Die Flüchtlingsinitiative will künftig für die Spendenausgabe Termine mit den Flüchtlingen vereinbaren. So bleibt mehr Zeit für das Gespräch.

  • Im Winter hat der Bedarf nach Kleiderspenden bei den Flüchtlingen wieder zugenommen.
  • Es werden Termine für die Abgabe vereinbart, damit die ehrenamtlichen Helfer effektiver arbeiten können.
  • Die Helfer haben mehr Zeit für das Gespräch mit den Flüchtlingen. Beratung wird wichtiger.

Ehrenamt und Professionalität schließen sich nicht aus, ganz im Gegenteil: Gerade Menschen, die ihre Freizeit einem guten Zweck opfern, haben einen Anspruch darauf, dass ihre Arbeit nicht ins Leere läuft. Deswegen sind effektive Strukturen für das Ehrenamt wichtig. Diese Erfahrung hat die Flüchtlingshilfsinitiative „Willkommen in Mülheim“ (Wim) seit ihrer Gründung immer wieder gemacht.

Auch aktuell ist sie dabei, ihre Arbeit neuen Verhältnissen anzupassen: Die Öffnungszeiten in dem Warenhaus an der Friedrich-Ebert-Straße sollen geändert werden, wo an die bedürftigen Flüchtlinge die Spenden, vor allem Kleidung, ausgegeben werden. Die Ursache: Der Andrang hat wieder zugenommen. Samstag waren 100 Flüchtlinge vor Ort, denen nur zehn Helfer gegenüberstanden. „Im Winter besteht ein größerer Bedarf an warmer Kleidung. So erklären wir uns den Zulauf“, sagt Reinhard Jehles, der Wim-Vorsitzende. Dabei hatte es in der letzten Zeit eigentlich so ausgesehen, dass die Warenhaus-Besuche abnehmen. Es sind keine neuen Flüchtlinge in Mülheim dazu gekommen. „Es ist aber ein Kleider-Bedarf da. Und damit müssen wir nun umgehen.“

Wenn so viele Menschen auf einmal im Warenhaus sind, dann entsteht Gedränge. „Das führt letztlich dazu, dass vor allem diejenigen im Mittelpunkt stehen, die sich besonders gut durchsetzen können. Wer schüchtern ist, Frauen und Kinder zum Beispiel, haben schlechtere Karten. Das geht nicht, denn das ist ungerecht“, findet Reinhard Jehles. Deswegen hat er sich ein neues System ausgedacht: Künftig sollen die Flüchtlinge vorab einen Termin vereinbaren und dann erst zu diesem Zeitpunkt zum Warenhaus kommen. Pro Flüchtling sind 15 Minuten für so einen Termin einkalkuliert. „Wenn die Familie besonders groß ist, es also länger dauern wird, sich um alle zu kümmern, dann können auch mehrere Termine vereinbart werden“, sagt Jehles. Der Vorteil der neuen Regelung: Die Ehrenamtler wissen bereits im Vorfeld, was die jeweiligen Personen benötigen. Denn schon bei der Terminvereinbarung, die über ein Formblatt erfolgt, wird notiert, was gewünscht wird. „So können wir die Dinge bereits im Vorfeld heraussuchen. Das sorgt für mehr Effektivität.“ Die Anmeldung kann sowohl in den Flüchtlingsunterkünften vorgenommen werden, wo die Wim-Helfer präsent sind, oder eben im Warenaus an der Ebert-Straße.

„In Zukunft gibt es vielleicht eine Woche Wartezeit. Aber wir können besser planen und haben dann auch am Termin selbst mehr Zeit“, sagt Jehles. Diese Zeit sei auch deswegen wichtig, weil sich die Hilfe immer mehr in Richtung Beratung verschiebe. „Die Menschen brauchen zum Beispiel Tipps für den Umgang mit Behörden.“ Für solche Gespräche bleibe dann mehr Raum. „Unsere Arbeit spielt sich künftig mehr im Stillen ab“, sagt Jehles. Nicht mehr große Events - wie das Kinderfest im letzten Jahr - sondern eben solche Beratung sei künftig gefordert.