Mülheim - Broich. Die Karnevalsgesellschaft aus Broich startete mit einem Empfang in ihr Jubiläumsjahr. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft war als Mitglied dabei.
„70 Jahre und kein bisschen leise. 70 Jahre in der Narretei ganz vorne dabei!“ Mit einem zu Recht viel beklatschten Begrüßungslied zeigte Blau-Weiß-Präsident und Ex-Prinz Thomas Straßmann, warum er als „singender Prinz“ in die närrische Geschichte Mülheims eingegangen ist.
„1947 war ein von Not geprägtes Jahr, in dem Stadt und Land wieder aufgebaut werden mussten und in dem die Menschen nicht viel zu lachen hatten“, blickte die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft auf das Gründungsjahr ihrer Karnevalsgesellschaft zurück, in der sie Mitglied und Ehrensenatorin ist.
„Was wäre die Welt ohne Narren?“
Mit diesem Rückgriff auf die Historie der aus der Kolpingfamilie Broich-Speldorf hervorgegangenen und heute 250 Mitglieder zählenden Gesellschaft, machte Kraft mit Blick auf die Gegenwart deutlich, dass Menschen gerade in schwierigen Zeiten geselligen Spaß an der Freude brauchen.
„Was wäre die Welt ohne Narren?“ fragte die Ministerpräsidentin mit Goethe und fügte mit einem politischen Augenzwinkern hinzu: „Es muss ja nicht gleich ein Donald Trump sein!“
In ihrer Laudatio wurde deutlich, dass die KG Blau Weiß zu dem geworden ist, was sie heute mit ihren Tanzgarden, ihren Musikern und unterschiedlichsten Saalveranstaltungen ist, weil sie sich in sieben Jahrzehnten nicht nur auf starke Präsidenten, wie Heinz Maaßen, Josef Steinbeck, Günter Greifenhofer, Klaus Vieten, Hans Friedel Walterscheidt und Thomas Straßmann, sondern auf viele aktive Gesellschaftmitglieder verlassen konnte und kann. Deshalb, so Kraft, sei ihr auch um die Zukunft der KG Blau Weiß kein bisschen bange.
Das Leben nicht zu ernst nehmen
Der für Broich, Speldorf, Saarn, Selbeck und Mintard zuständige Bezirksbürgermeister und Karnevalist Hermann-Josef Hüßelbeck wünschte seiner Gesellschaft zum Geburtstag den immer neuen Mut, „den Menschen in bester Narrenmanier den Spiegel vorzuhalten und den Karneval niemals zu ernst zu nehmen, damit wir alle lernen, über uns selbst lachen zu können“.
Als sein eigenes närrisches Credo offenbarte Hüßelbeck Worte aus der Rede, die der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm 1985 zur Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst in Aachen gesagt hatte: „Wer tierisch ernst das Leben nimmt, ist eines Tages ganz bestimmt am Ende seiner Narretei und alle ziehen an ihm vorbei.“
Hüßelbeck weiter: „In diesem Sinne hoffe ich, dass die Blau-Weißen noch viele Jahrzehnte Humor verbreiten.“