Mülheim. . Das Aquarium an der Delle entwickelt sich in den 1930er Jahren zum Besuchermagnet und zur Forschungsstätte. Familie Stinnes stiftet das Haus.
Zahlreiche Leserinnen und Leser haben uns zum Mülheimer Aquarium ihre Erinnerungen und Fotos aus großväterlichen Fotoalben überlassen. Dass es einigen Besuchern bei Krokodilen und großen Schlagen im doppelten Wortsinn zu heiß war, ist heute noch nachvollzeihbar. Mehr zur Geschichte des Tropenhauses an der Delle, hat Archivleiter Kai Rawe in einem „Zeitzeichen“ festegehalten, das wir in Auszügen vorstellen.
Firmen und Zoogeschäfte helfen
„’Uralte und neue Heimat – auf dem Wege zu einem heimatstädtischen Zoo!’ So kündigte die Nationalzeitung am 27. September 1932 die Eröffnung Aquariums an. Die ,Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde’, die heute unter ,Aquarienfreunde 07/48 Mülheim an der Ruhr’ existiert, präsentierte der Öffentlichkeit am 2. Oktober 1932 an der Delle eine naturhistorische Schausammlung.“
Ermöglichlicht habe das „die großzügige Bereitschaft der Familie Stinnes, ihr Stammhaus an der Delle 38, das so genannte ,Löwenhüsken’ den Aquarianern kostenlos zur Verfügung zu stellen“. Das Haus hatte einen Garten, der sich für Erweiterungen anbot. Und dazu einen großen Wintergarten, in dem sogar exotische Palmen wachsen konnten“, schreibt Rawe.
Mühevolle Eigenarbeit
„Das Ambiente war wie geschaffen zur Präsentation exotischer Tiere. In mühevoller Eigenarbeit hatten Vereinsmitglieder die Räume vorbereitet. Unterstützung fanden sie dabei bei der Friedrich-Wilhelms-Hütte und der Firma Thyssen, die Material und Arbeitskräfte stellten. Verschiedene Zoohändler und Fachgeschäfte für Aquaristik, schenkten dem Verein Aquarien, Terrarien und Tiere. Neben einigen erdgeschichtlichen Schaukästen bildete das ,Palmenhaus’ mit zoologischer Abteilung das eigentliche Zentrum des Aquariums.“
Fische und Eidechsen aus Amerika und Australien, tropische Vögel und Affen konnten die Mülheimer dort bestaunen. „Einen besonderen Schauer dürften die Besucher allerdings beim Anblick der Alligatoren – die größten Exemplare waren mehr als zwei Meter lang – sowie der Gift- und Würgeschlangen verspürt haben“, meint der Stadtarchivleiter. Die Nationalzeitung berichtete mit wohligem Entsetzen, das Aquarium zeige auch eine 4,5m lange Anakonda, die als das zweitgrößte Exemplar in Europa gelte, sowie eine 5,5 m lange Python, die mit Kaninchen und jungen Ferkeln gefüttert werde.
Aquarium ist voller Erfolg
Bei soviel Exotik war die Eröffnung des Aquariums ein „voller Erfolg“. Ursprünglich war die Ausstellung nur als befristete konzipiert. Aber die Aquarienfreunde etablierten sie zur beliebten Sehenswürdigkeit in der Stadt. Ende der 1930er Jahre kamen Laborarien und ein Hörsaal dazu. Das Haus erlebte unter dem damaligen Vereinsvorstand Dr. Kramer eine stetige Weiterentwicklung zu einer anerkannten Forschungsstätte der Zoologie, die oft Fachleute wie den schwedischen Forscher Sven Hedin nach Mülheim führten.
Im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde das Aquarium nicht wieder aufgebaut. Heute präsentieren die Aquarienfreunde ihr Hobby im Styrumer Schloss“, ergänzt Kai Rawe.
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