Das Festivalprogramm fällt denkbar klein aus. Olli Mustonen spielt an zwei Abenden sämtliche Klaviersonaten von Sergej Prokofjew
- Durchschnittlich erklangen in der Stadthalle immer sechs Konzerte, auch schon mal deutlich mehr
- Der Veranstaltungsort ist bei den Künstlern beleibt. Für das Festival sind Sponsoren aber immer wichtiger
- Im vergangenen Jahr seien mehrere Konzerte schwächer besucht als erwartet.
So wenig Klavierfestival wie in diesem Jahr war in der Stadthalle noch nie. Lange blättert man das dicke rote Programmheft vergeblich durch, bis man, negativ formuliert, auf einen einzigen Künstler trifft, der positiv gewendet, an zwei Abenden mit einem Prokofjew-Zyklus auftritt. Mit dem finnischen Pinanisten Olli Mustonen ist es ein Künstler, der zwar nicht zum Olymp zählt, aber mit seinem Repertoire, das nicht immer den Mainstream bedient, und seinen Interpretationen zu überraschen versteht und auf Risiko geht.
Blättert man in alten Programmheften, stößt man etwa 2005 auf zehn, 2009 auf neun Konzerte und es soll auch schon mal zwölf gegeben haben. Es gab auch schon magere Jahre mit vier oder fünf Konzerten. Durchschnittlich sind es sechs, schätzt Inge Kammerichs, Geschäftsführerin der MST, die auch die Stadthalle vermarktet. „Wir tun unser Bestes, um den Abend Künstlern und Publikum so angenehm wie möglich zu gestalten“, sagt sie und schwärmt vom vergangenen Jahr. „Wir hatten das Glück, das Eröffnungskonzert des Festivals zu bekommen. Das war ganz wunderbar, ein gesellschaftliches Ereignis, das man nicht jedes Jahr haben kann.“ Auch sie bedauert das schmale Programm.
Die Akustik ist gut, die Künstler kommen gerne, die Karten werden nachgefragt und doch sind es nur zwei Konzerte. „Die Auswahl der Spielstätten liegt ausschließlich in den Händen des Initiativkreises, er entscheidet nach mir nicht bekannten Kriterien“, sagt Kammerichs und hofft, dass die Stadthalle im kommenden Jahr wieder stärker bedacht wird.
Was auffällt und schon seit Jahren immer wieder auch von uns humorvoll aufgespießt wird, ist die Erweiterung der Spielstätten, die oft deutlich jenseits der Grenzen des Ruhrgebietes liegen, welches das Festival eigentlich kulturell bereichern sollte. Inzwischen sind es 36 Podien in 22 Städten. Düsseldorf gehört dazu wie die linksrheinisch gelegenen Städte Moers und Rheinberg, aber auch Münster mit zwei Konzerten und Rheda-Wiedenbrück. Wer sich die Ankündigungen anschaut, sieht aber auch, dass nahezu jedem Konzert ein Sponsor oder privater Gönner zugeordnet ist, der das Konzert ermöglicht hat. Sie sorgten dafür, dass in den vergangenen 12 Jahren das Preisniveau nur moderat gestiegen ist, aber sie werden in der Regel ein Konzert am Ort seines Stammsitzes fördern wollen. Auch in Mülheim gibt es Sponsoren und Gönner. Die beiden Konzerte werden von zwei Bankinstituten bzw. ihren Stiftungen realisiert. Erklärt sich die Flaute damit, dass in diesem Jahr weniger in Mülheim das Portemonnaie zu öffnen bereit waren? Diese Annahme bestätigt auch Intendant Franz Xaver Ohnesorg. „Ein weiterer Grund ist die wirtschaftlich schwierige Auslastung der Konzerte im letzten Jahr. Wir hoffen, im Jahr 2018 für Mülheim weitere Sponsoren zu finden, die es ermöglichen, mit Konzerten in der Stadthalle häufiger präsent zu sein.“ Gleich mehrere Konzerte im vergangenen Jahr waren anders als sonst schwächer besucht.
Außergewöhnliche Intensität
Der Finne Mustonen kommt am 12. und 13. Juni (Mo., Die.) in den Theatersaal der Stadthalle (jeweils 20 Uhr) und spielt sämtliche Klaviersonaten von Sergej Prokofjew (1891-1953), die stilistisch einen weiten Bogen schlagen von der Neoklassik über lyrische Klänge bis an die Grenzen der Tonalität. Harald Eggebrecht, Musikkritiker der Süddeutschen Zeitung, beschreibt Mustonen als ungemein interessanten Musiker, ja als Abenteurer, dem auch mal ein Wagnis misslingt. „Aber er sorgt für Intensitäten wie sie im Konzertbetrieb nicht alltäglich sind.“