Mülheim. . Die UHB Wohnungsgesellschaft aus Bochum zieht sich komplett aus Mülheims Handelslage zurück. Aber nicht aus dem naheliegenden Grund.

  • Die UHB Wohnungsgesellschaft aus Bochum verkauft seine elf Wohn- und Geschäftshäuser in Mülheims City
  • Geschäftsführer betont, dass dies nichts mit der anhaltenden Krise in der Innenstadt zu tun habe
  • Er sieht vielmehr seit Monaten Anzeichen für eine Trendwende bei der enormen Leerstandsproblematik

Mülheims Innenstadt erlebt derzeit einen gewaltigen Immobilien-Umsatz. Nach Recherchen dieser Zeitung hat sich die UHB Wohnungsgesellschaft aus Bochum im Paket von gleich elf Wohn- und Geschäftshäusern im Handelskern der Innenstadt getrennt. Weitere Eigentümer streben dort den Verkauf ihrer Immobilien an. Eigentum mit Wert in deutlich zweistelliger Millionenhöhe ist am Markt.

UHB-Geschäftsführer Holger Burhenne bestätigte auf Nachfrage dieser Zeitung, dass sich sein Unternehmen komplett aus der Handelslage der Innenstadt zurückzieht. Welche Immobilien verkauft sind und wer der Käufer ist, wollte Burhenne noch nicht sagen. Der Verkauf sei „noch in der Abwicklung“, sagte er. Zu einem Gerücht, dass sich wieder einmal ein für die Stadtplanung und Wirtschaftsförderung wenig greifbarer, breit aufgestellter Immobilienfonds in der City breitmacht, sagte Burhenne nur: „Das kann man so nicht sagen.“ Zu hören ist, dass die Spuren womöglich nach Berlin führen.

Immobilien wurden im Paket verkauft

Mindestens drei Geschäftshäuser an der Leineweberstraße dürften nun den Besitzer wechseln, vier UHB-Adressen an der Schloßstraße sind bekannt, ebenso werden im Paket Wohn- und Geschäftshäuser an der Delle und am Synagogenplatz sein. Die Immobilien sind teilweise durch Leerstand gekennzeichnet und überwiegend durch einen offensichtlichen Sanierungsstau.

Mehr als zehn Jahre lang hat UHB die Wohn- und Geschäftshäuser laut Burhenne in ihrem Besitz gehalten, bezahlt hatte sie UHB seinerzeit aus dem Verkaufserlös für die Wohnungen am Hans-Böckler-Platz 3, wo UHB über Jahre 90 Prozent des Hochhauses hielt.

Ehemaliger Eigentümer prophezeit Trendwende

Laut Burhenne ist nicht die lang andauernde Krise der Innenstadt Beweggrund für den Verkauf gewesen, sondern die hauseigene Strategie, seinen Immobilienbestand mehr auf das unmittelbare Umfeld des Geschäftssitzes in Bochum zu konzentrieren. „Ich glaube an Mülheim“, prophezeit Burhenne der City die Trendwende.

Seit sechs, acht Monaten sei deutlich spürbar, dass der anstehende Bau des Schloßstraßenquartiers für Bewegung sorge. Es seien wieder mehr Mietinteressenten vorstellig geworden mit guter Bonität und nachhaltigen Geschäftskonzepten. UHB habe unmittelbar vor dem Verkauf seiner Handelsimmobilien selbst noch zwei Mietverträge abschließen können, von dem einer „ein echtes Statement“ für eine mögliche positive Entwicklung in der City sein werde, sobald der Mieter sich per Aushang im Schaufenster ankündigen werde. Mehr will Burhenne aber noch nicht verraten.

Wirtschaftsförderer hofft auf Investitionen

Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier nannte es am Dienstag auf Anfrage „grundsätzlich eine gute Ausgangsposition, dass Bewegung auf dem Immobilienmarkt der Innenstadt gekommen ist“. Gleichwohl stehe mit einem Besitzerwechsel natürlich keineswegs fest, ob tatsächlich auch investiert werde in eine Modernisierung. Geschlossene Immobilienfonds etwa hätten, weil sie in erster Linie die kurzfristigen Renditeerwartungen der Anteilseigner zu erfüllen hätten, oftmals keinen finanziellen Puffer dafür, seien „zu unbeweglich“.

Schnitzmeier hofft, dass von den zahlreichen Immobilien, die derzeit in der Innenstadt zum Kauf angeboten sind, vielleicht die eine oder andere auch in Mülheimer Hände gerät, es gebe ja schließlich zahlreiche potenzielle Investoren in der Stadt. Jedenfalls gebe es derzeit die Chancen dafür. Ziel der Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung bleibe es, einerseits die aktuell rund 90 Leerstände (Quote: 15 Prozent) mit Leben zu füllen und andererseits die bekanntermaßen extrem schwache Sozialstruktur in der City mit mehr Angeboten für höherwertiges Wohnen aufzubrechen.