Mülhiem. . Jochen Hartmann wechselte bereits mehrmals die politischen Lager. Mit dem Bürgerlichen Aufbruch schuf eine neue Fraktion im Stadtrat.

Er nennt sich selbst alleinerziehender Hunde-Papa, betont, dass er historisch sehr interessiert und ein Ur-Dümptener ist und nie von dort wegziehen möchte. Der Staatsanwalt Jochen Hartmann ist aber auch ehrenamtlicher Politiker, der mehrfach das Lager gewechselt hat. Heute sagt er: Wenn es die CSU in Nordrhein-Westfalen gäbe, er würde ihr angehören. Da die bayrische Partei fernab liegt, gründete Hartmann mit vier Mitstreitern in diesem Jahr den Bürgerlichen Aufbruch Mülheim. National konservativ, bezeichnet er sich, als Demokrat, der die Freiheit liebe und schützen wolle.

Kritik an der Stadtplanung

Er war noch Schüler an der Gustav Heinemann Gesamtschule in Dümpten, als er in die Junge Union eintrat. Später wurde er deren Vorsitzender in Mülheim. Der ganze politische Wirbel um das Misstrauensvotum gegen Willy Brandt elektrisierte damals junge Leute wie ihn. Mitte der 90er Jahre verließ er die CDU. „Es ging nicht um inhaltliche Dinge, vielmehr fand ich den Umgang mit dem damaligen Fraktions- und Parteivorsitzenden Klaus Möltgen, der gestürzt wurde, als unerträglich.“ Nur vier Jahre später stand er wieder bei der CDU auf der Matte, wurde Ortsvereinsvorsitzender in Dümpten. Der Wahlsieg von Gerhard Schröder habe ihn zu der Zeit wieder zur Union getrieben. Und weil er es „als unerträglich empfand“, dass die CDU ein paar Jahre später Christian Wulf zum Bundespräsidenten kürte, verließ er sie wieder.

Nächste politische Heimat wurde die AfD, mit der 2014 in den Rat einzog und sich sehr schnell zerstritt. Als Fraktionsloser blieb Hartmann zurück, empfand die Mülheimer Stadtplanung in vielerlei Hinsicht als Zumutung, die Finanzpolitik als Katastrophe und die Flüchtlingspolitik als sehr fragwürdig. „Ich finde, dass sich die Stadt in vielerlei Hinsicht verschlechtert hat, dass auch Ruhrbania kein Gewinn ist, dass wir uns Standards leisten, die deutlich zu teuer sind“, kritisiert er. Es gelang ihm mit Frank Wagner, Frank Blum, Ramona Baßfeld gleich CDU-Ratsmitglieder für ein neues Bündnis zu gewinnen und zog auch Georg Hötger von den MBI auf seine Seite.

Eine Art permanenter Untersuchungsausschuss

Bissige Kritik war ihm sicher: Ein neues Bündnis im Rat, das vom Wähler nicht gewählt wurde! Er hält dagegen: Rechtlich sei dies nicht zu beanstanden, und zumindest drei der fünf Fraktionsmitglieder seinen schließlich auch direkt vom Bürger in den Rat gewählt worden. „Wir werden uns als Bündnis bei der nächsten Wahl stellen“, betont er und ist sicher, dass gerade in Mülheim ein bürgerorientiertes Lager große Chancen hat.

Hartmann sieht sich mit seiner Fraktion als Querdenker, als Gegner jeglicher Mauscheleien, um an Posten zu kommen. „Wir sind alle in festen Berufen, wollen gestalten, anregen und eine Art permanenter Untersuchungsausschuss sein.“

Auf den Mund schauen

Populismus wird ihm häufiger vorgeworfen, gerade, wenn es um Sicherheit, Ordnung und um das Thema Flüchtlinge geht. „Wir werden keine Freiheit ohne Sicherheit haben“, sagt er darauf und: „Populismus ist nichts anderes, als dem Volk auf den Mund zu schauen, aber ihm nicht hinterher zu rennen.“ Jeder verfolgte und bedrohte Flüchtling müsse aufgenommen und vernünftig versorgt werden, betont er. Klare Kante wünscht er sich aber gegen all jene, die die Gesetze missachten, sich nicht anpassen, den Staat ausnutzen wollen.

Politik muss auch Spaß machen, sagt Hartmann. Den habe er. Rund zehn bis 14 Stunden investiert er neben seinem Beruf in das Ehrenamt. Und wenn er die Chance hätte, ein Gesetz durchzusetzen? „Ich wäre für Volksabstimmung auf Bundesebene. Es wäre ein Stück mehr Demokratie aus dem Volk.“