Mülheim. . 40 Gäste aus allen Teilen der Bürgerschaft kamen zum katholischen Neujahrsempfang in den Altenhof. Starke Worte zum Jahresbeginn von Franz Grave.
- Stadtkirche zeichnet den ehemaligen Kulturdezernenten für sein Engagement aus
- Weihbischof Grave appellierte an die politische Verantwortung der Christen
- Katholikenrat ist um den Bestand der Ladenkirche besorgt. Geld und Mitarbeiter fehlen
Caritas-Vorstand Hans-Theo Horn, vormals Kulturdezernent der Stadt, ist Träger der Nikolaus-Groß-Medaille 2017.
Alt-Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld würdigte den langjährigen Beigeordneten, Caritas-Vorstand, Pfarrgemeinderat, Katholiken- und Diözesanrat Horn als „einen notorisch zuversichtlichen Menschen, der es nie beim ‘man müsste mal’ oder ‘da müsste mal jemand’ belassen habe. Stattdessen habe er nicht nur in der katholischen Kirche immer selbst Verantwortung übernommen und an positiven Plänen und Gegenentwürfen mitgearbeitet.
Mühlenfeld wies darauf hin, dass das Kloster Saarn in seiner heutigen Form als Bürgerbegegnungsstätte ebenso mit Horns Wirken verbunden sei wie die Caritasstiftung, das Jugendfestival Voll die Ruhr, das kirchliche Programm im Kulturhauptstadtjahr 2010 oder die 1970 realisierte Gründung der ersten Mülheimer Gesamtschule, die seit 1984 den Namen Gustav Heinemanns trägt. „Ich hätte das, was ich geleistet habe, nicht leisten können, wenn ich nicht immer wieder Menschen gefunden hätte, die mich unterstützt und mir vertraut haben“, stellte Horn selbst fest. Sein erster Dank galt in diesem Zusammenhang seiner Ehefrau Christa und seiner Familie.
Dagmar Mühlenfeld zitierte in ihrer Laudatio denn auch Horns Lebensmotto, das er sich von der heiligen Katharina von Siena entliehen und selbst stets beherzigt habe: „Nicht das Beginnen, sondern das Durchhalten wird belohnt.“
Starke Rede des Weihbischofs
Ein Höhepunkt des katholischen Neujahrsempfanges war die Rede Franz Graves. Auch mit 82 hat der emeritierte Weihbischof, der seit 2008 als Seelsorger in St. Mariae Geburt wirkt, noch jugendlichen Schwung.
Das zeigte er mit seiner frei gehaltene Rede beim Neujahrsempfang der katholischen Stadtkirche, die man getrost als Ruckrede bezeichnen kann. „Wir fragen uns, was uns das neue Jahr bringt. Dabei sollten wir uns fragen, was wir im neuen einzubringen haben“, appellierte er an seine 140 Zuhörer, die aus allen Teilen der Bürgerschaft kamen und am Donnerstagabend den Weg in den Altenhof gefunden hatten. Grave warnte ausdrücklich vor Lethargie, Depression und politischer Abstinenz.
Als Gast im Haus der Evangelischen Kirche forderte Grave: „Wir müssen in diesem Jahr, in dem wir gemeinsam 500 Jahre Reformation feiern, der Ökumene neuen Schwung verleihen und einen mutigen Schritt nach vorne tun. Es darf nicht nur beim schönen Feiern bleiben. Wir müssen uns als christliche Kirchen auch selbstkritisch fragen, welche Schritte in Richtung Ökumene wir in den letzten Jahren unterlassen haben.“
Mit Blick auf die Landtags- und Bundestagswahl im Mai und September 2017 forderte er alle Bürger auf, ihr Wahlrecht verantwortungsvoll zu nutzen und in diesem Zusammenhang Parteien, Kandidaten, Programme und politische Praxis kritisch zu prüfen.
Auch wenn Grave das Primat der Gewissensfreiheit betonte und eine kirchliche Wahlempfehlung ablehnte, stellte er mit Blick auf die AfD fest, „dass ich mir nicht vorstellen kann, dass ein Christ, der die Botschaft des Evangeliums ernst nimmt und danach lebt, diese Partei wählen könnte.“ In Teilen der AfD erkennt der noch in der Weimarer Republik geborene Seelsorge braunes Gedankengut.
>>> WAS WIRD AUS DER KATHOLISCHEN LADENKIRCHE?
Der Vorsitzende des Katholikenrates, Rolf Völker, wies beim Neujahrsempfang der katholischen Stadtkirche auch darauf hin, dass die Miete der katholischen Ladenkirche am Kohlenkamp 30 nur noch bis September 2017 gesichert sei.
Deshalb will man jetzt auch Fördermittel aus dem Innovationsfonds des Ruhrbistums beantragen.
Auch neue ehrenamtliche Mitarbeiter werden in der Ladenkirche dringend gebraucht.