Gedämpftes Motorbrummen und rauschende Lüftungen gehörten am Freitagabend bei der Lesung dreier Autoren in Mülheimer Bussen einfach dazu
Sich die Zeit während einer Busfahrt mit einem guten Buch zu vertreiben, ist nicht ungewöhnlich. Wohl aber, sich den Lesestoff vom Autor höchstpersöhnlich vorlesen zu lassen, während der Bus durch Mülheim ruckelt. So geschehen am Freitagabend bei der Aktion "mobiLES", zu der das NRW-Kultursekretariat in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Mülheim und der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MGV) eingeladen hatte.
Mit seinem neuen Roman "Morgen war schon" und einem Mikrofon in der Hand hatte es sich Autor Guy Helminger in der Busmitte gemütlich gemacht. Schnell tauchten die Zuhörer in die Geschichte rund um den Taxifahrer Feltzer und seine Freundin Louise ein. Doch der Story konzentriert zu folgen, fiel gar nicht so einfach. Hier ein Huckel auf der Straße, dort ein plötzlicher Stopp an der roten Ampel und der wummernde Motor und die Lüftung als permanente Geräuschkulisse. "Diese Lesung ist wirklich etwas völlig anderes. Man steht als Autor gar nicht im Mittelpunkt. Die Leute schauen häufig aus dem Fenster oder ziehen Verbindungen zwischen den Texten und den Lokalitäten draußen", erzählte John von Düffel, der am Freitag aus seinem erst kürzlich erschienenen Roman "Beste Zeiten" las. Ungewohnt fanden die Schriftsteller auch die Sitzordnung: "Teilweise sitzen die Zuhörer uns ja im Rücken", so von Düffel. Ausgefallen war die mobile Lesung vor allem auch für die insgesamt rund 50 Zuhörer: "Tolle Idee. Nur die Nebengeräusche stören etwas. Aber ohne Zwischenfälle wäre es ja auch keine richtige Busfahrt", meinte Ulrike Tapp aus Mülheim. Und der Busfahrer? "Ich höre gerne zu. Sehr angenehm ist das", so Mahmut Icin.
Als dritten Schriftsteller hat das NRW-Kultursekretariat Kevin Vennemann nach Mülheim eingeladen, so dass gleichzeitig drei Busse in Mülheim ihre Runde drehten. Nach 30 Minuten hieß es dann: Umsteigen bitte in den nächsten Lesebus. Eigentlich. Denn leider machte die Technik den Veranstaltern nach der ersten Runde einen Strich durch die Rechnung: "Zwei Mikrofon-Anlagen sind defekt. Wir werden jetzt mit den Bussen zur Bibliothek fahren und die Lesungen dort fortsetzen", musste Klaus-Peter Böttger, Leiter der Stadtbücherei, improvisieren.