Mülheim. . Einzelkämpfer Hasan Tuncer setzt sich im Stadtrat mit Forderung durch.Sein Ziel: Ein Gesamtschulangebot in Eppinghofen.
- Die Stadt prüft nun, wie der Schulstandort Bruchstraße über 2018 hinaus erhalten werden kann
- Hasan Tuncer vom Bündnis für Bildung plädiert an der Stelle für ein Gesamtschulangebot
- Doch es gibt auch Bedenken: Heiko Hendriks (CDU) sieht bildungspolitisch und finanziell große Hürden
So viele Mails, so viele Glückwünsche, so viel Anerkennung, auch von Menschen, die er gar nicht persönlich kenne, habe er selten erlebt, berichtet der Ratsherr Hasan Tuncer. Seine Zustimmung zum Haushalt 2017 hatte er davon abhängig gemacht, dass SPD und Grüne auf seine Forderung, den Schulstandort der Max-Kölges-Schule in Eppinghofen neu zu entwickeln, eingehen. Sie taten es, und Tuncer wird bereits als Retter eines längst aufgegebenen Schulstandortes gefeiert.
Jahrelanger Schulkampf
„Ich werde hier konsequent am Ball bleiben“, versichert er und macht deutlich, dass er zügig Planungen und Umsetzungen erwartet. Tuncer, 27 Jahre alt und Student der Politikwissenschaften an der Uni Duisburg/Essen, vertritt als Einzelkämpfer im Stadtrat das „Bündnis für Bildung“. Jenes Bündnis ist aus einem jahrelangen Schulkampf hervorgegangen, in dem es um den Erhalt eben jenes Schulstandortes an der Bruchstraße ging. Bei einem Bürgerbegehen votierten im Jahr 2012 über 17 000 Menschen für den Erhalt des Standortes und kippten damit die Entscheidung des Stadtrates, die Schule aufzugeben. Dass die Hauptschule dann doch wenig später auslief, lag an fehlenden Hauptschülern.
SPD und Grüne haben sich auf den Deal mit Tuncer eingelassen, obwohl gerade die Grünen damals federführend für die Aufgabe des Standortes eingetreten waren. Doch ohne die Stimme von Tuncer hätte der städtische Haushalt nicht verabschiedet werden können – mit großen Nachteilen für die Stadt.
Vermarktung vom Tisch
Für die Stadt hatte der Schulstandort bis vergangenen Donnerstag keine große Perspektive mehr. Geplant war, die Schulbauten eines Tages abzureißen, das Grundstück zu vermarkten. Die Schulgebäude werden aktuell noch als Dependance genutzt für einige wenige Klassen der Hauptschule am Hexbachtal und für Seiteneinsteigerklassen mit Flüchtlingskindern, die an anderen Schulen nicht untergebracht werden konnten, so der Leiter des Schulverwaltungsamtes, Uwe Alex. „Für uns ist das jetzt eine neue Lage. Wir werden den Ratsauftrag prüfen.“
Das Grundstück der bisherigen Max-Kölges-Schule wird jetzt nicht mehr vermarktet, hat der Rat beschlossen, und dass der Schulstandort über 2018 hinaus gesichert wird, da die Entwicklungen bei den Schülerzahlen und der Nachfrage nach einzelnen Schulformen – auch aufgrund der Flüchtlingszuwanderung – nicht konkret absehbar seien. Die Verwaltung soll nun prüfen, ob und unter welchen Voraussetzungen der Schulstandort an der Bruchstraße für welche schulische Nutzung in Betracht kommen kann, und erarbeitet ein Konzept über 2018 hinaus.
Weiterhin Partnerschule des Handwerks
Tuncer hat dabei schon konkrete Vorstellungen: „Mein Ziel wäre es, dass dort zumindest ein Teilstandort einer Gesamtschule entsteht. Das ist in Mülheim die Schulform, an der die meisten Schüler seit Jahren keinen Platz finden.“ Und: Die Schule soll weiterhin Partnerschule des Handwerks bleiben, wie es die bisherige Hauptschule war. Vielleicht, so Tuncer, wäre an der Stelle auch eine eigenständige Gesamtschule eines Tages möglich.
Einer, der große Bedenken bei dem Beschluss hat, ist der bildungspolitische Sprecher der CDU, Heiko Hendriks: „Für mich und andere kam dieser Beschluss völlig überraschend. Er widerspricht völlig dem Bildungsentwicklungsplan. Ich sehe dort keine eigenständige Schule.“ Der CDU-Mann gibt auch zu bedenken: „Uns gehen mit dem Beschluss beachtliche Einnahmen verloren, die wir mit der Vermarktung des Geländes im Dichterviertel erzielt hätten.“
Bürgerverein wartet auf Konzept
Die Herrichtung des Schulgebäudes würde viel Geld kosten, das die Stadt im Haushalt nicht vorgesehen hat. Wie teuer der Standort letztlich wird, ist offen: „Im Rahmen der Prüfung werden wir die Kosten für Modernisierung, Umbau oder Neubau berechnen“, sagt Ricarda Becker, Referentin im Immobilen-Dezernat.
Der „Eppinghofer Bürgerverein will sich ebenfalls im kommenden Jahr intensiv mit der Weiterentwicklung der Eppinghofer Bildungslandschaft beschäftigen, wie Vorsitzender Bernd Köhler sagt. Gespannt wartet der Verein auf das Konzept der Stadtverwaltung.