Mülheim. . Berthold Boenig arbeitet seit Jahresbeginn als katholischer Seelsorger im Marien-Hospital in Mülheim. Der 54-Jährige ist gelernter Gärtner.

  • Ökumenische Arbeitsteilung mit seinem evangelischen Kollegen Guido Möller
  • Als Krankenhauspfarrer hat Berthold Boenig fast 18 Jahre Berufserfahrung
  • Er stellt fest: Der Druck auf das Pflegepersonal ist größer geworden, die personelle Besetzung knapper

Seit Januar gibt es ein neues Gesicht im St. Marien-Hospital, einen Mitarbeiter, der keinen weißen Kittel trägt, sondern dunkles Jackett und ein kleines Kreuz am Revers. Mit Pfarrer Berthold Boenig ist die Stelle des katholischen Krankenhausseelsorgers nun wieder besetzt, sogar in Vollzeit, wobei der Geistliche auch in der Gemeinde St. Mariae Geburt mitwirkt.

Alltägliche Arbeit ist ökumenisch

Bislang besitzt der 54-Jährige im Marien-Hospital noch kein eigenes Büro, sondern er teilt sich den Schreibtisch mit seinem evangelischen Kollegen, Pfarrer Guido Möller. Die alltägliche Arbeit sei ohnehin ökumenisch, betont Berthold Boenig, die Patienten würden nicht rein konfessionell begleitet. Viele gehören ohnehin keiner christlichen Kirche an.

Der neue Pfarrer, gebürtig in Gelsenkirchen-Buer, machte nach dem Realschulabschluss zunächst eine Ausbildung als Gärtner. Weitere Schritte führten ihn zum Abitur, zum Theologiestudium nach Bochum und Innsbruck, schließlich ins Priesterseminar, das damals noch in Essen-Werden ansässig war. „Ich wollte es zu meinem Beruf machen, mit Menschen umzugehen“, erklärt er rückblickend. Und: „Ich bin Priester geworden, um seelsorgerisch tätig zu sein.“

Schwerpunkt im Krankenhaus ist die Seelsorge

Aus diesem Grund entschied er sich nach seiner Zeit als Kaplan auch für die Tätigkeit als Krankenhausseelsorger, zunächst in Oberhausen, seit 2010 in Bochum. Gemeindepfarrer, glaubt Boenig, haben sehr viel mehr Verwaltungsarbeit zu erledigen. „Schwerpunkt im Krankenhaus ist die Seelsorge“, bei der er die Menschen aufsucht, durch alle Stationen geht, mit dem Pflegepersonal spricht, an die Türen der Patientenzimmer klopft. Auf diese Weise lernt er das Mülheimer Haus gerade kennen.

Pfarrer Boenig hat 18 Jahre Berufserfahrung

Als Krankenhauspfarrer hat Boenig fast 18 Jahre Berufserfahrung, und er stellt fest: „Der Druck auf das Pflegepersonal ist größer geworden, die personelle Besetzung knapper. Was uns als Seelsorger ausmacht: Wir haben Zeit.“ Häufig würden sich Ärzte oder Schwestern melden mit der Bitte, einen bestimmten Patienten zu besuchen. Nicht selten sind es auch Angehörige, die an einer Diagnose hart zu knacken haben, mit der Situation überfordert sind. Oft könne der Glaube eine Hilfe sein, meint Boenig, auch beim Gesundwerden.

Ganzheitliche Sicht

„Viele Erkrankungen haben eine seelische Komponente, mir ist die ganzheitliche Sicht wichtig: nicht nur auf die Defizite zu schauen, sondern meine Energie auf die Dinge zu richten, die ich noch kann“.

Gefragt nach neuen Impulsen für das Mülheimer Haus, reagiert der Pfarrer vorsichtig: Er habe viele Ideen, möchte seine neue Wirkungsstätte aber erst näher kennenlernen. Auch privat bot sich bislang wenig Gelegenheit, die Stadt zu erkunden, in die er jetzt umgezogen ist, um bei Rufbereitschaft schnell erreichbar zu sein. Boenigs Hobby ist bildende Kunst und Fotografie, wobei er nicht nur Ausstellungen besucht, sondern auch selber sammelt. Bilder, die künftig in seinem Büro hängen sollen, stehen schon bereit.

>>> GOTTESDIENSTE IN DER KRANKENHAUSKAPELLE

Öffentlich sichtbar wird die Arbeit der Krankenhausseelsorger in den Gottesdiensten, die regelmäßig in der Kapelle des St. Marien-Hospitals stattfinden. Eine katholische Eucharistiefeier gibt es dort jeden Samstag um 16 Uhr, einen evangelischen Gottesdienst jeweils am ersten Dienstag im Monat um 16 Uhr.

Die meisten Teilnehmer sind keine Patientinnen oder Patienten, sondern Gäste von außerhalb, die die Atmosphäre in der Kapelle schätzen.

Zusätzlich findet dienstags um 18.30 Uhr eine Andacht statt, ein Gebet für die Kranken, gestaltet von Ehrenamtlichen.