Mülheim. . Hunderte von Eltern stehen auf Wartelisten und hoffen, für ihr Kind einen Kita-Platz zu erhalten. Die Stadt will Zahl der Plätze erhöhen.
- Eine junge Mutter schildert, wie schwierig es ist, einen Kita-Platz zu bekommen
- Viele Einrichtungen winken bei Anfragen mit Blick auf die lange Warteliste ab
- Die Stadt versichert, dass sie den Rechtsanspruch umsetzen kann
Das hatten sich die Eltern des kleinen Mika (Name von der Redaktion geändert) nicht so schwer vorgestellt: Die Suche nach einem U2-Betreuungsplatz ab dem 1. August 2017 gestaltete sich in den vergangenen Monaten äußerst schwierig. Wo sie auch nachfragten, ob in Kitas oder in der Tagespflege: überall sei von ellenlangen Wartelisten die Rede gewesen; es sei nahezu aussichtslos, sich auch noch auf die Liste setzen zu lassen, habe es geheißen. Macht sich da jetzt die zuletzt höhere Geburtenrate bemerkbar?, fragt die Mutter.
Nahezu aussichtslos
„Wir haben viele Einrichtungen angerufen, überall hieß es, sie seien voll“, berichtete die Mutter, eine Heißenerin, dieser Tage der Redaktion. In der städtischen Kita Hummelwiese im Folkenborntal habe es geheißen, man führe eine Warteliste mit 300 Kindern. In der integrativ arbeitenden Villa Kunterbunt am Priesters Hof, ebenfalls in städtischer Trägerschaft, sei gar die Zahl von 400 genannt worden – wobei die Leitung bemerkt habe, dass natürlich auch Karteileichen darunter sein könnten, schließlich meldeten sich Eltern der Sicherheit halber meist gleich bei mehreren Kindertagesstätten an.
Bei der städtische Kita Löwenzahn an der Blücherstraße: ebenfalls „eine lange Warteliste“. Und das Evangelische Familienzentrum an der Kleiststraße? 150 Kinder im Wartestand, gibt die Mutter die Reaktionen auf ihre Suche nach einem Betreuungsplatz für ihren kleinen Sohn wieder. Bei Anrufen in Tagespflegeeinrichtungen habe man sich auch stets die Aussage eingeholt, es sei nahezu aussichtslos.
Nur über Vitamin B Platz bekommen
„Ich glaube, die steigende Geburtenrate bringt die Einrichtungen gerade etwas ins Schleudern“, glaubt die Mutter, die mittlerweile immerhin – doch nur über Vitamin B – einen Betreuungsplatz gefunden hat.
Wir haben Jugendamtsleiterin Lydia Schallwig mit den Erfahrungen der Heißenerin konfrontiert. Sie sagt: „Das kann ich auf Anhieb so nicht bestätigen.“ Sie sei überrascht, dass Kitas im Stadtgebiet Wartelisten mit 300 oder gar mehr Kindern führten, auch wenn sie nicht für jede Kita sprechen könne, da ja auch welche in privater Trägerschaft seien. Jedenfalls findet es Schallwig merkwürdig, dass die Mutter aus Heißen sich prompt so manche Absage eingehandelt hat. „Wir sind noch gar nicht an dem Zeitpunkt, wo Absagen rausgehen.“ Man sei im Amt gerade dabei, die Belegungen für 2017/18 zusammenzutragen.
Wir können Rechtsanspruch umsetzen
Laut letztem Bericht für das Kita-Jahr 2016/17 gab es in Mülheim 4212 Kinder unter drei Jahren (Stand: Februar 2016). Davon würden 1089 in einer Kita betreut, 700 in der Tagespflege – macht eine Betreuungsquote von knapp 42,5 Prozent. Schallwig sagt: „Wir können den Rechtsanspruch umsetzen, wenn auch nicht immer in der Wunscheinrichtung. Wir versuchen aber, den Stadtteil zu treffen oder zumindest einen benachbarten Stadtteil.“
Mehr Geburten, auch der Zuzug etlicher Flüchtlingskinder stellt die Stadt wohl neuerlich vor eine Herausforderung. „Wir bauen weiter aus“, sagt Schallwig und zählt die anstehenden Großprojekte auf: Geplant ist der Bau einer Kita an der Bruchstraße (Eppinghofen). Dort läuft zurzeit die Ausschreibung für die Trägerschaft. Die Kita wird frühestens zum Sommer 2018 starten. Zum Jahreswechsel 2017/18 soll Aldi seine Kita an der Burgstraße in Styrum eröffnen. An der Kurfürstenstraße in Broich wird 2017 ein Altgebäude für einen neuen Kita-Betrieb umgebaut. Anfang 2018 soll eine Kita an der Frühlingstraße in Speldorf an den Start gehen.
Im Frühjahr 2017 wird das Verwaltungsamt eine neue Zwischenbilanz zum Ausbau der U3-Plätze vorlegen. Das Ziel ist es, die Betreuungsquote weiter zu erhöhen.