki und Zwiebeln 1,20 Euro extra, das ist doch Betrug“, beschwert sich eine Anruferin. „Dafür wählen sie den Notruf?!“, fragt der Mitarbeiter der Polizei entgeistert. „Viele Menschen verwechseln uns in dieser Hinsicht leider mit Anwälten oder Sozialarbeitern“, sagt Christian Kossmann. Trotz allem will der 53-Jährige die Bürger dazu motivieren, in bestimmten Situationen lieber einmal zu viel als einmal zu wenig den Notruf zu wählen. Besonders bei möglichen Einbruchsdelikten: „Wenn mir zum Beispiel im Haus meines Nachbarn etwas komisch vorkommt, sollte ich den Notruf wählen“, sagt der Dienstgruppenleiter. „Wir als Polizei sind da oft auf die Hilfe und das richtige Gespür der Bürger angewiesen.“