Mülheim. Das Haus an der Georgstraße wurde 1956 eingeweiht als „Weihnachtsgeschenk“. Schwierige Phasen folgten. Heute ist es im Stadtteil fest vernetzt

Mit weihevollen Worten eröffnete der damalige Oberbürgermeister Heinrich Thöne am 22. Dezember 1956 das Jugendheim Stadtmitte: Ein Weihnachtsgeschenk für die Mülheimer Jugend sollte es sein. 320 000 D-Mark hatte der Neubau an der Georgstraße gekostet. Im Laufe seiner bewegten Geschichte wurde das Geschenk mal mehr, mal weniger gut angenommen. Am 16. Dezember 2016 feiert das Team den 60. Geburtstag des Hauses.

Bei der Einweihung, damals noch in städtischer Trägerschaft, gab es 40 Jugendheime in Mülheim, dennoch verzeichnete man im ersten Jahr des Bestehens regen Besuch: 39 000 Jugendliche kamen 1957, heißt es in der Chronik. Schwieriger wurde es in den sechziger Jahren, geradezu kritisch 1971, als dem Zentrum die Schließung drohte. „Wegen Personalmangels“, wie es hieß, der damalige Leiter fand keine Mitarbeiter mehr. „Die Klientel war schwierig“, sagt Richard Grohsmann, der das Haus lange kennt und selber seit 1982 führt. „Das Jugendzentrum hatte früher einen schlechten Ruf.“

Umbauphasen folgten, baulich wie organisatorisch, 1981 wechselte die Trägerschaft und liegt bis heute beim SKJ, einem Verein mit sozialistischer Tradition. Schlecht sah es auch nach einer Bedarfsanalyse im Jahr 2001 aus, die Überkapazitäten im Innenstadtbereich auswies und den Bestand des Jugendheims erneut gefährdete. Wenig später wurden die Öffnungszeiten auf drei Wochentage gekürzt und blieben es bis ins Jahr 2008.

Dann rückte der Einzugsbereich, Eppinghofen, ins sozialpolitische Blickfeld. Ein Stadtteilmanagement wurde installiert und das Jugendzentrum Stadtmitte wirkte mit an einem wachsenden Netzwerk. So hätten sie schon vor etlichen Jahren, beim Bingo in der Awo-Begegnungsstätte, Kinder und Senioren zusammengebracht, sagt die Sozialpädagogin Vahide Tığ. Heute sei generationsübergreifende Arbeit gefragt und das Jugendzentrum fest im Stadtteil verankert. Die Mitarbeiter sprechen gerne von „unseren Familien“, die zu 80 Prozent einen Migrationshintergrund haben.

Erfahrung von Richard Grohsmann ist auch: „Wenn es gesellschaftliche Umbrüche in der Stadt gibt, merken es als erste die Jugendzentren.“ So hätten sie schon vor 15 Jahren auf die Kinderarmut als drängendes Problem hingewiesen, jedoch wenig Gehör gefunden.

Materielle Armut und Beziehungsarmut auszugleichen, sei heute eine zentrale Aufgabe des Haues: „Wir bieten den Kindern und Jugendlichen das, was sie sonst nicht haben und nicht kennen, Theaterbesuche, Sportaktionen, Ausflüge im Sommer.“ 40 bis 50 Kids kommen Tag für Tag.

Persönliche Erinnerungen gefragt

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