Mülheim. Ein geplantes Tagespflegenest an der Zeppelinstraße in Mülheim kann nicht eröffnen.Die Eigentümerversammlung im Haus stimmt dagegen.
- Neun Anmeldungen für das Tagespflegenest liegen vor, zwei Kinderpflegerinnen warten auf ihre Verträge
- Eigentümerversammlung stimmt gegen gewerbliche Kinderbetreuung im Haus
- Betreiberin muss nun einen neuen Standort suchen
Am 2. Januar, das war gestern, sollte eigentlich ein neues Kindertagespflegenest in Holthausen eröffnen, mit neun Betreuungsplätzen für kleine Jungen und Mädchen. Daraus wird nichts. Andere Wohnungseigentümer im Haus haben sich unverhofft dagegen ausgesprochen, die ganze Sache scheint unglücklich zu laufen.
Am lautesten beklagt dies Margarete Protze, Diplom-Pädagogin, die seit über 16 Jahren eine private Tageseinrichtung für Kleinkinder an der Hügelstraße betreibt und eine zweite vorbereitet. Wie Protze berichtet, liegen neun Anmeldungen vor, auch zwei Kinderpflegerinnen habe sie gefunden: „Sie warten bereits seit Oktober auf ihre Anstellung.“ Geplante Betreuungszeiten: werktags von 7 bis 17 Uhr.
Ein Tagespflegenest, das maximal neun Plätze haben darf, kann man nicht einfach an beliebiger Stelle eröffnen, sondern Auflagen sind einzuhalten. So müssen zwei Personen die Kinder betreuen, und das Jugendamt prüft, ob die Räume aus pädagogischer Sicht geeignet sind, beispielsweise nicht in einem Keller ohne Tageslicht liegen.
Zudem muss beim Bauordnungsamt eine Nutzungsänderung beantragt werden, bei der unter anderem auf den Brandschutz geschaut wird. Daran scheiterte der erste Anlauf von Margarete Protze: Nach eigener Aussage hatte sie eine Wohnung an der Kaiserstraße gefunden, die jedoch im Obergeschoss liegt. Für eine zusätzliche Feuertreppe wären 17 000 Euro fällig geworden.
Protze suchte weiter und stieß auf eine 127-qm-Wohnung im Parterre an der Zeppelinstraße. Deren Besitzer, Wolfgang Todt, hätte zum 1. Januar vermietet, auch eine Mitarbeiterin des Jugendamtes war vor Ort und mit den Gegebenheiten zufrieden. Doch die Wohnung liegt in einem Komplex mit insgesamt 16 Einheiten, die 14 unterschiedlichen Menschen gehören, von denen allerdings nur zwei selber an dieser Adresse wohnen.
Da gewerbliche Nutzung angefragt war, musste die Eigentümerversammlung zustimmen. Am 20. Dezember kam sie zu einer außerplanmäßigen Sitzung zusammen, in der Margarete Protze ihr Vorhaben noch einmal vorstellte, begleitet von einer Mutter samt einjährigem Kind. Abgestimmt wurde dann hinter geschlossener Tür, mit folgendem Ergebnis: acht Enthaltungen, sieben Gegenstimmen, eine Person dafür. Die einzige Ja-Stimme sei seine gewesen, berichtet Wolfgang Todt. „Nach den Vorgesprächen war ich überrascht, dass es so kam.“ Verstehen kann er es nicht: „Ab 17 Uhr und am Wochenende ist doch Ruhe.“ Und: „Kinder haben ein Vorrecht, anders geht es gar nicht.“
Warum sie das Tagespflegenest nicht im Haus haben wollen, dazu wollte sich auf Nachfrage dieser Zeitung keiner der Eigentümer äußern. Auch der zuständige Immobilienverwalter lehnte eine Stellungnahme ab.
Rechtlich ist die Sache klar und das Votum zu akzeptieren. Das Problem liegt eher im Zwischenmenschlichen, vermutet auch Lydia Schallwig, stellvertretende Leiterin des Jugendamtes. „Man braucht ein gutes Gefühl dafür, wo man ein Tagespflegenest am besten installiert.“ Insgesamt gebe es weit über 500 Plätze in der privaten Kindertagespflege in Mülheim, dass Fälle wie dieser häufiger vorkommen, kann sie nicht bestätigen.
Margarete Protze sucht notgedrungen wieder nach Räumlichkeiten: „Eine Mutter ist dabei, die den Platz zum 9. Januar braucht.“ Das wird tatsächlich sehr knapp.