Mülheim. Rainer Komers hielt bei der Eröffnung der Jahresausstellung im Mülheimer Kunstmuseum einen Nachruf auf den kürzlich verstorbenen Filmemacher Nekes
Es gehört zu den traurigen Ritualen, dass in der Jahresausstellung im Kunstmuseum stets der verstorbenen Künstler gedacht wird. An den erst am 22. Januar mit 72 Jahren verstorbenen Werner Nekes erinnerten Museumschefin Beate Reese und der ihm verbundene Filmemacher Rainer Komers auf sehr persönliche Weise bei der Ausstellungseröffnung am Samstag.
Dass es dem Experimentalfilmer gesundheitlich schlecht ging, war seit einem Portrait in der Kunstzeitschrift Monopol vor drei Jahren bekannt. Vor zwei Jahren nahm er aber wieder an der Eröffnung der Jahresausstellung teil. Die gleichaltrigen Komers und Nekes haben gemeinsam auf dem heutigen Otto-Pankok-Gymnasium die Schulbank gedrückt. Schon bald nach dem Abi trafen sie an der Uni in Bonn zusammen.1964 war das, als es politisch wurde und Präsident Johnson Bodentruppen nach Vietnam schickte. In Amerika formierte sich das New Cinema. „Der revolutionäre Drive der Bewegung war der Treibsatz, mit dem Werner zusammen mit Dore O., abzog wie eine Rakete“, so Komers.
Zunächst als Motor des Bonner Filmclubs. An den leeren Audimax, als sie Passolini zeigten, kann sich Komers ebenso erinnern wie an die drei ausverkaufen Vorführungen von Louis Malles „Die Liebenden“. 65 schon drehten die beiden eine gemeinsame Dokumentation über den Kettwiger Fabrikanten und Sammler Scheidt, in dessen leerer Textilfabrik zwei Künstler arbeiteten.
Die Wege trennten sich. Aber später wird er für Nekes Plakate entwerfen und drucken. Während Nekes Ende der 60er in Hamburg eine Professur inne hat, wird sein Interesse an der Vorgeschichte des Films und den optischen Spielereien geweckt und seine Sammlung unter dem Namen wächst im Lauf der Jahrzehnte auf rund 40 000 Objekte. Er wird zur Müga-Zeit Gründer der Camera Obscura und ist in Europa zwischen Edinburgh und Jerez, wo ähnliche, aber kleinere solcher Observatorien stehen, bestens bekannt.
Aber Komers erinnert noch an etwas anderes, was wohl ohne Nekes nicht möglich gewesen wäre: Das Filmbüro, das vor über 20 Jahren gegen große Proteste in der Filmstiftung aufgegangen ist und Filmemachern wie Komers die Arbeit überhaupt erst ermöglicht hat. Und 1990 zur Eröffnung der Polnischen Filmtage diskutierte Nekes mit Roberto Ciulli am Theater an der Ruhr über das Weltkino.
Aber ihn treibt auch eine Sorge: Was wird aus der Sammlung Iris. Kann die „phantasiesprühende Wunderkammer“ in NRW oder in Deutschland gehalten und zugänglich gemacht werden? In einem Interview vor über zehn Jahren mit Ulrike Pfeiffer skeptisch und antwortete mit Humor. „Die Deutschen Filmmuseen beschäftigen sich mit Mode. Berlin hat das Nachthemd von Marlene Dietrich, Potsdam die Perücke von Hans Albers und Düsseldorf die Schuhe von Kinski.“
Pfeiffer hat eine Portrait über Nekes gedreht. „Der Zauberer zwischen den Bildern“ hat auf der Berlinale Premiere. Vielleicht gelingt es ja, zur Jahresausstellung noch Johnny Flash oder Uliisses zu zeigen.