Mülheim. Awo-Geschäftsführer, Sozialdezernent und Amtsleiter wollen sich am Freitag treffen. Die Arbeitsplätze sind sicher, glaubt auch der Betriebsrat

  • Für soziale Leistungen erhält die Awo jährlich fast zwei Millionen Euro von der Stadt Mülheim
  • Allein die Offene Ganztagsschule schlägt mit 900 000 Euro zu Buche
  • Da diese Dienste unverzichtbar sind, macht sich auch Verdi keine Sorgen um die Arbeitsplätze

Dass der Awo-Kreisverband Mülheim ins Insolvenzverfahren geht, wurde in den letzten Tagen des alten Jahres bekannt. Die Sanierung soll in Eigenverwaltung erfolgen, zu diesem Zweck rückte auch Volker Schreck als Interimsgeschäftsführer neben Lothar Fink. Während intern seitdem die Drähte heißlaufen, geht äußerlich bislang alles seinen gewohnten Gang.

Die Jobs der 220 Awo-Beschäftigten seien nicht in Gefahr, wird versichert. Zur aktuellen Stimmung im Haus erklärt Geschäftsführer Lothar Fink auf Anfrage: „Wir sind bemüht, durch viele Gespräche das Vertrauen ins das gewählte Verfahren zu stärken, so dass die Mitarbeiter spüren, dass die Awo Mülheim ihre Verpflichtungen erfüllt und Rechnungen fristgerecht wieder bezahlt werden.“ Dies habe schon viel zur Beruhigung beigetragen.

Gewerkschaft: Keine Sorgen um die Jobs

Relativ gelassen wirken auch Vertreter der Arbeitnehmerschaft. Die Stimmung sei „konstruktiv“, sagt Björn Jadzinski, zuständiger Verdi-Sekretär für den Bereich soziale Dienste und Wohlfahrt. Nach eigener Aussage steht er im Austausch mit dem Betriebsrat der Awo, der seinerseits nicht an die Öffentlichkeit gehen wolle, „solange das Tischtuch nicht zerschnitten ist“. Darauf deutet derzeit nichts hin.

„Wir machen uns keine Sorgen, dass Jobs verloren gehen“, erklärt Jadzinski. Denn die öffentlichen Dienste, die die Awo erbringt, müssten auch künftig erledigt werden, „selbst wenn die Awo in ihrer jetzigen Form aufgelöst oder übernommen wird. Auch der Betriebsrat ist zuversichtlich, dass alle ihre Arbeitsplätze behalten können.“ Dadurch, dass nun für drei Monate Insolvenzgeld gezahlt wird, habe sich die Situation entspannt. „Ich denke“, so der Gewerkschafter, „dass wir Ende Januar schon wissen, wohin die Reise geht, um die Awo zukunftsfähig zu machen.“

Die wirtschaftliche Neuaufstellung des örtlichen Wohlfahrtsverbandes wird nur funktionieren, wenn die Stadt Mülheim mit ins Boot genommen wird. Im Auftrag verschiedener Ämter erbringt die Awo wichtige soziale und gesellschaftliche Leistungen (siehe Infokasten), für die ihr die Stadt jährlich insgesamt fast zwei Millionen Euro zahlt. Dass Rechnungen nicht pünktlich beglichen würden, hatte Geschäftsführer Fink im Zusammenhang mit der Insolvenz beklagt und sogar als deren Hauptgrund genannt. Auch habe die Stadt nicht genug gezahlt, um steigende Personal- und Sachkosten aufzufangen.

Sozialdezernent Ulrich Ernst, der nach eigener Aussage „erst aus der Zeitung“ von der Awo-Insolvenz erfuhr, wies diesen Vorwurf umgehend zurück. Am heutigen Freitag, so Ernst, werde man sich erstmals an einen Tisch setzen: Außer dem Sozialdezernenten und den beiden Awo-Geschäftsführern nehmen an dem Gespräch auch die Leiter der beteiligten Ämter und Vertreter des Rechtsamtes teil. „Wir werden sehen, welche Vorschläge vorgelegt werden“, so Ernst, „und sie dann bewerten.“

Stadt zahlt allein 900 000 Euro für OGS-Betreuung

Die Awo erbringt Leistungen für das Sozialamt, das Gesundheitsamt sowie das Amt für Kinder, Jugend und Schule.

Laut Haushaltsansatz für 2017 zahlt die Stadt hierfür Vergütungen bzw. Zuschüsse von insgesamt 1,972 Mio. Euro. Größte Posten sind: Offene Ganztagsschule (900 000 Euro), Ambulante Erziehungshilfen (236 000), Kontaktcafé/Streetwork (233 000) sowie die Schuldnerberatung (185 000). Die tatsächlichen Zahlungen können leicht abweichen, da teilweise Fachleistungsstunden abgerechnet werden.