Mülheim. . Führungspositionen sind in Mülheim nur selten mit Frauen besetzt. Bei Neueinstellungen spielt das Geschlecht zunehmend eine Rolle.

  • Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt freut sich, dass Frauen nun mehr Gas geben können
  • Bei der Sparkasse Mülheim liegt der Frauenanteil in Führungspositionen bei 24,5 Prozent
  • Die Hochschule Ruhr West hat sich mit Thema Gleichstellung seit dem Aufbau beschäftigt

Mehr tarifbeschäftigte Frauen in Führungspositionen in Rathäusern, Sparkassen und städtischen Unternehmen – das ist das Ziel der rot-grünen Landesregierung seit dem 1. Januar 2017. Mit dem ausgeweiteten Landesgleichstellungsgesetz soll der Plan in den NRW-Kommunen nun in die Tat umgesetzt werden. Doch wie kommt das neue Gesetzt an? Und wie sieht es aktuell mit der Frauenquote in Führungspositionen in unserer Stadt aus?

„Wir freuen uns natürlich darüber, dass wir Frauen – Dank der neuen Bestimmung – in Zukunft noch mehr Gas geben können“, so Antje Buck, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Sie sei froh über die Ausweitung des Gesetzes, da der „Vorgänger“ ihrer Meinung nach zu viel Spielraum für Umgehungen gehabt habe.

Gruppe soll gemischt bleiben

Doch einen Blick auf Gleichstellung zwischen Mann und Frau gibt es bei der Stadt nicht erst seit dem Gesetz. „Wir schauen hier bei den Bewerbungen schon länger auf die Frauenquote“, berichtet sie. Diese sei mittlerweile bei 50 Prozent. „Auch wenn Frauen sich zwischendurch auf Grund von Schwangerschaft in Elternzeit befinden, wollen wir, dass sie nicht verloren gehen. Die Gruppe von Frauen und Männern soll bei uns weiterhin gemischt bleiben.“ Mit Blick auf Führungspositionen sieht Buck es hingegen etwas kritischer: „Ich denke, dass Frauen an dieser Stelle nicht so weit kommen werden, wie vom Gesetz gewünscht, denn die meisten Funktionsstellen sind perspektivisch längst vergeben.“

Vergeben sind auch die Führungspositionen bei der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST). „Wir haben drei beziehungsweise fünf Frauen in Führungspositionen, darunter unsere Geschäftsführerin und zwei Abteilungsleitungen, außerdem jeweils eine Stellvertreterin der Abteilungsleitung“, so Beate Düning von der MST.

Bei der Sparkasse Mülheim sind von 53 Führungskräften 13 Frauen – ein Anteil von 24,5 Prozent. Auch bei der Ausbildung achte man – wie bei der Stadt – auf eine ausgewogene Gruppe zwischen Frauen und Männern. „Da liegen wir in den Ausbildungsjahren bei 50/50“, so Frank Hötzel, Pressesprecher der Sparkasse Mülheim. „Wir möchten damit beide Geschlechter gleichberechtigt von Beginn an fördern.“ Derzeit habe die Sparkasse Mülheim 508 Mitarbeiter – davon 302 Frauen. Das sind fast 60 Prozent aller Angestellten.

Hochschule sieht sich gut aufgestellt

Auch bei der Hochschule Ruhr West wird auf das Landesgleichstellungsgesetz großen Wert gelegt. „Wir sind als öffentliche Einrichtung selbstverständlich verpflichtet, das Landesgleichstellungsgesetz anzuwenden und sind meiner Meinung nach hier auch schon gut aufgestellt, da wir das Thema Gleichstellung beim Aufbau der Hochschule Ruhr West von Anfang an berücksichtigt haben. Unser Präsidium ist beispielsweise zu 50 Prozent mit Frauen besetzt und auch bei der Einrichtung des Hochschulrates haben wir auf eine geschlechtsparitätische Besetzung Wert gelegt. Zurzeit prüfen wir unsere Arbeitsprozesse, um sie den neuen Vorschriften anzupassen. Über eine aktive Kooperation mit den Gleichstellungsstellen der Städte Mülheim und Bottrop, dem Finanzamt Mülheim und der Sparkasse Mülheim haben wir auch einen Transfer innerhalb der Region“, erklärt Birgit Weustermann, Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule Ruhr West.

In Zahlen bedeutet das: Von vier Präsidiumsmitgliedern der Hochschule Ruhr West sind zwei Frauen – die Präsidentin und die Vizepräsidentin für Studium und Lehre.Das sechsköpfige Gremium des Hochschulrates ist zu 50 Prozent mit Frauen besetzt. Die vier Dezernenten sind Männer, aber die Stellvertretungen sind zu 50 Prozent Frauen.

Mehr Mitbestimmungsrechte

Durch das Landesgleichstellungsgesetzt bekommt auch die Gleichstellungsbeauftragte in den Unternehmen mehr Macht bei der Mitbestimmung von Neubesetzungen von Arbeitsplätzen. „Bei der Auswahl der Bewerber hat sie Mitspracherecht und schaut darauf, dass die Frauenquote erfüllt wird“, so Hötzel von der Sparkasse Mülheim.