Mülheim. . Ein außergewöhnliches Kulturprojekt hatte am Wochenende Premiere in Mülheim: Die „Eat-Art-Performance – Around the Fireplace“ auf der Volxbühne.

  • Alle Besucher kauften eine Karte für sich und zusätzlich eine für einen Flüchtling
  • Künstlerduo: Einer steht an der Feuerstelle, einer verarbeitet die Geräusche des Kochens
  • Der Begriff Einladungskultur soll bei der Live-Performance wörtlich genommen werden

Es ist dunkel im Saal der Volxbühne, rund 40 Gäste sitzen auf Stühlen im Kreis und lauschen den typischen Küchen-Geräuschen: Kräuter werden gehackt, Messer erhalten einen Schliff, in der Mitte ist eine Feuerstelle aufgebaut. Einer kocht, ein anderer mischt dazu passend eine Klanginstallation.

Das Besondere dabei: Alle Geräusche werden mit Mikrofonen aufgenommen, gesampelt und live musikalisch weiter verarbeitet. Das Ergebnis ist ein Kochabend, der gleichzeitig zu einem Live-Hörerlebnis wird.

Hinter diesem Live-Act verbergen sich zwei Kölner. Hobbykoch und Künstler Oliver Schneider steht an der Feuerstelle, der Klang- und Medienkünstler Frank Schulte verarbeitet die Geräusche des Kochvorgangs an seinem Mischpult.

Die beiden Männer haben schon mehrere Klang- und Kochprojekte zusammen durchgeführt. Alle Besucher, ob Paar oder Einzelperson, kauften im Vorfeld nicht nur eine Karte für sich, sondern zusätzlich auch eine für einen Flüchtling aus einer Mülheimer Wohneinrichtung. Und erst am Abend lernten sie sich auf dem Kochevent persönlich kennen.

„Es geht darum, dass Neu- und Altbürger sich auf eine ungewöhnliche Begegnung einlassen“, erklärt Jörg Fürst, Leiter und Regisseur der Volxbühne. Die Intention: Der Begriff Einladungskultur solle bei der Live-Performance wörtlich genommen werden, ergänzt Fürst. Der gebürtige Kölner kennt die beiden Künstler durch gemeinsame Aktionen, und so habe es nahe gelegen, diesen außergewöhnlichen Auftritt zu initiieren.

Ein gastgebendes Paar war begeistert von der Idee und entschied sich sofort, an der Aktion teilzunehmen. „Meine Frau ist Mitglied des Theaterensembles, so haben wir davon erfahren. Es ist eine gute Gelegenheit, Menschen zu helfen, die Schlimmes hinter sich haben“, erklärt Markus Blanke. Er ist selbst beruflich oft in Flüchtlingsheimen und kommt schnell mit seinen beiden Gästen aus Syrien ins Gespräch. Einen von ihnen, Shihar Sheikhi, genießt den Abend und unterhält sich angeregt. Der Arzt spricht schon recht gut deutsch und erzählt von seiner neuen Wohnung, die er kürzlich bezogen hat.

Der 31-jährige Sheikhi konnte sich erst nichts unter der Aktion vorstellen, jetzt staunt er über das Geschehen. Ebenso die 18-jährige Albanerin Lumturi Roci: „Das ist sehr spannend, was hier passiert, lustig und lecker.“ Die Vorspeisen, Brot mit frischen Kräutern und gedünstete Shiitakepilze, schmecken ihr gut. Der kleine Bruder ist auch mitgekommen und filmt das Ganze mit seinem Smartphone.

Die Künstler zeigten sich mit dem Ergebnis ihrer Klangküche zufrieden: „Es ist nicht leicht, etwas Sinnvolles zur Flüchtlingsthematik beizutragen. Wir wollten die Hürden nehmen, etwas Gemeinsames und Persönliches zu erleben und miteinander kommunizieren.“