Broich. . Ehrenamtliche gaben sich 2008 zehn Jahre, um Denkmal zum Haus der Verein umzubauen. Sie sind auf der Zielgeraden.

  • Ehrenamtliche restaurieren in Eigenregie denkmalgeschützte Jugendstilhalle
  • Aktive investieren 4000 Stunden im Jahr
  • Nordrhein-Westfalen Stiftung finanziert Brandschutz

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ist ein offener Punkt auf der Aufgabenliste deutlich spürbar: Eine Heizung gibt es in der Alten Dreherei noch nicht – und eine einzubauen, ist derzeit auch nicht geplant. Vielmehr nehmen die Ehrenamtlichen, die die denkmalgeschützte Jugendstilhalle in Eigenregie zum Haus der Vereine umbauen, als nächstes den Brandschutz und die Barrierefreiheit in Angriff. Möglich wird das durch eine Förderzusage über 93 000 Euro, die die Nordrhein-Westfalen Stiftung dem Verein zur Verfügung stellt. Damit kommen die Vereinsmitglieder ihrem gesteckten Ziel immer näher: Ende nächsten Jahres soll das Haus der Vereine fertig sein.

Zehn Jahre haben sie sich gegeben, als sie im November 2008 mit der Restaurierung des abrissreifen Denkmals begannen, wohlwissend, was auf sie zukommt. „Die Dächer waren undicht. In keinem Fenster waren Glasscheiben. Die Halle war vermüllt und in Bereichen einsturzgefährdet“, nennt Architekt Rainer Dittrich die drängendsten Punkte der Mängelliste. Die sind inzwischen alle abgearbeitet.

Gleiches gilt für die aufwendige Sanierung der Holzbinder. Diese Deckenkonstruktion ist laut Rainer Dittrich „einmalig in Deutschland“ und Grund für den Denkmalwert der 1874 errichteten Haupthalle. Das Holzkonstrukt musste in Etappen im bestehenden System erneuert werden – dazu, sagt der Architekt, sollte das Ganze „bezahlbar“ sein und „unter Denkmalgesichtspunkten“ geschehen.

Zudem wurde im Vorbau eine Zwischendecke eingezogen, um in der oberen Etage kleinere Räume zu schaffen. Finanziert wurde die Betondecke übrigens ebenfalls von der Nordrhein-Westfalen Stiftung. 245 000 Euro stellte sie dafür bereit. Ihre erneute Förderzusage über 93 000 Euro ermöglicht nun etwa den Einbau eines Aufzugs für den barrierefreien Zugang zu diesem Obergeschoss. Ulrich Reuters, der als ehrenamtlicher Regionalbotschafter der Stiftung die Förderzusage überreichte, lobte „das herausragende Engagement“ der Ehrenamtlichen, die helfen, „ein einzigartiges Baudenkmal“ zu erhalten: „Man merkt, hier setzen sich Menschen für ihre Heimat ein.“

Zudem soll von der Förderung eine Brandmeldeanlage installiert werden. Ist die eingebaut, dürfen mehr als 200 Menschen gleichzeitig in der Halle sein. Diese bisher geltende Obergrenze schränkt deren Nutzung noch ein, dennoch ist es dem Vorstand des Trägervereins wichtig, schon jetzt regelmäßig zu Aktionen wie dem Oldtimertreff oder den Bonsai-Tagen einzuladen. Nicht nur, um die Halle als Veranstaltungsort zu etablieren, sondern auch, um die Ehrenamtlichen aus den 20 angeschlossenen Vereinen zu motivieren. Martin Menke: „Wir wollen den Aktiven zeigen, dass sie hier nicht nur arbeiten, sondern auch ihrem Hobby frönen können.“

Zehntausende Stunden haben die Ehrenamtlichen bereits in die Sanierung gesteckt. Kurt Leyk, als Kassierer des Trägervereins Herr über die Finanzen, spricht von rund „4000 Stunden pro Jahr“, die als Eigenleistung zählen. Rund zwei Millionen Euro sollen bis Ende 2018 in das Denkmal investiert werden. Die Hälfte davon wird durch Stiftungen und Fördergelder finanziert; die andere Hälfte bringt der Verein selbst ein – durch gesammelte Spenden und den Einsatz der Aktiven. „Für jeden Euro, den wir bekommen, müssen wir einen Euro in Eigenleistung aufbringen“, erläutert Kurt Leyk. Eine Arbeitsstunde schlägt da mit zehn Euro zu Buche.

In den kommenden zwei Jahren haben die Freiwilligen übrigens noch einiges vor. Vorsitzender Martin Menke nennt vor allem den Anschluss ans Schienennetz der Mülheimer Verkehrsgesellschaft einen zentralen Punkt des Konzepts, der noch aussteht – und teuer wird: „Eine Weiche kostet 50 000 Euro.“ Dabei steht bereits eine Oldtimer-Tram in der Halle, eine zweite soll bald mit einem Kranwagen gebracht werden: „Das ist auch kostenintensiv.“ Alles in allem, schätzt Martin Menke, „brauchen wir für die Halle noch 500 000 Euro für nötigste Maßnahmen“. Apropos: Einen Kostenvoranschlag für eine Heizung hat sich der Verein schon geholt. Menke: „Alleine der Gasanschluss kostet 68 000 Euro.“