Mülheim. . SPD, BAMH und MBI reagieren ablehnend auf die Hochhaus-Idee für Ruhrbania. Andere Fraktionen zeigen sich für eine Diskussion zumindest offen.
- Baudezernent Peter Vermeulen hatte ein Hochhaus für Ruhrbania in die öffentliche Debatte getragen
- Das hat in der Politik keine große Euphorie entfacht, drei Fraktionen lehnen dies strikt ab
- CDU, Grüne und FDP zeigen sich für eine Diskussion zumindest aufgeschlossen
Bau- und Planungsdezernent Peter Vermeulen erntet mit seinem Vorstoß, Mülheim möge für den Abschluss von Ruhrbania an der Konrad-Adenauer-Brücke über ein neues Hochhaus mit Büros und Wohnungen nachdenken, in der örtlichen Politik ein geteiltes Echo.
„Eine längere Diskussion darüber muss man nicht führen“, reagiert Planungsausschussvorsitzender Dieter Wiechering (SPD) ablehnend. „Ein einzelnes Hochhaus wäre dort völlig fehl am Platze.“ Die Frage, wie sich ein Hochhaus in die umliegende Bebauung einfügen ließe, ob dafür ein Investor zu gewinnen wäre, und nicht zuletzt die Probleme, die Mülheim über Jahre mit den Hochhäusern am Hans-Böckler-Platz gehabt habe – für Wiechering sind derartige Hochhaus-Visionen nicht zielführend.
SPD für andere Lösung, CDU muss noch Linie finden
Er plädiert dafür, den baulichen Abschluss im Ruhrbania-Norden mit einem lärmabweisenden Gebäuderiegel für Büro- und Gewerbenutzung anzustreben. Die Stadtvorderen sollten seiner Meinung nach Anstrengungen unternehmen, die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, die seit 2016 in Containern in Styrum untergebracht ist, an die Ruhr zu locken. Auf weiterem Bauland hin zur alten Eisenbahnbrücke seien Eigentumswohnungen und öffentlich geförderter Wohnungsbau denkbar.
Die CDU hat zur Vermeulen-Initiative noch nicht beraten, Fraktionschef Wolfgang Michels überraschte die Nachricht in seinem Urlaub. „Ich bin in der Sache hin- und hergerissen“, sagt er. Christina Kaldenhoff als planungspolitische Sprecherin der CDU verwies auch darauf, dass in der Fraktion „noch die Meinungen einzusammeln sind. Ich persönlich halte ein Hochhaus dort für schwer vorstellbar, denke aber, dass wir nichts von vornherein ausschließen und dann darüber diskutieren, wenn es tatsächlich einmal einen Investor geben sollte.“
BAMH lehnt ab, Grüne wollen noch beraten
„Hoch hinaus ist keine Lösung“, sagt der Fraktionsvorsitzende des BAMH, Jochen Hartmann. „Andere Städte reißen ihre Hochhäuser mittlerweile ein beziehungsweise kürzen sie ein.“ Ruhrbania sei bereits jetzt durch „unansehnliche und einfallslose Betonbauten“ gekennzeichnet. „Was spräche dagegen, neben einer notwendigen Riegelbebauung ausschließlich an der Auffahrt zur Konrad-Adenauer-Brücke, etwa für die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, im Übrigen einen Park zu schaffen als Ersatz für das weggefallene Grün der Ostruhranlagen?“, so Hartmann.
Die Grünen sind laut ihrer planungspolitischen Sprecherin Brigitte Erd noch nicht einer Meinung, ob ein Hochhaus stadtplanerisch zu befürworten ist. Konsens sei aber, dass zur Brücke hin wegen der Lärm- und anderen Immissionen eine mehrgeschossige Blockbebauung sinnvoll erscheine, auch wenn dafür alter Baumbestand geopfert werden müsse. Erd stellt sich die Frage, was überhaupt möglich ist, wenn die Gebäude von AOK und Gesundheitsamt bestehen blieben, was im letzteren Fall zu hoffen sei. Das alte Arbeitsamt werde ja noch von der Stadtverwaltung genutzt. . .
MBI lehnen kategorisch ab, FDP zeigt sich offen
Auf eben jenes, aber auch auf den ohnehin immensen Büro-Leerstand in der City verweist MBI-Fraktionssprecher Lothar Reinhard. Er lehnt ein Hochhaus kategorisch ab, das mache Ruhrbania „weder schöner noch besser“. Die MBI bleiben dabei: Sie wollen keine weitere Bebauung am Ruhrufer. Es gebe doch schon jetzt Probleme, so Reinhard mit Verweis auf zahlreiche nicht vermiete Flächen im Ruhrbania-Bau des MWB, selbst Kondor Wessels habe noch einige Wohnungen am Rathaus nicht vermieten können. Arbeitsamt sanieren und restliche Grünfläche halten, fordert Reinhard.
Aufgeschlossen für eine Hochhaus-Projektentwicklung zeigt sich Planungspolitiker Christian Mangen von der FDP. Was Vermeulen da vorschwebe, „klingt auf den ersten Blick erst einmal gut“, wenn eine architektonisch ansprechende Lösung als Grenzbebauung hin zum Verkehrsknotenpunkt und zur Hütten-Industrie möglich werden könnte. Die Politik sei gut beraten, nicht sofort mit Totschlagargumenten zu kommen.
>> Baurecht lässt aktuell zehn Stockwerke zu
Der aktuelle Bebauungsplan zum Ruhrbania-Projekt lässt vor dem Brückenkopf am Tourainer Ring schon eine zehngeschossige Bebauung zu.
Hochhaus-Pläne für Ruhrbania sind nicht neu. Laut Klaus Beisiegel, dem Referenten des Baudezernenten, hat die Arbeitsgemeinschaft Planquadrat schon 1993 in einem Gutachten zum Innenstadt-Konzept den Bau von Hochhäusern vorgeschlagen – damals vorgesehen auf beiden Seiten der Nordbrücke, als Tor zur Stadt.