Mülheim. Die Bücherschränke in Mülheim locken viele Passanten an. Probleme mit Vandalismus gibt es nicht. Die Schränke verbergen auch echte Raritäten.

  • Die Betreiber der Bücherschränke in Mülheim sind mit dem Feedback der Bürger sehr zufrieden
  • Vandalismus und Schmierereien sind in der Altstadt, Speldorf und Saarn in letzter Zeit kein Problem
  • Oft lassen sich in den Schränken noch echte Raritäten finden

Das lang gesuchte Lieblingsbuch finden, neue Literatur entdecken und alles kostenlos mit nach Hause nehmen. Öffentliche Bücherschränke sind ein kleines Paradies für Literaturliebhaber auf der Suche nach alten Schätzen.

Auch in Mülheim gibt es sie: die Schränke voller Kriminalfälle, Fantasie-Geschichten und Liebesdramen. Jeder kann ein neues Buch reinstellen oder eines herausnehmen. Den Bürgern scheint das Prinzip zu gefallen: „Unser Bücherschrank wird wirklich sehr gut angenommen“, sagt Heinz Hohensee vom Mülheimer Geschichtsverein.

Besonderer Fund: Ein altes Kirchengesangbuch

Seit über vier Jahren betreut er den Schrank auf dem Siegfried-Reda-Platz. Dieser wird von RWE gesponsort und war der erste öffentliche Bücherschrank in der Stadt. Und noch immer sind alle fünf Fächer von oben bis unten voller Bücher.

Von „Die Päpstin“ von Donna Woolfolk Cross bis hin zum Guinness Buch der Rekorde von 1983 – der Schrank hält die eine oder andere Rarität bereit. „Ich habe ein ganz altes Kirchengesangbuch gefunden, da waren sogar Texte von unserem Tersteegen drin“, erinnert sich Heinz Hohensee. „Das habe ich natürlich sofort mitgenommen.“

In Speldorf sind die Bücher in einer Telefonzelle

So oft es geht, räumt er auf und sortiert aus: „Pornografische Inhalte zum Beispiel wollen wir in unserem Schrank nicht haben.“ Größere Probleme wie Vandalismus gebe es zurzeit aber nicht.

Auch in Speldorf und Saarn können Bücherfreunde in Schränken neue Geschichten entdecken. In Speldorf hat sich die Interessengemeinschaft für diese Möglichkeit stark gemacht. Dort gibt es seit 2013 einen ganz besonderen Bücherschrank: Eine alte, rote Telefonzelle.

Buchhandlung betreut den Schrank in Saarn

So bekommt das Stöbern noch einen ganz besonderen Charme. „Hier haben sogar schon Vasen und Bilderrahmen den Besitzer gewechselt“, sagt Andrea Fleck von der IGS. Sie achte aber darauf, dass sich meistens nur Bücher in der Telefonzelle befinden.

Keine Telefonzelle, aber dennoch einen gut besuchten Bücherschrank betreut unter anderem die Buchhandlung Hilberath und Lange in Saarn. Brigitta Lange schaut mindestens einmal in der Woche an der Düsseldorfer Straße vorbei. „Die Resonanz ist wirklich sehr positiv. Gerade für Menschen, die sich nicht immer neue Bücher leisten können, ist das wirklich eine gute Sache“, so Lange.

„Schrank ist eine Bereicherung für unseren Stadtteil“

Doch bis der Bücherschrank stand, kostete es die Verantwortlichen viel Zeit und Nerven: „Es hat bestimmt zwei Jahre gedauert, bis der Bücherschrank endlich da war“, erinnert sich Corinna Waage, vom Förderverein der Gesamtschule. Sie hatte die Idee eines Bücherschranks in Saarn ins Leben gerufen. Nach langem hin und her ist auch dort RWE als Sponsor eingesprungen und hat den Traum eines eigenen Bücherschranks verwirklicht. „Der Schrank ist eine echte Bereicherung für unseren Stadtteil“, freut sich Corinna Waage.

Auf dem Siegfried-Reda-Platz wartet „Die Päpstin“ derweil noch vergebens auf einen neuen Besitzer. Dafür wird ein anderes Buch aus dem Schrank herausgeholt: „Das gibt’s ja gar nicht“, sagt eine Passantin, „dieses Kinderbuch suche ich schon seit Jahren.“ In allen Büchereien habe sie schon nachgefragt, doch nirgends gab es dieses Buch. Jetzt hält sie „Die See der Abenteuer“ von Enid Blyton stolz in ihren Händen: „Das gebe ich so schnell nicht mehr her.“