Mülheim. . Ein Mülheimer Ehepaar klagt über sein Elterngeld-Verfahren. Das Essener Versorgungsamt habe sich gegen Nachfragen komplett gesperrt.
- Ein Mülheimer Elternpaar klagt über das Versorgungsamt, das ihren Elterngeld-Antrag bearbeitet
- Das Amt habe zuletzt über Wochen sämtliche Nachfragen abgeblockt
- Essener Behörde streitet die Vorwürfe ab: Man sei stets über alle Kanäle zu erreichen
Ein Mülheimer Ehepaar hatte schon befürchtet, ins Jahr 2017 ohne das ihm zustehende Elterngeld gehen zu müssen. Seit ihr Antrag beim Versorgungsamt in Essen, das auch für Mülheim zuständig ist, gestellt war, waren schließlich schon fast vier Monate vergangen. Und genehmigt war die staatlich zugesicherte Leistung immer noch nicht. Und das Amt, sagen sie, habe sich bei Versuchen, in der Sache nachzubohren, komplett abgeschottet.
Freilich, das sagen auch die freiberuflich tätigen Eltern: Ihr Fall war nicht 08/15. Zwischenzeitlich schickte das Amt im September (Mutter) und Oktober (Vater) auch Bewilligungen raus, doch bei einem speziellen Anliegen des Vaters gab es Klärungsbedarf. Eine Lösung ist wohl mit dem Sachbearbeiter besprochen worden.
Eltern klagen: Mit uns wollte keiner sprechen
Was daraufhin (nicht) geschah, ärgert die Mülheimer Eltern. Für eine Rückfrage sei der Sachbearbeiter zwei Wochen lang telefonisch nicht erreichbar gewesen. Schließlich habe ein Kollege von ihm den Rat gegeben, eine Mail zu schreiben. Wieder länger als eine Woche keine Reaktion. „Dann haben wir noch mal angerufen. Da hieß es, der Sachbearbeiter habe kein Telefon mehr, weil er sonst zu viele Telefonate habe.“ Ob man mal persönlich kommen solle? Nein, sei die Antwort gewesen. „Das können Sie vergessen.“ Und eine Antwort-Mail ließ weiter auf sich warten.
Ein überlastetes Amt, wenig serviceorientiert? Silke Lenz, Sprecherin der Stadt Essen, wies dies am Freitag von sich, und schilderte ausführlich den komplexen wie komplizierten Verlauf des Antragsverfahrens. Alle Mitarbeiter der Elterngeldstelle habe man mit den Vorwürfen der Eltern konfrontiert. „Es konnte niemand gefunden werden, der solche Aussagen getätigt hat.“ Sie seien auch „nicht vorstellbar“ und entsprächen „in keiner Weise den Standards der Kundenorientierung“. Selbstverständlich sei zu den Öffnungszeiten eine telefonische wie persönliche Vorsprache möglich, die Wartezeiten seien nicht unangemessen.
10 827 Anträge bis November – bei zwölf Mitarbeitern
Seit 2007 regelt das Essener Versorgungsamt auch die Mülheimer und Oberhausener Elterngeld-Fälle. In den ersten elf Monaten dieses Jahres waren 10 827 Anträge zu bearbeiten. Zwölf Vollzeitstellen, rund zwei für Mülheim, sind dafür eingeplant. Heißt rechnerisch: Jeder Mitarbeiter hat pro Monat rund 82 Anträge abzuarbeiten.
„Es bestehen grundsätzlich keine Probleme in der zeitnahen Bearbeitung der Anträge“, so Essens Stadtsprecherin Lenz. Aktuell liege die durchschnittliche Laufzeit der Antragsverfahren bei 46,87 Tagen, so sei man derzeit im Schnitt fast 13 Tage schneller unterwegs als im Vorjahr. Für 2017 sei eine geringfügige Erhöhung der Personalausstattung vorgesehen, zudem stehe im ersten Halbjahr 2017 eine Untersuchung an, die klären solle, ob Organisation und Personalausstattung zweckdienlich sind.
Und jetzt das gute Ende: Lenz berichtete unserer Zeitung nun, dass das Elterngeld für den Vater Anfang 2017 garantiert fließen werde. Es sei bewilligt. Die Familie wartet nur noch auf den Behördenbrief.