Aus der unansehnlichen Wand am Frauengefängnis haben Hardy Bock und Adam Masava einen echten Hingucker gemacht. Das Bild regt zum Nachdenken an

  • Das Weltbaustelle genannt Projekt der ev. Kirche thematisiert den Umgang mit den Ressourcen
  • Auch mit den Künstler Hardy Bock und Adam Masava kamen Norden und Süd zusammen
  • Jetzt fehlt noch eine Bank, um in das Gemälde einzutauchen. Die Stadt hat die Gestaltung nichts gekostet

Seit ein paar Tagen nun sind am ehemaligen Frauengefängnis die Gerüste abgebaut und das 543 Quadratmeter große Wandgemälde von Hardy Bock und Adam Masava, seinem Partner aus Kenia, leuchtet prächtig in der Nachmittagssonne. „Ich bin erleichtert, dass es fertig ist, aber natürlich auch stolz“, sagt der 37-jährige Bock. Es war eben auch eine Zeit der Entbehrung. Bei zwei Grad und einem scharfen Wind auf dem Gerüst zu kauern, zu bibbern und eine Giraffe zu malen, die aus einem Fenster schaut, ist wahrlich kein Vergnügen. Die Farbe war nach zwei Tagen noch immer nicht getrocknet und manchmal hat auch der Regen die Arbeit wieder zerstört. Aber Bock, der sich bei der Bemalung eine heftige Erkältung einfing, möchte sich nicht beklagen. Er ist glücklich über die Erfahrung, sehr zufrieden mit dem Ergebnis und erhält, auch von seinen Kollegen aus der Kunst, viele positive Reaktionen. Und schon widmet er sich seinem nächsten Großprojekt: die Bemalung der 250 Altkleidercontainer, an der er seit zwei Jahren arbeitet und inzwischen über 150 abgearbeitet hat, was ihm zum bestvertretenen Künstler im öffentlichen Raum macht. Ihn zieht es nach der Arbeit bei Kühlschrank-Temperatur nun erstmal in wärme Gefilde.

Sieht man die fertige Gestaltung, ist die Frage spannend, wem die Urheberschaft für welchen Teil gebührt. Geplant haben sie es beide zusammen. Der König der Tiere, der majestätisch in der Savanne unter der untergehenden Sonne liegt, stammt nicht von Adam Masava, wie man meinen könnte, sondern von Bock. Für die Bäume, von denen sich einer zu einem Schlot verwandelt, stand die Natur am Fossilienweg Pate. Masava (30), der schon mit der Bemalung der Lärmschutzwand an der A 40 von sich reden gemacht hat, musste vor einigen Wochen, als sein Visum abgelaufen war, nach Nairobi zurückkehren und meldete sich kürzlich bei einem kleinen Festakt, bei dem die Initiatoren des Projektes dessen Fertigstellung feiern wollten, mit einer Videobotschaft. Er dankte für die große Chance, die ihm angeboten wurde und erläuterte einige Szenen. Rechts sieht man die Wellblechdächer aus den Slums, in dem auch er groß geworden ist und sich nun auch um die Vermittlung von Kunst an Kinder kümmert.

Der gelbe Bus ist für ihn Symbol des Auf- und Ausbruchs aus der sozialen Not. „Er bringt die Kinder zur Schule und die Erwachsenen zur Arbeit, damit sie Geld verdienen können.“ Links außen ist ein Lieferant zu sehen, der sein Fahrrad zum Werkzeug macht und das Brot in großen Boxen transportiert. Der Slum wandelt sich in eine moderne City mit Hochhäusern.

Zuletzt bekam Bock noch Unterstützung des Kölner Streetart-Künstlers Sven Bormes, der die Idee zu der Frage hatte, die zum Kern der Weltbaustelle führt: „Wollen wir dieses Leben?“ Das Eine-Welt-Netzwerk der Evangelischen Kirche möchte mit dieser Aktion zum Nachdenken über die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen anregen, die von der weltweiten Überwindung der Armut bis zum Schutz der Ozeane reicht. Der Kugelfisch, der sich bei Stress vollpumpt und ein hochgiftiges Nervengas produziert, würde sich freuen. Bormes gab dem Bus auch die Nummer 133.

Eine Sitzbank am Parkplatz wäre nicht schlecht, um mal etwas länger vor dem Gemälde verweilen und in Details eintauchen zu können, wünscht sich der Künstler. Die Rotphasen sind dafür wohl doch ein wenig zu knapp. Es gibt auch Phasen, in denen der Verkehr hier nicht so stark fließt.