Mülheim. . Noch liegen 40 000 Tonnen Bauschutt auf dem Gelände des ehemaligen Kaufhof. Im März sollen die Arbeiten für das neue Stadtquartier starten..
- Viel Schutt vom einstigen Kaufhof muss noch entsorgt werden, bevor mit den Neubauten begonnen wird.
- 15 bis 20 Prozent der Fläche in den Neubauten sind bisher noch nicht vergeben
- MWB-Chef hält angesichts der Entwicklung ein Plädoyer für eine lebendige Innenstadt
Der Kaufhof ist verschwunden. Der Baubeginn für das neue Stadtquartier Schloßstraße ist nun für März vorgesehen, erklärt Gerd Rainer Scholze, Geschäftsführer des Düsseldorfer Projektentwicklers AIP, Projektpartner des MWB.
Von dem Einkaufszentrum blieben 40 000 Tonnen Bauschutt, die noch immer von Baggern aus dem Tiefgeschoss geholt und zur Aufbereitung nach Duisburg gekarrt werden. Da die alten Kellerwände bestehen bleiben, wird ein Teil des Bauschutts aber vorerst dort bleiben. Er wird an den Mauern zu Wällen aufgehäuft und soll sie stabilisieren, da der Druck von oben fehlt und Kräfte von der Seite drücken, wie MWB-Vorstand Jürgen Steinmetz erklärt. Die Mauern bleiben als gekürzte Rudimente erhalten.
Bauen in Flussnähe ist nicht ohne Risiko
Beim Stadtquartier Schloßstraße, kurz SQS, hofft man, dass in den nächsten Wochen Hochwasser ausbleibt. „Sonst müssten wir die Baugrube fluten“, erklärt er. Andernfalls würde dem Bauprojekt dasselbe Schicksal drohen wie dem Bonner Schürmannbau in den 90er Jahren, dessen Rohbau um bis zu 70 Zentimeter hochgetrieben wurde. Bauen in Flussnähe ist eben nicht ohne Risiko. „Wenn wir das erste Obergeschoss erreicht haben, ist die Gefahr gebannt und wir haben genug Last“, sagt Scholze.
Zwei unterschiedlich große Gebäude werden entstehen. AIP hat bereits für das größere das in Süddeutschland ansässige Unternehmen Baresel – eine Tochter der Köster Bau – als Generalunternehmen verpflichtet, der MWB verhandelt noch. Die Baugenehmigung liegt noch nicht vor, sie sei eine Frage von Tagen und noch abhängig von der Prüfstatik. Mündlich sei schon alles klar, heißt es aus beiden Büros.
Mit den Hauptmietern steht die Finanzierung
Vorgesehen ist ein großer Mix: Er besteht aus Betreutem Wohnen und einem Pflegeheim, Hotel (Holiday Inn Express mit 140 Zimmern und damit das größte Haus in der Stadt), Fitness (FitX wird in den beiden obersten Stockwerken 3000 Quadratmeter in Anspruch nehmen), Gastronomie, Einzelhandel, Dienstleistungen und Gewerbe. „Monostrukturen, etwa nur Handel, lassen sich immer schlechter realisieren“, so Scholze. Offen seien noch etwa 15 bis 20 Prozent der Fläche, aber es gibt laut Scholze Gespräche mit mehreren Interessenten für eine Fläche. So würde mit mehreren Betreibern von Biomärkten verhandelt, aber auch Drogeriemärkte zeigten Interesse. Für Scholze entscheidend: durch die Hauptmieter stehe die Finanzierung.
Auf Betreutes Wohnen setzt auch der MWB, der in Kooperation den Mülheimer Pflege Partnern gut 20 Wohnungen anbieten möchte, die dort dann auch direkt einen Pflegestützpunkt einrichten. AIP kooperiert mit dem Unternehmen Alloheim (bereits Betreiber des Wohnpark Dimbeck) und stellt 80 Pflegeplätze und Wohnungen auf 3000 Quadratmetern bereit. Die Detailplanungen laufen überall auf Hochtouren.
Esser: „Wir investieren in Leben, nicht in Steine“
MWB-Vorstand Frank Esser nutzt den Wendepunkt auf Mülheims größter Baustelle für ein Plädoyer für eine lebendige Innenstadt. „Wir investieren in Leben, nicht in Steine“, betont er. Aus seiner Sicht werde in der Stadt viel zu sehr über bauliche Formalien oder die Höhe von Häusern diskutiert. „Entscheidend ist nicht die Hülle, sondern das, was darin passiert“, findet der Chef der Genossenschaft, die im SQS im Sommer 2019 selbst mit 90 Mitarbeitern ihr Domizil eröffnet.