Mülheim. . Die Einrichtung auf der Auerstraße in Mülheim dient auch als Erstanlaufstelle. Familiäres Klima wird von Angestellten und Gästen sehr geschätzt.
- Abteilungsleiterin der Ambulanten Gefährdetenhilfe Andrea Krause freut sich über Zulauf
- Die Menschen finden vor Ort eine Unterkunft, Arbeit und Kontakt zu anderen Gästen
- Im vergangenen Jahr suchten 8000 Menschen die Teestube auf der Auerstraße auf
Es riecht nach frischem Kaffee. Aus den Lautsprecherboxen ist Musik zu hören. Menschen lachen miteinander und unterhalten sich. Hier in der Teestube der Wohnungslosenhilfe an der Auerstraße sind bereits kurz vor der Mittagszeit zwei der großen Tische besetzt. Menschen genießen hier bei den kalten Außentemperaturen ihr Heißgetränk sowie ein Mittagessen. Unter ihnen ist auch „Boomer“. Der 58-Jährige, der seinen Spitznamen lieber mag als seinen richtigen, zählt mittlerweile schon zu den Urgesteinen der Teestube.
Gäste sind wie eine Familie
„Seit 2005 komme ich schon hierher“, berichtet er. „Boomer“ – so nennen ihn hier im Übrigen auch alle – ist ehrenamtlich in der Teestube tätig. „Ich bin hier drei Tage in der Woche á vier bis fünf Stunden im Einsatz.“ Mehr schaffe er bislang aus gesundheitlichen Gründen nicht. „Sobald es mir wieder besser geht, möchte ich aber auf jeden Fall mehrere Stunden zum Arbeiten herkommen.“
Zu seinen Aufgaben zählt neben dem Kaffeekochen und Brötchenschmieren auch das Bedienen der Gäste. „Die Aufgaben machen mir hier sehr viel Spaß. Ich kenne viele Menschen, die hierherkommen. Einige sind für mich wie eine Familie, eine kleine Verwandtschaft geworden, die ich selbst nicht habe.“ Unterstützt werden „Boomer“ und seine Kollegen vor Ort von Angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeitern.
Gäste bekommen Gespür für die gegenseitige Hilfe
Eine von ihnen ist Andrea Krause, Abteilungsleiterin der Ambulanten Gefährdetenhilfe. Auch sie kennt die Gäste aus der Teestube schon lange. „Ich freue mich aber auch, dass immer wieder neue Menschen zu uns kommen“, berichtet sie. Wie „Boomer“ findet Krause das familiäre Miteinander toll. „Die Menschen finden hier Halt und bekommen bei der Arbeit ein Gespür für die gegenseitige Hilfe. Es ist wichtig, für sie als Ansprechpartner da zu sein.“
Hilfe bekommen die Menschen vor Ort auch von Iska Hickmann. Die Diplom-Sozialpädagogin arbeitet vor Ort seit 2011 – ihre Aufgaben sind vielseitig, denn die Teestube ist nicht nur ein lokaler Treffpunkt, sondern auch eine Erstanlaufstelle. „Menschen kommen teilweise hierher und haben nichts mehr“, berichtet sie. „Unsere Aufgabe ist es dann, sie zu begleiten und anzuleiten. Viele von ihnen haben meinen ganz großen Respekt verdient für all das, was sie hinter sich haben.“
„Wir begegnen uns gegenseitig mit viel Respekt“
Einige Obdachlose hat Hickmann auch schon über Jahre betreut – sogar bis in den Tod. „Der enge Kontakt zu den Menschen und ihre dazugehörigen Lebensgeschichten sind für mich sehr bereichernd. Und das ist es auch, was meine Arbeit hier so besonders macht.“ Die Begegnungen mit den Menschen auf Augenhöhe schätzt sie sehr. „Wir begegnen uns gegenseitig mit viel Respekt, egal woher wir kommen und was wir hinter uns haben.“
Seit 2003 befindet sich die Teestube nun an der Auerstraße. Hier bekommen die Obdachlosen neben warmen Getränken Frühstück und Mittagessen für einen kleinen Betrag. Alles wird frisch vor Ort in einer Küche zubereitet. Das Angebot kommt an. „Wir hatten hier im vergangenen Jahr 8000 Besucher“, so Krause. „Zu den Mittagszeiten sind es im Durchschnitt immer 25 bis 30 Personen, je nachdem, was es zu essen gibt.“ Da stimmt ihr auch Kollegin Iska Hickmann zu. „Bei Apfelpfannekuchen ist hier meistens weniger los“, lacht sie.
Ob Pfannekuchen, Frikadellen oder Erbsensuppe mit Mettwurst: Wichtig sei es, dass die Menschen überhaupt eine warme Mahlzeit zu sich nehmen – besonders jetzt, bei den kalten Temperaturen. Da sind die beiden sich einig.
>> Teestube erweitert ihre Öffnungszeiten
Wegen des Kälteeinbruchs erweitert das Diakonische Werk sein Angebot in der Wohnungslosenhilfe.
Neben den regulären Öffnungszeiten montags bis donnerstags, 8 bis 16 Uhr, und freitags, 8 bis 14 Uhr, ist die Einrichtung an der Auerstraße 49 a m Wochenende zusätzlich von 10 bis 14 Uhr geöffnet.