Mülheim. . Drei Stücke bilden den 7,40 Meter tiefen Revisionsschacht. Sie sind gegossen aus 110 Tonnen Stahlbeton und nun an der Essener Straße eingebaut.
Etwas Schnee hatte über Nacht die Baustelle auf der Essener Straße mit einer weißen Schicht überzogen. Aber die Frauen und Männer mussten ran, der Termin war gesetzt: Folglich rückten drei Tieflader mit dicken Fertigteilen an, damit sie für den neuen Rumbachkanal in die Erde kamen.
Fast direkt unter der Stadtbahn-Brücke muss der neue Kanal eine alte Abwasserleitung überqueren. Vor und hinter dieser Kanalkreuzung lassen Ingenieure so genannte Schachtbauwerke einsetzen. „Das sind gleichzeitig Revisionsschächte, die wir für die Wartung brauchen und wenn der Kanal sein Profil oder seine Richtung ändert“, beschreibt Wolfgang Liebig, Abteilungsleiter der Firma Echterhoff.
Alles von Hand einschalen, mit Stahl armieren und mit Beton ausgießen – das dauert zu lange. Die Bauleiter hatten für das Einsetzen der drei Fertigteile einen strammen Zeitplan vorgegeben. Aber der platzte. Der Fahrer des zweiten Schwertransportes wartete auf sein Begleitfahrzeug, das seinen Transporter in die Baustelle eskortierte.
Kran nimmt 30 Tonnen schweres Bauteil an den Haken
Nach mehreren Telefonaten und längerem Warten in der Kälte fuhr der Tieflader dann doch vor. Ein Autokran nahm das rund 30 Tonnen schwere Stück an den Haken und senkte es vorsichtig, aber passgenau in die Baugrube. Zuvor hatte der Kran bereits ein 40 Tonnen wiegendes Betonteil eingesetzt. Das dritte folgte gestern Mittag. „Wir erledigen dann noch die Verfüllung. Mehr ist aber bei diesem schlechten Wetter nicht drin. Das weitere Ausschachten muss warten. Der Boden ist zu hart gefroren“, erklärte der Bauleiter.
Solche Schlecht-Wetter-Puffer stehen im Bauablaufplan, „Die gehören dazu, weil niemand sagen kann, was von oben herunterkommt“, erläutert Susanne Schürmann. Die Projektleiterin für den neuen Rumbachkanal im Umweltamt steht derweil im Matsch und blickt für ein Interview in die Fernsehkamera. Die Ruhe weg hat Bauleiter Ingo Schmees und scherzt mit Susanne Schürmann: „Bekomme ich auch ein Autogramm?“
Dann laufen alle zur Baugrube, dirigieren den Kranführer, damit der das Betonstück mit den passenden Seiten in die korrekte Position dreht. Danach folgt das Kommando: „Langsam ablassen.“ Knapp zwei Minuten später setzt der Block auf den bereits eingebauten auf. „Sichern und Seile aushängen“, ruft der Bauleiter. Auch wenn alles wie Routine aussieht. Die Frauen und Männer sind hoch konzentriert, haben ihre Augen überall. Einen Unfall mit dem tonnenschweren Stück wäre eine Katastrophe, die keiner braucht.
37 Rohrstücke sind bereits eingebaut
Fast geräuschlos und ohne lange Staus wurden die Fertigteile gestern eingebaut. Von der Gracht bis zur Brücke sind die ersten 37 runden Rohrstücke (85 laufende Kanalmeter mit 2000 Millimeter Innendurchmesser) bereits verlegt. Hinter dem Schachtbauwerk folgt ein rechteckiges Kanalstück (innen 2,5 Meter breit, 1,2 Meter hoch). Daran schließt sich ein zweites Schachbauwerk an, von wo der Kanal auf die Nordseite unter der Essener Straße verschwenkt wird. Es soll in vier Wochen eingebaut werden. Es kann aber auch März werden, wegen Frost und Schnee.