Mülheim. . In den Reisebüros ist die Hauptbuchungszeit angebrochen. Nach der Türkei fragt kaum noch einer. Eine Umfrage in Mülheimer Reisebüros.
- Für die Sommerferien werden sichere und bezahlbare Urlaubsziele gesucht, wo auch die Sonne scheint
- Der Trend verlagert sich Richtung Spanien, Portugal und Griechenland
- Türkei, Tunesien und Ägypten sind kaum noch gefragt, und die deutschen Küsten sind vielen zu teuer
Im Januar sind viele gedanklich schon im Juli. Derzeit ist in den Reisebüros Hauptbuchungszeit; der Jahresurlaub wird eingetragen, der Sommerurlaub gebucht. Dabei zeichnet sich bereits ein Trend deutlich ab: Mülheimer, die ihre Ferien mit Sonne, Strand und Meer verbringen wollen, bleiben lieber im europäischen Süden. Vor allem Spanien ist sehr beliebt. Die Türkei hingegen lockt kaum noch Touristen. Das, so die Experten, könne Familien vor Probleme stellen.
Die Mitarbeiter in Reisebüros spüren es seit Jahren: Die Nachrichten beeinflussen die Urlaubsplanung. Doch, sagt Marion Spree, Inhaberin des Reisebüros Spree: „Die Konsequenz ist nicht, dass gar nicht mehr gereist wird. Es beschränkt sich stattdessen auf andere Länder.“ Spanien, Italien, Griechenland nennt sie da als in ihrem Dümptener Reisebüro gern genommene Ziele. Ganz anders sieht es bei der Türkei und Tunesien aus: „Das wird so gut wie gar nicht gebucht.“ Dabei hat Marion Spree festgestellt, dass es nicht so sehr Terrorangst ist, die die Mülheimer abhält. Vielmehr mache die „politische Situation“ seit dem gescheiterten Putsch den Menschen Sorgen. „Da wird eine Alternative gesucht.“
Spanien ist bisher der Hauptgewinner
Das bestätigt auch Elke Hetkamp, die an der Dimbeck ein Reisebüro führt: „Türkei, Tunesien und Ägypten werden gemieden.“ Stattdessen werde Griechenland wieder beliebter – das sah vor rund anderthalb Jahren, mitten in der Finanzkrise, noch anders aus. Obwohl, sagt Elke Hetkamp, „Griechenland-Fans sind immer dorthin gefahren“. Solche Fans scheinen der Türkei in Mülheim zu fehlen. So hat die Inhaberin des Reisebüros im Gespräch mit ihren Kunden festgestellt: „Viele schreckt die Politik dort ab.“ Allerdings sei die Türkei ein Land, in dem sich vergleichsweise günstig Urlaub machen lässt. Für Reisen nach Griechenland oder Spanien müsse man da deutlich mehr zahlen. Dennoch, sagt Elke Hetkamp: „Für den Sommer ist Spanien der Hauptgewinner.“
Kalkulierbare Kosten gewünscht
Die Türkei ist auch laut André Schoofs, Mit-Inhaber des JLS Reisebüros, „das größte Problem für Pauschaltouristen“. Auch Tunesien, Marokko und Ägypten werden in den Mülheimer Zweigstellen in Broich und Heißen „schwach nachgefragt“. Das, sagt André Schoof, „sorgt dafür, dass Familien der Plan B fehlt“. Denn wer „Wettergarantie und ein sicheres Reiseland“ wolle, lande für den Sommerurlaub in Spanien, Portugal oder Griechenland – und zahle deutlich mehr. „Viele Familien können sich das finanziell nicht leisten“, weiß André Schoofs und berichtet, dass er in letzter Zeit öfter „lange Gesichter“ gesehen hat. „Wir versuchen eine Lösung zu finden, vielleicht auf Reisetage zu verzichten, aber ich weiß, dass es für viele frustrierend ist.“ Doch mit Blick auf die letzten zwölf Monate, auf vier große Terroranschläge, auf Militärputschversuch und politische Unruhe „tue ich mich schwer, die Türkei zu empfehlen“.
Deutsche Küsten für viele keine Alternative
Übrigens ist für viele Familien ein Urlaub an deutschen Küsten keine Alternative. Nicht nur, weil die Sonne dort nicht garantiert ist, sondern auch weil All-Inclusive im Süden kalkulierbare Kosten bedeutet. Und, so André Schoofs, „14 Tage an der Ostsee kosten, wenn Mama nicht kochen will, auch ein Schweinegeld.“